Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 70
so eine Krisensituation
auch dazu benützen muss, darüber nachzudenken, eben in dem Falle, dass nichts
mehr fließt, auch eine Wärme- oder Heizquelle zu haben. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Das heißt: Kohle bunkern!) Es kann auch Holz heißen. Man muss
darüber nachdenken.
Ich wollte damit die
Sorglosigkeit ansprechen, die teilweise vorhanden ist. Ich habe nicht zum
Punkt ... (GR Mag Rüdiger Maresch: Sie haben vom Meller-Ofen geredet!)
Ich habe ihn zitiert, ich habe unseren alten Meller-Kamin als eine Möglichkeit
zitiert. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Als Beispiel!) Ich bitte, das so zu
verstehen und mir nicht die Worte umzudrehen, Herr Kollege. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen!
Als allerletzter Redner
werde ich jetzt nicht alles wiederholen, was ohnehin schon der Bürgermeister
und auch Kollege Ekkamp von meiner Fraktion gesagt haben, sondern mich auf
einige wesentliche Punkte konzentrieren, wobei ich schon sagen müsste: Das
Thema ist sehr wichtig, und wenn da - vollkommen zu Recht - von der Krise als
Chance gesprochen worden ist, dann sollten wir natürlich diese Krise als Chance
nützen, die Wege, die wir als richtig erkannt haben, verstärkt weitergehen und
dort Adaptierungen vornehmen, wo es notwendig ist.
Aber eines muss man auch
sagen: Eine Krise ist natürlich auch immer sozusagen der Zeitpunkt der Reiter
der Apokalypse. Das ist auch immer der Fall, da kommen dann alle Möglichen
daher und sagen: In der Krise gibt es dieses einzige Allheilmittel, und alles
andere ist der Weltuntergang! Das ist natürlich meistens falsch, statt dessen
muss man auch in der Krise rational bleiben, bis zu einem gewissen Grad cool
bleiben, die Dinge so sehen, wie sie sind, und auf Grund einer rationalen
Debatte dann eben schauen, dass bei der nächsten Krise die Rahmenbedingungen
noch besser sind.
Damit bin ich jetzt beim
Punkt. Eines muss man nämlich auch einmal sagen: Wir haben die Gaskrise in
Österreich und in Wien ausgezeichnet gelöst! Das ist einmal wirklich wichtig
festzustellen. (GR Mag Wolfgang Jung: Überstanden, nicht gelöst!) Ich
glaube, das ist etwas, was sogar auch Kollege Hofer von der FPÖ im Nationalrat
gesagt hat. Bevor ihr da jetzt komische Zwischenrufe macht, muss ich das
wenigstens in die FPÖ-Richtung sagen. (GR Mag Wolfgang Jung: Überstanden,
nicht gelöst! Das ist ein Unterschied!)
Es ist auch so, ich habe
mir internationale Fernsehprogramme angeschaut, deutsche, aber auch sonstige -
ich habe 80 oder 90 Programme -, und da war es überall zu sehen. Wir sind
während der Gaskrise die Länder durchgegangen: Österreich hat als einziges Land
- neben Deutschland, aber wir sogar noch mehr, wenn man es auf die Bevölkerung
bezieht (GR Mag Wolfgang Jung: „Einziges neben"?) - wirklich große
Speicher, sodass vermutlich bis zum Frühjahr ausreichend Gas vorhanden ist. Das
haben diese internationalen Fernsehstationen gesagt, also es ist so: Wir haben
die Gaskrise gut gelöst! Darauf können wir auch stolz sein, weil das eine Folge
unserer Politik ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Das heißt nicht, dass wir
nicht darüber nachdenken, wie wir es nächstes Mal noch besser machen. Das heißt
nicht, dass wir nicht sagen, wir könnten natürlich, wenn die Umstände noch
dramatischer sind, auch Probleme haben. Aber Faktum ist - das muss man auch
einmal sagen -, dass wir von allen Ländern in Europa es am besten gemacht
haben, dass bei uns überhaupt niemand gefroren hat und dass auch zu den
Spitzenzeiten die Industriebetriebe weitergefahren sind. Selbst wenn es länger
gedauert hätte, hätte noch immer niemand gefroren, und mit einem gewissen
intelligenten Einsatz und Kooperation der verschiedenen Industriebetriebe hätte
es noch immer funktioniert, weil wir eben auf drei Monate Sicherheit haben. Das
ist eben die Folge unserer Politik und natürlich auch der OMV, die sehr gut
mitgewirkt hat.
Bei manchen Leuten, die
heute hier gesprochen haben, hat man fast das Gefühl, sie ärgern sich darüber,
dass jetzt nicht doch die Apokalypse gekommen ist und dass es noch einmal
hingehaut hat. Das ist nicht unser Weg, das muss ich auch dazusagen, sondern
wir schauen schon, dass wir die Dinge im Griff haben. Wir werden sie auch
weiter im Griff haben.
Nun dazu: Die Terroristen
sprengen alle Leitungen in die Luft, was ist dann? Ich meine, hoffen wir, dass
es nie passiert, dass alle Leitungen in die Luft gesprengt werden. (GR Mag
Christoph Chorherr: Ja, „hoffen wir"! Bitte, liebe Terroristen ...!)
Aber so wird es nicht sein, es geht auch ... (GR Mag Christoph
Chorherr: Eine tolle politische Strategie: „Hoffen wir, dass es nicht
passiert"!) Nein, wir hoffen überhaupt nichts, sondern wir haben die
Strategie, dass wir auf verschiedenste Quellen setzen, sodass, wenn eine
ausfällt, noch immer genug da ist. Das ist die richtige Strategie. (Beifall
bei der SPÖ. - GR Mag Rüdiger Maresch: Iran und Russland, Aserbaidschan und
Turkmenistan!)
Zu Russland ist überhaupt
zu sagen: Russland war nicht das Problem. Russland hat vielmehr zu den
finstersten Zeiten des Stalinismus, als es den Kalten Krieg gab ... (GR
Mag Wolfgang Jung: Nein, da hat es noch kein Gas ...!) Doch, vor
40 Jahren hat es schon Gas gegeben. Da war es so, dass die Lieferungen aus
Russland immer pünktlich gekommen sind. Die sind ja daran interessiert, dass
sie es verkaufen.
Das
Problem - und das kann man bei Prof Mangott nachlesen, dem
Universitäts-Professor aus Innsbruck - war in dem Fall wirklich eher die Ukraine,
die wirtschaftlich bankrott ist und hier Probleme gemacht hat. Russland ist
dann ohne seinen Willen da mehr oder weniger hineingetappt. Die sind froh, wenn
sie ihr Gas verkaufen können, die brauchen dringend Devisen, und die haben auch
über 40 Jahre, wenn sie es konnten, ihre Verträge eingehalten. Aber die
Europäische Union sollte natürlich
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