Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 70
gebracht hat und zu dem der Bürgermeister gesagt hat,
eine Leitung von über 60 km ist nicht wirtschaftlich, und wir brauchen die
Fernwärme nicht: Dass wir die Fernwärme nicht brauchen, da stimme ich dem
Bürgermeister nicht zu. Nur kann ich mich erinnern, Dürnrohr wurde Mitte der
80er Jahre gebaut, und man hat damals Kohleverträge mit Polen abgeschlossen.
Diese Diskussion, die Fernwärme zu nützen und sie nicht irgendwo in die Luft
oder in die Donau zu blasen, gab es damals schon. Genau damals hat das für
Energiewirtschaft zuständige Handelsministerium - jetzt Wirtschaftsministerium
- festgestellt, dass es unwirtschaftlich ist, das so weit zu leiten. Es bis
St Pölten zu leiten, wäre durchaus, glaube ich, eine vernünftige und
gescheite Idee.
Wenn ich das richtig im Kopf habe, verstehen sich der
Herr Bürgermeister und der Herr Landeshauptmann von Niederösterreich ganz
ausgezeichnet. Vielleicht kann er ihm gut zureden, dass das dort auch wirklich
passiert. Denn Energiewirtschaft endet nicht an der Wiener Grenze, sondern geht
über ganz Österreich, und jeder eingesparte Bereich hilft. Hier wäre also ein
Kontakt vorhanden. In der Ballsaison werden sich die Herren vielleicht da oder
dort einmal treffen - durchaus einmal etwas Gescheites, damit man hier zu neuen
Überlegungen kommen könnte! (GR Dr Herbert Madejski: ... Abend beim
Jägerball!) Der Jägerball ist leider schon vorbei; auch mir ist der
Jägerball eingefallen. (GR Dr Herbert Madejski: Alles mit Jagd! - Weitere
Zwischenrufe.)
Ich glaube - abschließend -, wir haben heute viele
verschiedene Bereiche besprochen: Wie kann ich zu Energieeinsparungen, wie kann
ich zu Energiesenkungen kommen? Ich glaube, kein einziges dieser Projekte ist
solitär in der Lage, Einsparungen durchzuführen, aber ein Zusammenschluss all
dieser Projekte ist gescheit, und das sollte man auch machen. Eigentlich wäre
es schön, wir haben einen Unterausschuss Wiener Stadtwerke, der sich mit Fragen
der Energie sehr intensiv befasst; der Vorsitzende steht jetzt leider dort
hinten und telefoniert. (GR Dr Herbert Madejski: Er hat schon abgeschaltet!)
Es wäre eine interessante Diskussion, sich in diesem Unterausschuss Wiener
Stadtwerke gemeinsam darüber den Kopf zu zerbrechen, in welchen Bereichen man
zu Einsparungen kommen kann. Man müsste wahrscheinlich den Wohnbauausschuss
dazunehmen, weil gerade in diesem Bereich auch Einsparungspotenziale vorhanden
sind.
Ich hoffe, dass diese Anregung bei der
Sozialdemokratischen Partei auf fruchtbaren Boden stößt, und hoffe auf
interessante Diskussionen in diesem Unterausschuss. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch. Ich erteile es ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Im ersten Teil einmal kurz eine Replik auf meine
VorrednerInnen; bei der FPÖ habe ich zum Beispiel etwas Interessantes gehört:
Kollegin Matiasek schlägt vor, wir sollen Vorsorge treffen und Heizmaterial zu
Hause bunkern, um Meller-Öfen zu heizen. (Widerspruch bei der FPÖ.) Das
ist vorgekommen! Sie haben gesagt: So wie ich, wenn eine Wasserknappheit
auftritt, Wasser zu Hause haben muss, brauche ich zu Hause Heizmaterial für
einen Ofen. Das heißt aber in Wirklichkeit, Holz- und Kohleöfen in ganz Wien,
dann haben wir eine Umweltverschmutzung in der Luft, dass es nur so kracht! (GR
Dr Herbert Madejski: Typisch Maresch! - GRin Veronika Matiasek: Das ist eine
Heizmöglichkeit! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Das hat bei Ihnen Autarkie und Vorsorge geheißen, und
nicht urassen - das waren Ihre Worte. (GR Dr Herbert Madejski: Man muss
etwas oft zweimal lesen!) Welche Vorsorge? Da denke ich mir wirklich: Wo
leben Sie? Wir haben in Wirklichkeit ganz andere Möglichkeiten in der Stadt,
als dass jeder seinen Kübel Kohlen daheim bunkert. Das kann ich mir also nicht
vorstellen.
Zum Kollegen Günther möchte ich nur sagen: Kollege
Günther hat einen sehr, sehr guten Vorschlag gemacht, und zwar, was
Nahwärmenetze betrifft. Das ist keine Frage, man braucht nicht immer diese
Riesengeschichten, man kann das am Stadtrand tun. Da gibt es in Österreich
mittlerweile 100 000 Haushalte, die mit Nahwärme versorgt werden, da gibt
es wirklich viele Möglichkeiten. Da kann man auch Biomasse einsetzen.
Ebenfalls zum Kollegen Günther: Er meinte, Polen
sträubt sich gegen das Gas aus der Nordsee. Leider nein, sondern es geht um die
North Stream Pipeline; das ist die, wo Herr Schröder vorne sitzt. Das ist eine
Pipeline (StR Johann Herzog: Hat er eh
gesagt!), die von Russland durch die Ostsee - nicht aus der Nordsee! - nach
Deutschland gehen soll. Da denke ich mir, das ist genauso russisches Gas wie
das, das durch die Ukraine kommt, und nichts anderes.
Jetzt komme ich gleich zum Kollegen Stiftner, der
eine Lanze für die Nabucco-Pipeline gebrochen hat. Wir wechseln in Wirklichkeit
die eine Abhängigkeit von Russland, einer Demokratur, gegenüber einer
Abhängigkeit von Aserbaidschan, Turkmenistan und dem Iran. (GR Mag Wolfgang
Jung: Aber zwei sind besser!) Da denke ich mir, zum Beispiel hat er einen
schönen Ausdruck gebraucht: Energie ist Macht. Das heißt, wir geben dem Iran
und Turkmenistan Macht über unsere Energieversorgung. Na, eine Top-Geschichte,
würde ich einmal sagen!
Das Nächste, was Kollege Stiftner gesagt hat - er hat
ja eine Pressekonferenz zu dem Thema gemacht, das hat er heute kurz erwähnt -:
25 Prozent raus aus dem Gas, es wird weniger, 10 Prozent ersetzen
durch erneuerbare Energien, 10 Prozent durch Energieeffizienz und
5 Prozent - das hat er uns heute leider verschwiegen - durch Änderung des
Lebensstils. Na, wie soll denn das gehen? In 5 Jahren möchte Kollege
Stiftner den Lebensstil der Wiener so ändern, dass wir massiv 5 Prozent
des Gases einsparen, und das natürlich freiwillig, ganz ohne Zwang. Wie soll
denn das gehen, Kollege?
Sie haben auch gesagt: niemals
Zwang auf unsere Forderung nach Sanierungsverpflichtung. Sie sollten ein
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