Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 106
Weltwirtschaftskrise wird davon auszugehen sein, dass
auch die 180 000 Wohnungen, die dieser Investor noch hat, verkauft werden,
und zwar mit all den Sorgen und Problemen, die die Mieter, die noch in diesen
Wohnungen sind, haben.
Unsere Mieterinnen und Mieter in den Gemeindebauten
in Wien haben diese Sorgen nicht. Warum haben Sie diese Sorgen nicht? –
Weil wir Wiener Sozialdemokraten daran festgehalten haben, Gemeindewohnungen
nicht zu verkaufen. Uns sind der kommunale Wohnbau und jede Gemeindewohnung wichtig.
Daher wollen wir die Gemeindebauten im Eigentum der Stadt Wien behalten, weil
sie ein wichtiger Aspekt in der Wiener Wohnpolitik sind.
Ich möchte zu ein paar Punkten kommen, die Kollege
Ellensohn angeführt hat. Er hat von diesem Bericht gesprochen, den
wahrscheinlich viele im „Report“ gesehen haben. Er hat von einem Gurkenglas
gesprochen. Ich darf ihn berichtigen: Man konnte erkennen, dass es ein
Marmeladeglas war, wenn man darauf geschaut hat. Wenn man diese Geschichte
erzählt und sich dieses Haus angeschaut hat, dann muss man dazu auch die
Vorgeschichte erzählen. Wiener Wohnen hat dieser Bewohnerin mehrmals
Ersatzwohnungen angeboten, diese Bewohnerin wollte jedoch keine Ersatzwohnung
annehmen und hat sich dann, wie sie auch in diesem Beitrag selbst gesagt hat,
nicht mehr gemeldet und eigentlich nichts mehr getan.
Wir schauen auf unsere Mieterinnen und Mieter im
Gemeindebau. Ich möchte auch darauf hinweisen, was der Herr Bürgermeister schon
gesagt hat: Der Gemeindebaumieter zahlt im Durchschnitt netto 4,60 EUR pro
Quadratmeter. Und wenn hier auch davon gesprochen wurde, dass die Gebühren der
Grund für die hohen Mieten sind, dann möchte ich wiederholen, was ich schon
letztes Mal gesagt habe, dass nämlich die Gebühren gerade einmal 4 Prozent
der Gesamtmiete ausmachen. In den Betriebskosten sind noch andere Posten
enthalten, wie Sie genau wissen. Mit einer Gebührensenkung wird man also die
Mieten nicht nachhaltig senken können, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Von Kollegen Eisenstein wurde die Neuorganisation der
Gebietsbetreuung angesprochen. Er hat das Wort Wohnpartner also so schlimm
angesehen. – Mir gefällt das Wort sehr gut, weil es bei der neuen
Gebietsbetreuung nicht darum geht, die Menschen, die dort wohnen, zu betreuen.
Wir wollen die Menschen dort nicht betreuen, sondern wir wollen ihnen Hilfe zur
Selbsthilfe geben. Daher haben wir uns auch dazu entschlossen, diese
Gebietsbetreuung neu zu organisieren. Sie haben das ja angesprochen: Als
Mietervereinigung waren wir an drei Losen beteiligt, und daher betrifft die
Neuorganisation natürlich auch uns, weil wir in diesen drei Losen ab nächstem
Jahr keinen Auftrag mehr haben werden.
Ich befürworte die Neuorganisation jedenfalls, weil
sie ermöglicht, dass hier flexibel vorgegangen werden kann. Ich kann Ihnen
nämlich selbst erzählen, wie das bisher war. Wenn in den Bezirken ein
unterschiedlicher Bedarf an MitarbeiterInnen gegeben war, hatten wir
Schwierigkeiten, weil es auf Grund der Tatsache, dass es verschiedene Partner
gab, nicht möglich war, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszutauschen. Das
heißt, wenn es im 10. Bezirk ein Problem gibt und dort für kurze Zeit mehr
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt werden, es in anderen Bezirken aber
relativ ruhig ist, besteht bei der jetzigen Struktur keine Möglichkeit,
Mitarbeiter von einem anderen Bezirk auszuleihen. Mit der neuen Struktur, meine
sehr geehrten Damen und Herren, ist diese Möglichkeit jedoch gegeben, und daher
ist die neue Struktur zu begrüßen. Aber auch der neue Name spricht für sich,
denn wir wollen, wie gesagt, Partner sein und nicht den Eindruck erwecken, dass
wir die Mieterinnen und Mieter „betreuen“, da das, wie ich meine, zu kurz
greift.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil für diese neue
Aufteilung der Gebietsbetreuung ist auch, dass nicht nach allen drei bis fünf
Jahren, je nachdem, wie lang die Ausschreibung dauert, damit gerechnet werden
muss, dass MitarbeiterInnen, die an einer gewissen Stelle eingearbeitet waren
und auch schon Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern aufgebaut haben,
nicht mehr zum Zug kommen und dort nicht mehr bleiben können. Bei der neuen
Struktur ist garantiert, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass hier
Kontinuität gewahrt ist und dass die Kolleginnen und Kollegen dort lange vor
Ort tätig sein und die positiven Beziehungen, die sie aufbauen, weiter nützen
können.
Und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist
es ein wesentlicher Vorteil, denn in der jetzigen Situation haben die meisten
einen befristeten Vertrag und wissen nicht, wie es nachher, wenn man die
Ausschreibung nicht mehr bekommt, weitergeht. In der neuen Struktur besteht
auch diesbezüglich Kontinuität, und Herr Stadtrat und Vizebürgermeister Ludwig
hat bereits mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen und allen
zugesichert, dass sie selbstverständlich weiter in dieser neuen Form
beschäftigt werden. Das ist für uns wichtig, denn das ist für uns der Zugang zu
einer sozialen und gerechten Wohnpolitik.
Ich möchte jetzt noch konkret ein bisschen auf Ihre
Dringliche Anfrage eingehen. In Punkt 2 schreiben Sie: „Der Einsatz von
Mediatoren im städtischen Wohnbau in der Vergangenheit zeigt die Brisanz der
Situation im Zusammenleben der Menschen vor Ort.“ – Kollege Stürzenbecher
hat schon gesagt, dass Sie zudem immer MigrantInnen und Zuwanderer für die
Probleme verantwortlich machen. Ich bin zwar nicht in Wien geboren und
aufgewachsen, ich höre aber immer wieder, wenn ich mit älteren Menschen rede,
dass sie die gleichen Probleme auch schon früher hatten, als sie im Gemeindebau
Kinder waren. Wenn sie beispielsweise Fußball gespielt haben, hat es auch
damals bereits Auseinandersetzungen und Beschwerden gegeben. Wenn Sie also
jetzt alles auf die Migranten fokussieren und diese allein beschuldigen, dann
greift das meines Erachtens zu kurz. Das verwundert mich aber nicht, wenn man
sich Ihren Zugang zur Politik anschaut!
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