Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 70
Wien vorschlägt, wo all diese Maßnahmen, die ich
jetzt dargelegt habe, noch einmal zusammengefasst sind und einfach eine
Einladung da ist - deswegen haben wir hier auch den Vorschlag auf Zuweisung
hineingenommen -, sich mit diesem Thema gemeinsam nachhaltig und mit der
notwendigen Seriosität auseinanderzusetzen.
Ich denke, es ist wichtig, dass man sich mit dem
Ziel, die Energiepolitik in Wien nachhaltig zu verändern, beschäftigt. Ich
denke, es ist wichtig, dass wir nicht warten, bis in Wien die Öfen und die
Lichter ausgehen. Es ist ganz wichtig, dass wir gemeinsam, und vor allem die
Mehrheitsfraktion, an diesem Thema arbeiten, damit in Wien endlich etwas weitergeht,
sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ekkamp. Ich erteile es ihm.
GR Franz Ekkamp (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender!
Geschätzte Damen und Herren!
Das Thema Energiepolitik
ist, glaube ich, ein sehr sensibles, nicht nur in der wirtschaftlichen Frage,
sondern auch in der Versorgungsfrage. Darum habe ich ein wenig nachgedacht, als
ich vorige Woche auch eine Presseaussendung der GRÜNEN gelesen habe, in der von
der Gasunabhängigkeit von Putin die Rede ist. Das wurde heute in der Begründung
ja noch verdeutlicht, ungefähr mit den Worten: Man schreibt rechtliche
Eingriffe vor, baut in Passivbauweise oder saniert in Passivbauweise, und schon
ist man unabhängig von den Gaslieferungen aus Russland.
Nein, meine Damen und Herren
(GR Dr Kurt Stürzenbecher: So einfach ist das nicht!), so einfach ist
das sicher nicht! Da ist mir der Begriff der politischen Gaukelei eingefallen,
oder man könnte es auch, der heutigen Diskussion entsprechend, Ökozauberei
nennen. Bei Zauberern stellt sich heraus, sie arbeiten mit sehr vielen Tricks,
die ein Bild darstellen, das real aber nicht verwirklichbar ist. Durch
Ausblenden gewisser Fakten und Situationen soll natürlich auch in der
Öffentlichkeit ein falsches Bild - eben wie das der Gasunabhängigkeit, die wir
sehr rasch erreichen könnten - dargestellt werden. Ich denke, das ist nicht
sehr hilfreich, das ist auch nicht seriös. Wer glaubt, dass man nur mit der
Passivbauweise - der Passivhausbauweise und auch der Altbausanierung nach
diesem neuen System - die Unabhängigkeit erreichen kann, der irrt; der irrt
gewaltig!
Es sind heute auch Gasspeicherkapazitäten
angesprochen worden, die Gasleitungen aus Russland, auch Nabucco ist
angesprochen worden, weil eben der Gasausstieg anzustreben ist. Natürlich,
anzustreben ist immer die Unabhängigkeit, die totale Unabhängigkeit, nur - auf
Wienerisch gesagt - das wird's nicht spielen! In den nächsten 10, 20,
30 Jahren, Experten reden sogar von 50, 60 Jahren, wird's das nicht
spielen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Dann gibt's eh kein Gas mehr!)
Aber ich denke, durchaus sinnvoll ist der Weg, der
jetzt gegangen wird, dass man die Gasspeicherkapazitäten erhöht, damit wir in
Krisenzeiten, in denen sich etwa zwei Staaten politisch ein bisschen ins Gehege
gekommen sind, nicht schon nach drei Monaten sagen, jetzt ist es aus!, sondern
dass vielleicht um Monate länger faktisch Energie für die Wirtschart, für die Menschen
dieser Stadt und dieses Landes und auch für Europa zur Verfügung steht.
Natürlich, der Gaslieferstopp, die Gaslieferkrise,
wie sie genannt wurde - ich habe es schon gesagt, der Konflikt zwischen der
Ukraine und Russland -, heizt natürlich die Diskussion um diese so genannte
Unabhängigkeit an. Aber selbst die fortschrittlichen Schweden - das sollte man
sich auch einmal vor Augen halten - haben sich das Ziel gesetzt, bis 2020 aus
fossilen und gasförmigen Energieträgern auszusteigen. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Das war die sozialdemokratische Regierung! Nicht vergessen!) Ja, das
stimmt. (GR Mag Rüdiger Maresch: Jetzt sind die Konservativen dran, die sind
wieder ausgestiegen!) Ist egal, nur ist es auch ... (GR Mag Rüdiger
Maresch: Du musst den Artikel im „Standard" ganz lesen!)
Man muss es klar und deutlich sagen: Sie haben sich
auch verabschiedet, obwohl sie nur zu 10 Prozent von dem, was ich jetzt
beschrieben habe, von diesen Primärenergieträgern, betroffen sind. Sie haben
natürlich eine andere Aufbringungsstruktur als Österreich, denn 45 Prozent
des Energiebedarfes, sprich, des Stromes, liefern Atomkraftwerke. Das wollen
wir sicher nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren! (GR Mag Rüdiger
Maresch: Aber die Schweden wollen auch aus dem Atomstrom aussteigen in der
Zeit! Das musst du dazusagen!)
Daher denke ich, die Gaskrise allein kann es ja nicht
sein, dass man eine Reduzierung der Energieabhängigkeit erreichen kann. Nein,
es muss ein ständiger Prozess sein! Dafür braucht man an und für sich keine Krise,
aber natürlich wird es dadurch verstärkt.
Zum Thema Wohnhaussanierung und Passivbauweise gibt
es mehrere Aufgabenfelder, darauf wird dann Kollege Stürzenbecher näher
eingehen. Ich möchte jetzt nur zwei Bereiche streifen, die heute sehr stark
angesprochen worden sind und in denen auch die Stadt Wien sehr engagiert
vorgeht, und zwar die Bereiche der Energieeffizienz und des Ausbaus der
erneuerbaren Energie.
Ich denke, vor dem Hintergrund des Energiebedarfes
der Stadt Wien reden wir von 43 000 Gigawattstunden - das sind
43 Terawattstunden -, wovon 42 Prozent durch Gas abgedeckt werden.
Österreichweit sind es sogar 300 000 Gigawattstunden. Ich habe schon
eingangs gesagt, es können 500 000 Gasanschlüsse in Wien und 900 000
Gasheizungen in ganz Österreich nicht einfach umgestellt werden.
Es ist heute und in der Vergangenheit schon
angesprochen worden, dass man auch in der Biomasse einen wichtigen Weg sieht.
Das stimmt, Biomasse ist ein richtiger Schritt gewesen. Aber man sollte sich
auch hier ein wenig die Zahlen darüber vor Augen führen, welches Potenzial da
möglich ist.
Experten haben errechnet, dass der
jährliche Biomassezuwachs in Österreich 31 Millionen Festmeter
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