Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 70
Staatspräsidenten von Turkmenistan. An sich ein nicht
ganz uninteressantes, aber an der Realität schon leicht vorbeigehendes Projekt!
Denn erstens müsste die Leitung durch die Türkei verlaufen, die heute schon
angekündigt hat: Na ja, das wird aber schon mit unserem EU-Beitritt durchaus
auch noch ins Gespräch zu bringen sein, wir werden schauen und weiß Gott was.
Das heißt, man versucht hier, den einen oder anderen Druck auszuüben.
Zweitens hat Turkmenistan nach einer neuen Studie
bedeutend größere Gaslager, als man bisher angenommen hat: Es sollen
14 000 Millionen Kubikmeter sein, die unter Turkmenistan liegen. Das wäre
durchaus interessant, aber dazu braucht es auch die Möglichkeit, das aus
Turkmenistan abzuholen. Hier gibt es bereits Verträge von Turkmenistan mit der
Gasprom, und dass Gasprom die weltgrößte Gasproduktion darstellt, das wissen
wir alle. Die haben dort durchaus auch Geld im Einsatz.
Ich weiß nicht – auf Grund der Schwierigkeit der
Überlegungen -, wie man diese Leitung über die Türkei, Bulgarien und Ungarn bis
Österreich bringt beziehungsweise eine zweite, von der man die ganze Zeit
spricht, über den Iran - auch ein Krisengebiet - in den Mittleren und Nahen Osten.
Da stehen also noch viele Stolpersteine im Wege, und der Termin 2013 ist
praktisch auszuschließen. Ich glaube, wenn es überhaupt dazu kommt - wobei es
vielleicht auch zu einer gewissen Befriedung in diesen Gegenden kommen kann,
weil dadurch natürlich auch Geld ins Land kommt, Turkmenistan gehört nicht
wirklich zu den reichen Ländern dieser Welt -, dann wird es frühestens 2018 bis
2020 so weit kommen.
Das heißt, wir hängen an den russischen
Gaslieferungen - außer, es gibt eine Lösung über die Nordsee. Da wären wir an
nichts gebunden. Nur haben wir da auch wieder in der eigenen EU das Problem,
dass sich die Polen dagegen querlegen. Die Frage ist, ob man hier im Bereich
Polens und in der eigenen EU zu einer Regelung kommen kann, und da ist es auch
eine Frage der Zeit, wie schnell das geht. Bisher ist die einzige Leitung, die
wir haben, die über die Ukraine nach Wien, und solange die Ukraine Interesse
daran hat, näher an die EU und auch an die Fördertöpfe der EU heranzukommen,
werden die Lieferungen wahrscheinlich möglich sein. Der Gasstreit zwischen
Russland und der Ukraine ist hauptsächlich aus pekuniären Gründen ausgebrochen,
vielleicht ist das damit auch in den Griff zu bekommen.
Es ist aber schon interessant, wenn wir jetzt sagen, Wien
hat gute Lagerbestände und ein sicheres Energieaufkommen. Eines muss man eben
dazusagen: Die kalorischen Kraftwerke, in denen Wien seinen Strom erzeugt,
werden zu 86 Prozent mit Gas gespeist. Das heißt, die Industrie und die
Stromerzeugung brauchen viel Gas, und dazu sind unsere Verträge, die über die
OMV laufen, durchaus gute Verträge mit Russland. Sie sind auch schon
verhältnismäßig alt und halten seit vielen Jahren. Wir haben auch, glaube ich,
immer einen ganz guten Preis bezahlt, darum hat es damals, als Russland noch
die Sowjetunion war, auch immer ganz gut funktioniert. Da waren es staatliche
Verträge.
Aber wenn ich jetzt sage, ich brauche 86 Prozent
aus dem Gasbereich, um Strom in Wien zu erzeugen, dann muss ich auch schauen,
wie ich das dort zurücknehmen kann. Die Idee mit Biokraftwerken wie zum
Beispiel in Simmering ist durchaus eine gute. Interessant war nur, der
Bürgermeister hat beantwortet, dass durch den in Simmering erzeugten Strom
48 000 Haushalte mit Strom versorgt werden, aber nur 12 000 mit
Wärme. Das ist etwas, was ich nicht ganz verstehe. Ich kann mich
zurückerinnern, um das Jahr 2000 hat es immer eine Regelung gegeben, wie in
Wien geheizt wird: ein Drittel mit Fernwärme, ein Drittel mit Gas und ein
Drittel Mischgebiet. Es hat sich seit dieser Zeit verhältnismäßig wenig in der
Zusammensetzung des Ganzen geändert, und da wäre es, glaube ich, sehr, sehr
wichtig, wenn man hier wirklich auf mehr Fernwärme kommen könnte.
Jetzt weiß ich, der Private ist nicht automatisch
umstellbar. In den neuen Wiener Gebäuden, die von der öffentlichen Hand gebaut
werden, werden alle Möglichkeiten, hoffe ich, ausgeschöpft, um energiesparsam
zu bauen, mit Niedrigenergiehäusern und Sonstigem. Aber der Umstieg in
öffentlichen Gebäuden, wenn es jetzt nicht Stadt Wien ist, sondern der Bund
oder Sonstige, und natürlich in privaten Haushalten kann nur durch gute
Information erfolgen. Diese wird im Wien-Energie-Haus durchaus gegeben, so ist
es also nicht, nur muss ich dort hingehen, um mich zu informieren. Ich muss
zuerst einmal als Bürger die Möglichkeit haben, darauf noch mehr aufmerksam
gemacht zu werden. Es ist, wie soll ich sagen, ein mühsames Geschäft, den
Bürger auch dazu zu bringen, sich etwas abzuholen, was er sogar bekommen würde.
Es ist auch die gleiche Diskussion bei der Fotovoltaik. Wenn da nur ein Viertel ausgegeben wird von dem, was eigentlich zur Verfügung steht, dann ist es vielleicht entweder zu wenig Förderung - dass man sagt, das rentiert sich nicht, so teuer kommt mir der Strom nicht, dass ich diese Investition tätige, und aus dem Grund nehme ich es nicht -, oder es ist Nichtwissen. Beides ist nicht gut. Das Nichtwissen kann ich bekämpfen, die zu niedrige Förderung eventuell erhöhen. Beides wäre möglich, es wäre wichtig und gut, um Abhängigkeiten, in welcher Form immer, auch zurückzuschrauben.
Meine Damen und Herren! Biokraftwerke - Kollege
Ekkamp hat es gesagt - sind nicht das Allheilmittel, wir können nicht ganz
Österreich abholzen. Eines hat mir bei der Durchsicht des neuen Berichtes 2007/2008
sehr gut gefallen: Wien Energie beteiligt sich neben der Fernwärme, die sie
selbst erzeugt, an Nahwärmebereichen. Da gibt es kleinere Ortschaften, Seefeld,
zum Beispiel, aber auch andere in Österreich, wo sich Wien beteiligt. Ich frage
mich, ob so etwas nicht zum Beispiel auch für Randgebiete von Wien interessant
wäre, um dort nicht eine riesenlange Fernwärmeleitung zu legen. Mir ist Rodaun
eingefallen, aber es könnte vielleicht auch irgendetwas anderes sein, wo man an
dislozierten Stellen eine Nahwärmeversorgung macht, die nicht über langes
Leitungswesen stattfindet. Das ist sicher eine Überlegung, die man auch
diskutieren sollte.
Zu Dürnrohr, das Kollege Chorherr
als Beispiel
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