Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 106
Vorab möchte ich an die Adresse der SPÖ die Feststellung
richten, dass es einen absolut konfliktfreien Raum beziehungsweise ein
konfliktfreies Leben im Gemeindebau nie geben wird. Es gibt natürlich in einem
Bereich, wo in mehr als 2 000 Objekten mehr als 500 000 Menschen aus
mehr als 50 Herkunftsnationen leben, die unterschiedlichsten Wünsche und
Bedürfnisse. Unter diesen Voraussetzungen ist es unmöglich, alle Konflikte
auszuschalten.
Faktum ist jedoch, dass die SPÖ, die in dieser Stadt
mit Absolutismus regiert, der den Oppositionsparteien bekanntlich nur sehr
geringen Bewegungsspielraum lässt, die alleinige Verantwortung für die
Zustände, die im Gemeindebau herrschen, übernehmen muss.
Offensichtlich wurde durch die Umfrage unter den
Gemeindebaumieterinnen und -mietern die SPÖ derart aufgeschreckt, dass nun
plötzlich alles anders werden soll. Seit Jahren ist bekannt, dass im
Gemeindebau die Konflikte durch Ignorieren nicht beseitigt werden können. Die
Menschen wenden sich immer mehr von der SPÖ ab, die sie als
Alleinverantwortliche in dieser Stadt für die Probleme verantwortlich machen,
und das zu Recht, meine Damen und Herren!
Integration, wie sie sich die SPÖ vorstellt, endet
nämlich nicht damit, dass man die ethnischen Vereine mit Geld überhäuft und
halbherzige Programme zum Deutschlernen anbietet, ohne eine Verpflichtung
daraus abzuleiten. Die Menschen stellen sich nämlich immer mehr die Frage:
Warum müssen sich nicht die anpassen, die neu zu uns kommen, sondern wir, die
wir da leben? Wir haben hier ja relativ viele Jahre konfliktfrei gelebt! –
Aussagen von MitarbeiterInnen von Wiener Wohnen dazu sind bezeichnend: Wenn es
Ihnen nicht passt, können Sie ja ausziehen!
Konflikte gibt es beispielsweise entlang ethnischer
Bruchlinien. Offenbar hat die Ankündigung, im Gemeindebau 30 mehrsprachige
Mediatoren einzusetzen, nicht ausgereicht. Obwohl wir heute gehört haben, dass
nur 100 Fälle besprochen und abgehandelt wurden, sollen jetzt ein „Day Watcher“
und ein „Night Watcher“ im Gemeindebau patrouillieren. Am liebsten hätte man
noch ... (GR Mag Wolfgang Jung: Einen Bay Watch am
Donaukanal!) Bay Watch können wir ja nicht unbedingt sagen! Aber am
liebsten hätte man den Gemeindebau eingezäunt, damit man genau weiß, wo was
passiert! Das ist ja ärger als in den ärgsten Ghettostädten in den USA!
Mit Law and Order soll im Gemeindebau vorgegangen
werden. Die Hausordnung muss plötzlich durchgesetzt werden. (Zwischenruf von
Bgm Dr Michael Häupl.) Herr Bürgermeister! Die Durchsetzung der
Hausordnung fordert die ÖVP schon lange, von der SPÖ kamen jedoch immer nur
Spott und Hohn als Antwort. Jetzt brennt aber offenbar der Hut bei der SPÖ, und
plötzlich werden die Vorschläge der ÖVP zum Allheilmittel.
Der Herr Bürgermeister hat in diesem Zusammenhang
angekündigt, dass in dieser Stadt 4 000 Ordnungshüter sozusagen auf die
Beine gestellt werden. Jetzt haben wir, glaube ich, schon acht unterschiedliche
Wachkörper: Blaukappler, Weißkappler, Schwarzkappler, Naturwacht, „Waste
Watcher“, die Rathauswache und eine weitere Unzahl von Ordnungshütern. Langsam
wird das wirklich unübersichtlich! Abgesehen davon verlangt der Herr
Bürgermeister bekanntlich auch noch 1 000 Polizisten. (Bgm Dr Michael
Häupl: Seit heute verlangt das auch die ÖVP, wie ich gehört habe!) Ja, ja,
das fordern wir auch! Aber es wird schön langsam dicht bei den Sicherheitskräften
in Wien. (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist ja gut!)
Das Konzept der ÖVP betreffend Stadtwache scheint dem
Herrn Bürgermeister offenbar in greifbarer Nähe zu sein, die Umsetzung kann er
allerdings noch nicht ganz durchsetzen. Wir hoffen aber, dass er sich weiter so
durchhantelt und irgendwann unser Konzept doch umsetzt!
Eine im Auftrag des bisher zuständigen
Wohnbaustadtrates und jetzigen Vizebürgermeisters tätige Gruppe ist die
Gebietsbetreuung, die sich um Konflikte und Probleme im Gemeindebau kümmern
soll. Bisher wurden diese Tätigkeiten ordnungsgemäß ausgeschrieben. Von uns kam
schon bisher die Kritik, dass zwei der SPÖ sehr nahestehende Organisationen,
nämlich die Mietervereinigung und die Wohnbaugesellschaft GESIBA, dort für
Ordnung sorgen. Das ist uns nicht recht! Jetzt soll das Ganze allerdings
überhaupt nicht mehr ausgeschrieben werden, jetzt wird all das zugedeckt und zu
Wiener Wohnen transferiert. Unserer Meinung nach ist das nicht der richtige
Weg. Das gehört in den Gemeinderat, und hier muss auch die Ausschreibung
kontrolliert werden.
Vielleicht ist aber StR Ludwig nicht ganz
umsonst zum Vizebürgermeister gemacht worden. Er muss nämlich der SPÖ die
Mehrheit im Gemeindebau sichern.
Meine Damen und Herren! Was aber ist das größte Ärgernis
für die Mieterinnen und Mieter? Neben den Konflikten mit den Mitbewohnern ist
es das Service von Wiener Wohnen. Versuchen Sie einmal, jemanden außerhalb des
Callcenters zu erreichen! Offenbar wird das immer mehr zur Wissenschaft.
Hausinspektor, Center-Verantwortliche oder andere Mitarbeiter von Wiener Wohnen
lassen sich nämlich immer mehr verleugnen und/oder stellen sich einfach tot.
Tagelang gibt es auf Probleme keine Antworten, geschweige denn Lösungen.
Zu den ungerechtfertigten Betriebskosten, die oft von
Wiener Wohnen verlangt werden – wir konnten darüber im jüngsten
Kontrollamtsbericht heute schon einiges lesen –, sagt die
Mietervereinigung, dass die Richtgröße bei 1,70 EUR liegen soll. Es sind aber,
meine Damen und Herren, deutlich höhere Beträge, mit denen die Mieterinnen und
Mieter durch Wiener Wohnen zur Ader gelassen werden, und die HausbetreuungsGmbH
und die AußenbetreuungsGmbH zocken die Mieterinnen und Mieter über die
Betriebskosten ab. Es gibt keine Ausschreibungen und keinen Wettbewerb, alles
wird unter dem Tisch zu Lasten der Mieterinnen und Mieter ausgemacht.
Reklamationen betreffend überhöhte Betriebskosten bei der Schlichtungsstelle
sind keine Seltenheit.
Unserer Meinung nach gehört die
AußenbetreuungsGmbH abgeschafft, denn man hat festgestellt, dass Schneeräumen
und Grasschnitt diese
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular