Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 106
durchgetragen und mit erkämpft, denn sie hat mit
Leidenschaft und Kraft für Wien gearbeitet. Wir verdanken ihr daher auch viel.
Wenn wir jetzt schweren Herzens ihre Entscheidung respektieren, gebührt ihr
nicht nur Dank, sondern auch Anerkennung für diese Leistung für uns, unser Wien
und die Stadt, die das mitgetragen hat. In dem Sinn - natürlich auch immer
persönlich - ihr alles Gute und vielen Dank! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Nächster Redner ist Herr GR Dr Madejski. - Bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben heute nicht nur die
Wahl des Nachfolgers der Frau Vizebürgermeisterin und Stadträtin, sondern wir
haben auch eine zweite Wahl, meine Damen und Herren, die nicht minder wichtig
ist. Wir haben auch die Wahl eines neuen Vizebürgermeisters, des derzeitigen
und bleibenden Wohnbaustadtrats Michael Ludwig.
Gerade
heute, nämlich um 10 Uhr, ist der Kontrollamtsbericht über die Wiener
Hausbetreuung und Wiener Außenbetreuung erschienen, der natürlich - der Server
ist zusammengebrochen - von vielen Leuten gelesen wurde, unter anderen auch von
mir, im Schnellverfahren, aber ich kann das. Daher macht es schon Sinn, sich
auch damit zu beschäftigen: Was ist denn im Ressort Wohnen in den letzten
Jahren passiert? Wobei man fairerweise hinzufügen muss, dass natürlich die
meisten der hier beanstandeten Themen und Sachbereiche vor der Übernahme des
jetzigen StR Ludwig passiert sind, und zwar unter der Führung des jetzigen
Herrn Bundeskanzlers Faymann.
Da gibt es ein geflügeltes
Wort, da hat man einmal gesagt: Der Geschäftsführer Jansky ist der Dobermann
des Herrn Wohnbaustadtrats Faymann. Dobermann, das kennen wir ja schon von
anderen Parteien und Gruppierungen (GR
Christian Oxonitsch: Genau, das kennt ihr gut!), aber das passt an sich sehr gut dorthin: Er war wirklich der
Dobermann, aber ich glaube, es hat sich ausgebissen. Entweder hat er keine
Zähne mehr oder er hat nichts mehr zu beißen oder er wird nicht mehr an der
Leine geführt und ist ein bisschen freigelassen worden.
Herr Stadtrat und
Vizebürgermeister in spe Ludwig, die Zeiten bei Ihnen, oder bei dir, sind auch
vorbei! Du hast immer gesagt, da ist ein laufendes Verfahren im Kontrollamt, du
gibst keine Stellungnahme ab. Jetzt wird dir nichts anderes übrig bleiben als
das, was wir - oder zumindest ich - heute, in den letzten vier Stunden, sehr
intensiv gelesen haben, da wird dir nichts anderes übrig bleiben.
Meine
Damen und Herren! Herr Jansky hat als Geschäftsführer der Wiener Hausbetreuung
und Außenbetreuung einen sehr schönen Ausspruch getätigt. Wörtliches Zitat von
ihm: „Jeder Hausbesorger weniger bringt mir mehr Geschäft.", und „In
15 Jahren gibt es keine Hausbesorger mehr." Das war sein Motto. Sein
Motto war: Profit um jeden Preis, Freunderlwirtschaft, Verwandte einschleusen,
Profiteure auf allen Ebenen. Das war sein Konzept, und mit dem ist die Wiener
Hausbetreuung und Wiener Außenbetreuung den Bach hinuntergegangen.
Zum Glück haben wir das
erkannt, durch viele, viele Gespräche mit Mitarbeitern. Es wurde damals von uns
ein so großer Umfang an Verfehlungen festgestellt, dass wir das Kontrollamt
gebeten haben, hier eine weitere Prüfung vorzunehmen, obwohl es schon vor drei
oder vor zwei Jahren eine andere gegeben hat.
Ich muss schon jetzt im
Vorhinein sagen, ich habe selten 141 Seiten eines Kontrollamtsberichts
wirklich verschlungen! Was da drinsteht, meine Damen und Herren, ist eine
Hinrichtung, eine wahre Hinrichtung inhaltlicher Art der Wiener Hausbetreuung
und Wiener Außenbetreuung, zustande gekommen nach meiner Ansicht und nach
Ansicht der FPÖ durch einen unfähigen oder durch unfähige Mitarbeiter, die sich
nur am Profit orientiert haben.
Gehen wir es jetzt einmal in
Kurzfassung an. Dieser Kontrollamtsbericht enthält 140 Seiten über
Versäumnisse und Unterlassungen. Es gibt keine Preiskalkulationen, diese sind
nicht da und nicht nachvollziehbar, Herr Stadtrat. Die Auftragsvergaben
erfolgen ohne rechtliche Grundsätze. Es gibt die Vernachlässigung der
kaufmännischen Sorgfaltspflicht - ein sehr wichtiger und eminent bedeutender
Vorwurf -, und es gibt keine Kontrolle - das ist ja immer ein bisschen
untergegangen - durch die Gesellschafterin, nämlich Frau Geschäftsführerin
Strassl. Sie hat unserer Meinung nach genauso versagt. Auch das Kontrollamt
stellt das zwar nicht persönlich, aber natürlich indirekt fest - wir kommen
beim Punkt Aufsichtsrat noch dazu -: Frau Strassl hat versagt.
Es gibt Benachteiligung
für bewährte Kontrahenten der Stadt und von Wiener Wohnen. Während nämlich die
Kontrahenten bei Wiener Wohnen vertraglich mit Vertragsstrafen bedroht werden,
werden bei Wiener Wohnen Außen- und Hausbetreuung mündliche Verträge getroffen,
die man eigentlich nirgends vorfinden kann - auch das Kontrollamt nicht -, und
Vertragsbestandteile werden einfach vergessen.
Meine Damen und Herren!
Gleichzeitig schließt aber Wiener Wohnen Hausbetreuung Verträge - was die Stadt
Wien/Wiener Wohnen nie machen könnte - mit dem Maschinenring, einer
Raiffeisen-dominierten Gesellschaft, ohne nachvollziehbare Verhandlungen ab und
lässt Sub-Sub-Subunternehmer zu, die durch nichts mehr kontrolliert werden
können. Dem ist Abhilfe zu schaffen, Herr Stadtrat und Herr Vizebürgermeister
in spe!
Es gibt
bei den Rechnungen keine Einzelpreisangaben und -mengen. Für den Winterdienst -
das muss man sich vorstellen! -, den alle Mieter bezahlen, gibt es überhaupt
keine Kalkulation und hat es noch nie eine Kalkulation gegeben.
In-house-Verfahren sind üblich, obwohl der EuGH gerade bei solchen Sachen
Folgendes verlangt - ich zitiere wortwörtlich: „Kontrolle wie über eine eigene
Dienststelle durchzuführen". Die Frage ist, Herr Stadtrat und zukünftiger
Vizebürgermeister, ob Wiener Wohnen auch die anderen Dienststellen, die es hat,
so nachlässig kontrolliert. Dem ist ebenfalls Einhalt zu
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