Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 106
Wenn Sie sagen, dass man Mediatoren nur deswegen
einsetzt, weil man Probleme erwartet oder weil man Probleme hat, dann kann ich
Ihnen sagen, dass wir Präventivmaßnahmen setzen wollen. Vielleicht haben Sie
davon aber noch nichts gehört! Wir agieren vorausschauend, wie es unsere Art
der Politik ist. Wir als Sozialdemokraten betreiben vorausschauende Politik. (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wir setzen, ob es Ihnen passt oder nicht, Maßnahmen
schon lange bevor etwas passiert. Daher setzen wir uns mit den neuen
Wohnpartnern – jetzt noch Gebietsbetreuung – dafür ein, dass Probleme
nicht entstehen, und es ist einfach nicht angebracht, wenn Sie jetzt darauf
schließen, dass es wahnsinnig große Probleme geben muss, weil wir das jetzt
machen. (StR Johann Herzog: Und die Probleme, die es bereits gibt, lösen Sie
nicht?)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wurde hier
auch angesprochen, dass der Gesamtzustand der Gemeindewohnungen so furchtbar
schlecht sei und alle Wohnbauten der Gemeinde absolut sanierungsbedürftig
seien. – Dazu darf ich Ihnen sagen, dass in Wien über 500 000
Menschen in Gemeindewohnungen leben. Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Diese Zahl entspricht der Einwohnerzahl von Graz, Salzburg und Klagenfurt
zusammen! Diesen Vergleich bringt Herr VBgm Ludwig, und der ist richtig.
Jetzt schlage ich Ihnen vor: Fahren Sie einmal durch
diese drei Städte und schauen Sie sich an, ob es dort nicht auch Gebäude gibt,
die sanierungsbedürftig sind! Da werden Sie einige finden! Und ähnlich verhält
es sich auch bei den Wiener Gemeindebauten. Natürlich gibt es bei über
2 000 Wohnhausanlagen auch Gebäude, die sanierungsbedürftig sind. Aber die
Stadt Wien wird gerade in den nächsten Jahren massive Anstrengungen unternehmen
und eine Sanierungsoffensive starten, und diese Sanierungsoffensive wird,
ähnlich wie jene der letzten Jahre, dazu führen, dass die Wohnhausanlagen nicht
nur behübscht, sondern auch thermisch saniert werden, damit die Menschen im
Gemeindebau auch beim Heizen Geld sparen können. Wir wollen nicht nur
behübschen. (StR Johann Herzog: Das hat ja kein Mensch behauptet!)
Vielmehr werden wir auch unseren Beitrag zur ökologischen Sanierung leisten.
Zu der angesprochenen Mieterbefragung: Es war dies die
größte Mieterbefragung, die es je gegeben hat. Es wurden 220 000 Bewohner
befragt, und 45 000 haben, wie Kollege Stürzenbecher schon gesagt hat,
darauf geantwortet. Das ist ein sehr hoher Anteil, denn wie Sie wissen werden,
beträgt der Rücklauf bei Befragungen üblicherweise 4 bis 7 Prozent. Und
das Erfreuliche daran für uns war, dass die Rückmeldungen zum Großteil durchaus
positiv waren.
86 Prozent sind sehr zufrieden mit ihren
Wohnverhältnissen im Gemeindebau. (GRin Henriette Frank: „Eher schon“ heißt
nicht, dass man sehr zufrieden ist!) 85 Prozent wollen weiter im
Gemeindebau bleiben. Das ist ein Beweis dafür, dass das Wohnen im Gemeindebau
eine beliebte Wohnform ist.
Weiters wurde das Problem mit dem Grünschnitt im
Zusammenhang mit der AußenbetreuungsGmbH angesprochen. – Ich gebe zu, dass
es da im letzten Jahr Probleme gegeben hat. VBgm Ludwig hat bereits
dementsprechende Schritte gesetzt, und ich kann Ihnen versprechen, dass es
diese Probleme heuer nicht mehr geben wird. Ich möchte aber schon darauf
verweisen, warum es überhaupt Probleme mit dem Grünschnitt gibt. Weil wir in
der glücklichen Lage sind, dass bei den Wiener Gemeindebauten sehr viele Grün-
und Erholungsflächen dabei sind.
Das bietet sonst keine andere Wohnform, das bietet
sonst privat keiner. Und darauf, dass wir nämlich nicht nur 220 000
Gemeindewohnungen haben, sondern dort auch sehr viel Grünraum zur Verfügung
stellen können und damit auch Naherholungswert für Mieter aus dem privaten
Mietbereich bieten, darauf sind wir als Sozialdemokraten mit Recht stolz! (Beifall
bei der SPÖ.)
Der Kollege Stürzenbecher hat gesagt, wir lassen uns
den Gemeindebau nicht schlechtreden und ich weiß, die Menschen leben nicht im
Vergleich (Aufregung bei der FPÖ.), aber politischen Mandataren ist es
durchaus zuzumuten, einmal über den Tellerrand hinauszuschauen und auch zu
schauen, wie es anderen geht. Dann schauen Sie sich einmal an, welche Probleme
es bei den Privatvermietern gibt. Wie schaut es dort aus? Wir als
Mietervereinigung haben sehr viele Menschen, die zu uns kommen und sagen, wir
sollen sie vertreten, sie haben Probleme mit dem Nachbarn, die
Nachbarstreitigkeiten. Das können wir nicht machen, (GRin Henriette Frank:
Dafür sind Sie ja nicht zuständig!), weil wir als Mietervereinigung diese
Menschen nur gegenüber dem Vermieter vertreten. Bei Wiener Wohnen schaut das
anders aus. Da kümmern wir uns auch darum, dass Nachbarstreitigkeiten eben
nicht ausufern, dass man hergeht und sich, wenn es Probleme gibt, dieser
annimmt. Da gibt es Beispiele – ein Fall von der Gebietsbetreuung im
21. Bezirk –, da kommt einer in die Betreuungsstelle und sagt, es ärgert
ihn, man muss unbedingt was machen, man muss unbedingt was tun, weil ihn sein
Nachbar ärgert. Der macht alles dazu, dass es ihm schlecht geht. Auf die Frage
unserer Kollegen vor Ort, was er denn macht, sagt er: Na ja, er weiß, ich hasse
die Farbe Rot und er hat sich ein rotes Auto gekauft und stellt es dauernd vor
mein Fenster. Das ist ein Problem, das man so rechtlich nicht lösen kann. Das
ist ein Problem, das man psychologisch lösen muss. Das ist ein Problem, wo man
mit den Menschen reden muss, wo man sich in Mediation auseinandersetzen und die
Menschen unterstützen muss. (StR Johann Herzog: Sie brauchen sich nur
umschauen im Gemeindebau!) Jetzt stellen Sie sich den gleichen Fall bei
privaten Vermietern vor, wenn jemand zum Vermieter kommt und ihm das Problem
schildert, was ihm der sagt.
Ich komme jetzt auch schon zum
Schluss. Wir Sozialdemokraten sind auf unsere Wohnpolitik stolz, sind natürlich
aber auch bestrebt, immer Verbesserungen zu machen. Wir werden uns aber unter
keinen Umständen, von niemandem den Gemeindebau schlechtreden lassen und unser
neuer Vizebürgermeister und
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