Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 106
anderem Glück gehabt, dass
es einen Cartoon von Herrn Haderer gibt, den wahrscheinlich alle kennen, „Obama
in Wien“, der sich zwar lustig anschaut, aber das Dilemma der Wiener Polizei aufzeigt,
nämlich Rassismus in der Wiener Polizei.
Und dazu brauche ich mich
nicht selbst oder eine Studie bemühen, gehen Sie einfach auf „Kripo-online.at“,
da gibt es eine Abstimmung: Ist die Wiener Polizei rassistischer als der Rest
der Bevölkerung? Und es nehmen Teil an dieser Abstimmung, so wie ich das sehe,
weil bei den anderen Fragen die Ergebnisse, sage ich einmal, ebenfalls so
ausfallen, wie wenn sie von Menschen aus dem Apparat auch beantwortet werden,
und es ist offensichtlich auch nicht mit viel darüber gegangen, es ist nämlich
keine höhere Anzahl. Die Befragung, ist die Polizei rassistischer, endet mit:
Viel rassistischer, 21 Prozent, mehr als alle anderen, 17, und gleich viel
sind es dann fast 50.
Also 38 Prozent gehen
davon aus und es wird gelesen und beantwortet von Polizisten selber mit: Ja,
die Polizei ist rassistischer als der Rest der Bevölkerung. Schlimm genug.
Deswegen brauchen wir auch
eine Diskussion über die Qualität der Wiener Polizei und nicht ausschließlich über
die Zahl und ja, wir brauchen eine Polizei, wir brauchen mehr Migranten und
Migrantinnen bei der Polizei. Das sind Forderungen, die die Grünen schon lange erheben, bessere
Gehälter, bessere Behandlung - denn dass dort Burn-outs passieren, ist auch kein
Wunder bei der Arbeit -, bessere Arbeitsbedingungen. Aber wir brauchen vor
allem mehr Sozialarbeit in der Stadt, und wir brauchen eine Armutsbekämpfung,
eine Vision, die am Ende heißen muss, Stadt ohne Armut. Das ist
Sicherheitspolitik im grünen Wien. Danke. (Beifall bei den Grünen)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Herr GR Mag Gerstl, bitte.
GR
Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Danke.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn
man Kollegen Schuster zugehört hat, erhält man fast den Eindruck, er ist einer
der größten Verfechter von Wachkörpern in Österreich. Er unterstützt sie rund
um die Uhr, er sorgt dafür, dass die Bewaffnung stimmt, er sorgt dafür, dass
sich die Polizei wirklich durchsetzen kann. (GR
Godwin Schuster: Ja, sehr!)
Meine
Damen und Herren, denken wir ein bisschen zurück: Jahrzehntelang hat die SPÖ
der Öffentlichkeit einzureden versucht, dass der Wachkörper nicht bewaffnet
sein darf. Man hat in den 70er Jahren noch den Polizisten verboten, eine Waffe
außen zu tragen, weil das könnte ja zu martialisch wirken. Man musste sie
innerhalb des Rocks tragen Es war die SPÖ, die jahrelang, jahrzehntelang gegen
eine Luftraumüberwachung war, weil sie immer Angst hatte, dass es zu
martialisch wirken könnte. (GR Godwin
Schuster: Jetzt ist es aber sehr tief!)
Meine
Damen und Herren, heute ist die SPÖ nun endlich so weit, dass wir versuchen
können, die Probleme ernst zu nehmen, und darum geht es jetzt. Es geht jetzt
nicht mehr darum, einander wechselseitig aufzurechnen, wer hat wann was
eingebracht. (GR Godwin Schuster hält die
heutige Tageszeitung „Heute“ in die Höhe, zeigt auf die Titelseite mit der
Schlagzeile „Pleite, Keine neuen Schuhe für die Polizei!“ und ruft: Schauen Sie
sich das an!) Keine Frage, im Sommer 2003 hat die ÖVP in der Person unseres
Sicherheitssprechers Wolfgang Ulm bereits die Stadtwache gefordert. Es war die
ÖVP, und wieder Wolfgang Ulm, der im August 2004 bereits erstmals einen
Innenstadtrat gefordert hat. (GR Godwin
Schuster: Und die Feuerwehr und die Sozialarbeiter, das sind Wachorgane, das
ist ja provokant!) Es ist schön, wenn jetzt mehr oder weniger alle Parteien
darauf aufspringen und sagen, es ist notwendig, das zu tun. (GR Godwin Schuster: Die Polizei hat keine
Schuhe!) Und diejenigen, die heute noch nicht überzeugt sind, werden
wahrscheinlich in kürzerer Zeit dem auch noch nachgeben.
Beim
Gratiskindergarten, meine Damen und Herren, hat die SPÖ sieben Jahre lang
gebraucht, bis sie die ÖVP-Forderung umsetzt. Bei der Stadtwache fordern wir
die Einführung nun seit sechs Jahren. Es besteht die Chance, dass wir es im
nächsten Jahr durchsetzen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren, Sicherheit ist ein Thema, das die ganze Stadt angeht, ist ein
Thema, das von niemandem Verantwortlichen hier in diesem Rathaus allein auf die
Frage der Wiener Polizei abgeschoben werden kann. Sicherheit ist eine
vielfältige Frage. Sicherheit beginnt bei den Verordnungen, die wir hier im
Gemeinderat erlassen, Sicherheit beginnt bei den Gesetzen, die wir hier
erlassen, Sicherheit endet bei der Kriminalitätsbekämpfung von organisierten
Banden. Und all das zusammen trifft in unserer Stadt zu, all das müssen wir
hier tun. Und daher möchte ich hier an die SPÖ in dieser Stadt appellieren,
dass sie das, wofür sie in dieser Stadt zuständig ist, hier auch umsetzt und
nicht dass sie dies, weil es eine Forderung der ÖVP ist, nicht umsetzen möchte,
weil sie Angst hat, das könnte ein Erfolg der ÖVP werden.
Meine
Damen und Herren, geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß, überlegen Sie sich einen
Begriff für die Stadtwache, der Ihnen recht ist, aber handeln Sie heute.
Handeln Sie heute und nicht morgen, und halten Sie nicht länger nur Reden zu
diesem Thema.
Es
ist wichtig, dass wir die Maßnahmen auch sehr vielfältig setzen, und da bin ich
in dem einen Bereich auch mit den Grünen
einer Meinung, dass wir in der Prävention sehr viel tun müssen, dass wir
in dem Bereich Nachbarschaftshilfe sehr viel tun müssen, dass wir in diesen
Bereichen miteinander mehr reden, mehr kommunizieren müssen. Dass es dabei auch
um Hausbesorger gehen kann, ist selbstverständlich, aber es geht immer um ein
Sowohl-als-auch und nicht um ein Entweder-oder.
Der Bürger erwartet sich von uns, dass wir alles
machen, dass wir uns um Prävention kümmern, dass wir uns um den Nachbarn
kümmern, dass wir uns darum kümmern, wie wir vor Ort auch das Zusammenleben
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