Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 106
Tochtergesellschaft von Wiener Wohnen offenbar
eindeutig überfordert.
Mit der Mietzinsbeihilfe sollte nicht nur
Unterstützung bei der Zahlung von Mietzinsen, sondern auch von Betriebskosten
geleistet werden. Eine Betriebskostenbeihilfe ist nämlich Gebot der Stunde. Ich
weise nur auf die Maßnahmen der Erste Bank hin: Dort werden Arbeitslosen, so
lange sie keinen Job haben, die Spesen erlassen. (Bgm Dr Michael
Häupl: Spesen wofür?) Herr Bürgermeister! Es wäre durchaus eine gute Idee,
wenn Sie sich an dieser Vorgangsweise der Erste Bank ein Beispiel nehmen
würden! Ich meine die Spesen für ihre Kontobewegungen! Und auch bei den
Betriebskosten könnte man etliches einsparen und den Arbeitslosen gutschreiben!
Ich denke jetzt an das
Problem der erhöhten Mietzinse nach § 18 Mietrechtsgesetz: Kaum ein
Gemeindebau hat Rücklagen, und alle Sanierungen werden auf Kosten und auf dem
Rücken der Mieterinnen und Mieter abgeladen. Streitfälle bei der
Schlichtungsstelle betreffend die Abrechnung der Mietzinsreserve sind keine
Seltenheit und gehören zu deren täglichen Geschäften.
Die Stadt Wien ist
bekanntlich der größte Betriebskostentreiber. Ich denke nur an die
Gaspreiserhöhung: Man hat jetzt um 21 Prozent erhöht. Man hat zwar im
Februar um 10 Prozent reduziert, aber 10 Prozent Teuerung ist noch
immer beachtlich, wenn man bedenkt, wo die Gaspreise und Energiepreise in
Wirklichkeit jetzt liegen. Sie kaufen am freien Markt, und es ist immer
möglich, dass die Stadtwerke einen vernünftigen Preis machen! Das ist eine
Angelegenheit der Stadtwerke. Sie machen aber noch einen Gewinn! Sie machen
einen schönen Gewinn! (Bgm Dr Michael
Häupl: Wo leben Sie?)
Ich komme jetzt noch zu
einem anderen Punkt: Die SPÖ hat schon oft von der Sanierungsoffensive für den
Gemeindebau gesprochen. Herr StR Ellensohn hat jetzt darüber geredet. Es gibt
viele Gemeindewohnhausanlagen, bei denen eine Sanierung ansteht. Unserer
Meinung nach wird, auch wenn die Stadt Wien investiert, diesbezüglich noch
immer zu wenig getan. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist doch die
Sanierung eine Möglichkeit, Beschäftigung in Wien zu schaffen!
Lassen Sie mich an dieser Stelle wiederholen: Der
Hausherr Gemeinde Wien ist alles andere als sozial. Er nimmt seine Mieterinnen
und Mieter aus, wo es geht. Erst durch oberstgerichtliche Urteile, die
eigenartigerweise die der SPÖ nicht fern stehende Arbeiterkammer erkämpft hat,
werden die jahrelangen Beschwerden der Mieterinnen und Mieter anerkannt und
wird dem Bürger zum Recht verholfen.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sie haben es in
der Hand, dass das Leben im Gemeindebau konfliktfreier wird! Durch
entsprechende Maßnahmen von Ihnen kann das Leben im Gemeindebau wieder
erträglich gemacht werden. Ob das angekündigte Maßnahmenpaket die richtige
Antwort auf die Konflikte ist, wird sich erst zeigen, wenn Umsetzungen
erfolgen. Mit Ankündigungen, meine Damen und Herren, hat noch niemand die
Wahlen gewonnen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bevor ich Kollegen Stürzenbecher das Wort erteile, stelle
ich der Ordnung halber fest, dass Frau Mag Ringler bis 20 Uhr
entschuldigt ist.
Jetzt ist Herr GR Dr Stürzenbecher am Wort.
GR Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Dringliche Anfrage der FPÖ, die heute eingebracht
wurde, ist vom Betreff her sozusagen erstaunlich normal! Sie betrifft ein
„konfliktfreies Leben im Gemeindebau“. – Da denkt man sich noch: Aha, die
sind auch für ein konfliktfreies Leben! Es wird allerdings wahrscheinlich nie
ein konfliktfreies Leben geben, das hat es auch nie gegeben, „konfliktarm“ oder
„möglichst konfliktfrei“ ist wahrscheinlich die Zielvorstellung. Trotzdem ist der
Betreff der Dringlichen noch okay.
Dann liest man aber wieder einmal die alte Leier. Es
wird festgestellt, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund
37 Prozent beträgt. – Wörtlich: „Viele davon wollen oder können sich
nicht an unsere Lebensweise anpassen und verursachen dadurch massive Probleme.
Hausordnungen werden nicht eingehalten, Lärm- und Geruchsbelästigung - Müll,
Grillen Ballspielgitter - starke Verschmutzung der Gemeinschaftsflächen und
Vandalismus führen zu unerträglichen Zuständen im städtischen Wohnbau.“
Es werden also sozusagen einer Personengruppe alle
negativen Erscheinungen im Gemeindebau zugeordnet. – Das ist einfach
falsch, und das ist abzulehnen! Wir nehmen die Probleme, die es gibt, durchaus
ernst. Wir meinen, dass der Gemeindebau – wie StR Ellensohn richtig
ausgeführt hat – insgesamt ein sehr positives Element in unserer Stadt
ist. Ich würde sogar sagen, er ist ein Juwel und jedenfalls im Großen und
Ganzen sehr positiv zu beurteilen.
Dort, wo es Probleme gibt, wollen wir diese lösen.
Wir lösen sie aber nicht dadurch, indem wir einer Personengruppe die Ursache
für alle Probleme zuschreiben und sagen, dass alle anderen an den Problemen
überhaupt nicht beteiligt sind. – Das ist eine typische undifferenzierte
Verallgemeinerung durch die FPÖ, die der Problemlösung einfach nicht dient. Uns
geht es um Problemlösung. Dort, wo es Probleme gibt, muss man manchmal auch
durchaus hart vorgehen.
Die FPÖ schafft jedoch Probleme,
um die Situation auf Basis dieser Probleme und dieser Unruhe für sich zu
instrumentalisieren. Das beste Beispiel, Herr StR Herzog – Sie haben
das Thema jetzt angesprochen, wenn auch im falschen Sinn! –, ist das
Hausbesorgergesetz. Betreffend das Hausbesorgergesetz hat es schon in den 90er
Jahren auch bei uns Debatten gegeben. Es hat Entwürfe zu Modernisierung
gegeben. Das alte Hausbesorgergesetz aus den 90er Jahren war nicht
100-prozentig perfekt, das ist unbestritten. Man geht allerdings im Allgemeinen
nicht so vor, dass man ein Gesetz, das nicht perfekt ist, ersatzlos abschafft
und damit eine
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