Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 106
gemeldet ist Herr
GR Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Meine Damen und
Herren!
Kurt Stürzenbecher hat uns jetzt erklärt, dass die
SPÖ für eine Steigerung der Effizienz steht. (GR Dr Kurt Stürzenbecher:
In diesem Zusammenhang! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja, ich
weiß schon. Das, was ich gesagt habe, war nicht falsch!
Weiters hat GR Stürzenbecher gesagt, dass aus dem
Betrieb eine Unternehmung gemacht wird, weil dann kurze und rasche
Entscheidungswege vorhanden sind. – Das habe ich interessant gefunden! Es
ist ja nicht das erste Mal, dass im Umweltbereich ein Betrieb zu einer
Unternehmung geworden ist. Die MA 45 hat ja schon einen Teil verloren, und
dieser heißt jetzt, wenn ich mich nicht täusche, Wiener Gewässermanagement. Es gibt
aber auch noch ein paar andere Betriebe, die im Umweltbereich ressortieren, und
zwar die MA 48, wie wir schon von Kollegen Margulies gehört haben, die
MA 31 und die MA 49 betreffend Forst- und Landwirtschaft.
Ich meine, dass man das heute vielleicht einmal
klären sollte. Früher hat es immer geheißen: Nein, eine Ausgliederung gibt es
nicht! Wir haben es aber zuerst schon gehört, und auch ich vertrete diese
Meinung, dass das der erste Schritt zur Ausgliederung ist. Die SPÖ wird ja
nicht mehr ewig eine absolute Mehrheit haben, sondern möglicherweise nur mehr
bis zum Herbst 2009 oder bis zum Frühjahr 2010, und dann wird man sich mit
irgendwelchen Koalitionspartnern herumschlagen müssen. Beim letzten Mal hat man
einige Ausgliederungen vorbereitet, und jetzt gibt es halt Unternehmungen. Ich
frage mich ganz ernsthaft: Warum die Angst vor der Opposition? Warum braucht
man das unbedingt gerade jetzt in der Zeit davor? Wir haben noch ein bisschen
Zeit!
Deswegen meine Frage: Wann wird die MA 31 eine Unternehmung? Wann wird die MA 48
eine Unternehmung? Wann wird die MA 49 eine Unternehmung? All das sind
Betriebe der Stadt Wien, die laut Budget positiv bilanzieren, wenn man das
isoliert betrachtet. Ihr werdet aber zum Beispiel sicherlich nicht den
Forstbetrieb zu einer Unternehmung machen, denn dieser ist, wenn man das nur so
betrachtet, defizitär. Und man wird sicherlich auch die Wiener Bäder nicht zu
einer Unternehmung machen, denn diese sind auch defizitär. Man macht nur das
zur Unternehmung, wo man in Wirklichkeit Geld machen kann, und das ist eben ein
Teil der 45er, und das sind die 30er, die 48er, die 31er, und es wäre ein Teil
der 49er.
Wir glauben auf jeden
Fall, dass jetzt die ersten Schritte getan werden und weitere Unternehmungen
folgen werden, und am Schluss des Tages werden wir uns nur mehr darüber
unterhalten dürfen, ob wir Ja oder Nein zum Wirtschaftsplan sagen, werden aber
nicht mehr entscheiden dürfen, was darin steht.
Kollege Stürzenbecher! Du
hast noch etwas Interessantes gesagt: Du hast angedeutet, dass es auch um eine
Neubewertung des Anlagevermögens geht. Wenn man sich das aber genau anschaut,
dann erhebt sich die Frage: Welches Anlagevermögen gibt es bei der MA 30?
Da gibt es einen Kanal und Kanalnetze in der Donaustadt und Floridsdorf. Diese
habt ihr an ausländische Firmen zurückgeleast. Das ist ja ein Teil des Cross
Border Leasings. Im Hinblick darauf frage ich: Warum braucht man jetzt
unbedingt eine Neubewertung des Anlagevermögens? Wächst euch das Cross Border
Leasing ein bisschen über den Kopf? Ist deshalb jetzt plötzlich von einer
Neubewertung die Rede?
Kollege Stürzenbecher! Das
ist eine Fülle von Fragen, und du hast diese hier nicht beantwortet! Die SPÖ
wird diese aber in der nächsten Zeit, wahrscheinlich bis zur Wahl, so
beantworten, dass eine Unternehmung nach der anderen kommt und ihr das Ganze
der demokratischen Kontrolle entzieht. Deswegen stimmen wir nicht zu. (Beifall
bei den Grünen.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich habe jetzt eine zweite Wortmeldung von Herrn GR Dipl-Ing Margulies. Ich nehme an,
dass es sich nicht um eine tatsächliche Berichtigung zu Kollegen Maresch,
sondern um eine zweite Wortmeldung handelt. Sie haben 14 Minuten.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Keine Angst! Ich werde nicht 14 Minuten brauchen!
Ich erwarte mir nur eine Aufklärung, weil Kollegen Stürzenbecher da offenbar
etwas herausgerutscht ist. Den ersten Teil hat Kollege Maresch schon angeführt:
Es geht um die Neubewertung des Anlagevermögens. Den zweiten Teil hat er aber
noch nicht erwähnt: Es sinkt damit der Kostendeckungsgrad. Und das ist
natürlich für die Kanalgebühren eine ganz spannende Frage!
Ich würde mir jetzt tatsächlich Aufklärung darüber
wünschen – und erwarte sie mir auch –, in welcher Größenordnung die
Neubewertung des Kanals erfolgt, in welcher Größenordnung eine Abschreibung des
vorhandenen Anlagevermögens stattfindet und wie sich das auf den
Kostendeckungsgrad auswirkt.
Über Letzteren können wir streiten: Sie sagen immer,
er ist gerade ausgeglichen, wir sprechen von einer Überdeckung. Wenn das aber
dazu führt, dass nach Ihrer Rechnung der Kostendeckungsgrad beim Kanal
plötzlich nur noch bei 70 Prozent liegt, was bedeutet das dann für die
Kanalgebühren?
Ich würde mir wünschen, dass jetzt ein Kollege oder eine
Kollegin von der Wiener SPÖ herauskommt und tatsächlich bekannt gibt, in
welcher Größenordnung das Anlagevermögen abgeschrieben werden soll und in
welcher Größenordnung der Kostendeckungsgrad beim Kanal reduziert wird. –
Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. (Rufe bei den GRÜNEN: O je!) Die Debatte
ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort.
Wir kommen daher gleich zur Abstimmung.
Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die der
Postnummer 20 die Zustimmung erteilen können, um ein Zeichen mit der Hand.
– Ich stelle die Zustimmung bei der SPÖ fest. Das ist somit mehrstimmig
beschlossen.
Wir kommen als Nächstes zur
Postnummer 23 der
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