Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 70
abgewinnen können, aber durch die Diktion der
Formulierung unterscheiden wir uns schon deutlich. Deshalb werden wir diesen
Anträgen nicht zustimmen.
Es liegt einerseits daran, dass Sie sich ständig, und
das zieht sich offensichtlich durch Ihre Politik der Grünen Fraktion, mit dem
Thema Zwang auseinander setzen. Das wundert mich eigentlich, gerade mit ihrem
Background, aber offensichtlich vertrauen Sie nicht den Menschen, dass sie
vernünftig handeln. Wenn Sie meinen, dass die Mieter das mehrheitlich zwar
wollen, aber der böse Hauseigentümer das nicht umsetzt, so muss ich Ihnen doch sagen,
es gibt genügend Möglichkeiten, sich auch als Mieter durchzusetzen und diese
Themen entsprechend in die Realität zu bringen. Wenn Sie das aber zwanghaft
machen, dann haben Sie das Problem, dass Sie gerade unsozial handeln, weil Sie
wissen, dass es die Mietzinsreserve gibt und Sie wissen, dass man, wenn sie
nicht vorhanden ist, nach § 18 Mietrechtsgesetz die Mieten entsprechend
beaufschlagen und stärker als die übliche Indizierung anheben kann, was
natürlich implizit soziale Konsequenzen auslöst.
Damit haben wir die Situation,
dass wir eine höchst unsoziale Gegebenheit hätten, dass wir auf dem Rücken der
Schwächsten der Gesellschaft eine solche ökologische Maßnahme setzen würden. Da
fällt mir eigentlich nur der Spruch ein: „Grün sein muss man sich leisten
können", und das zeigt sich ja auch
bei den Wiener GRÜNEN.
Das zweite Thema ist der Antrag der Freiheitlichen
Fraktion betreffend Heizsysteme. Hier sind wir inhaltlich vollkommen d'accord,
es gibt nur eine Fraktionsvereinbarung, wie die Anträge am Vortag zu übertragen
und einzureichen wären. Deshalb werden wir den Antrag so ablehnen, auch wenn
wir inhaltlich dafür sind. Ich denke, es ist eine Frage der Fairness, wie wir
miteinander umgehen. Wir wollen hier auch ein bisschen eine Symbolik machen;
ich hoffe, sie ist ausreichend nachhaltig, dass wir in Hinkunft - so wie auch
wir es tun - uns gegenseitig mit den Anträgen schon am Vortag versorgen. Denn
so neu ist dieses Thema ja nicht, dass man hier so rasch agieren muss und soll.
Ich denke, es ist viel passiert, und ich möchte hier
dem Wohnbaustadtrat für seine Initiative durchaus auch Anerkennung zollen.
Gerade was Thewosan betrifft, ist Wien sicherlich in einem führenden Ausmaß
beteiligt. Allerdings glaube ich, hier könnte mehr passieren, und wir sind uns
einig, dass da mehr machbar ist, weil nämlich zwei Drittel der Energie im
privaten Umfeld einfach Heizenergie sind. Daher macht es praktisch einen Sinn,
auch von der Kostenseite her, dass wir hier ordentlich fördern und investieren.
Die Intention der GRÜNEN im Antrag ist durchaus okay.
Wir wollen auch keinen Zwang, sondern eben Fördermaßnahmen, sodass es leistbar
ist. Ich bitte Sie einfach, hier mit uns den Weg zu gehen.
Wir haben gesagt: Versuchen wir eine Verdoppelung
dieser Förderung, sie hätte gerade in solchen Zeiten wie jetzt einen Sinn, wo
wirtschaftlich durchaus die Ressourcen vorhanden sind, auch in der
Bauwirtschaft, entsprechend mit Aufträgen ausgestattet zu werden. Wir haben
jetzt eine Situation, dass wir auch Arbeitsplätze durchaus ad hoc fördern
sollten. Nehmen wir doch den Ansatz, fördern wir beispielsweise im öffentlichen
Bereich Schulen und Amtshäuser. Gehen wir da mit gutem Beispiel voran und
setzen wir wirtschaftliche Impulse, die gleichzeitig auch nachhaltig ökologisch
wirken und die Betriebskosten senken. Wir haben alle etwas davon. Ich denke, es
wäre eine sehr gute Maßnahme, die wir hier gemeinsam auf die Beine stellen
könnten.
Ein paar Worte noch - weil ich gesagt habe, auch die
Menschen sollen sich hier beteiligen - zum Thema Energiekostenabrechnung: Es
ist einfach schwer, heute eine Abrechnung, sei es eine Quartals- oder eine
Jahresabrechnung, zu lesen. Ich weiß schon, dass wir da gesetzliche Vorgaben
haben, wir haben das oft besprochen. Nur, wir alle sind Politiker, und gerade die
Stadt Wien ist nicht uneinflussreich! Auch hier könnten wir die notwendigen
gesetzlichen Initiativen setzen, sodass wir eine transparente Heizkosten-
beziehungsweise auch Stromabrechnung bekommen, um damit den Menschen die
Möglichkeit zu geben, wirklich zu sparen. Wenn ich es nicht weiß und wenn ich
mir auch nicht helfen kann - nicht jeder ist Experte, und mit Kilowattstunden,
mit Verlaub, fangen die wenigsten etwas an. Es ist eine Einheit, mit der man
höchstens im Vergleich arbeiten kann, aber die wenigsten können sich wirklich
etwas darunter vorstellen. Ich denke, auch hier wäre die Stadt Wien aufgerufen,
initiativ zu werden und die notwendigen Maßnahmen zu setzen.
Solarförderung: Auch hier war der Herr Bürgermeister
heute sehr, sehr ehrlich und hat gesagt, dass die Förderung nicht ausgeschöpft
wurde. 1 Million wurde zur Verfügung gestellt, nur 276 000 EUR
wurden in Anspruch genommen. Gibt das nicht zu denken, sehr geehrte Damen und
Herren, dass da etwas nicht stimmt? Liegt es wirklich an den Menschen, die nur
270 000 EUR für 1,6 Millionen Menschen, die in Wien wohnen, in
Anspruch nehmen wollen?
Ich glaube, da liegt es auch am System, und ich kann
Sie einladen: Reden Sie mit Baufirmen, reden Sie mit Wohnungseigentümern, die
die Solarförderung in Anspruch nehmen wollen oder wollten - vielfach sind sie
an bürokratischen Hürden gescheitert! Das ist natürlich mit ein Grund, warum es
nicht in Anspruch genommen wird. Da hilft es nichts, formell eine hohe
Förderung zu haben, sondern man muss es auch praktisch umsetzen können.
Tatsache ist, Ihre Förderaktion hat nicht gewirkt; das bleibt übrig, sonst wäre
sie ja in Anspruch genommen worden. Sie ist gerade zu einem Viertel
ausgeschöpft worden, und das ist nun einmal relativ wenig.
Ein weiteres Biomassekraftwerk wäre sinnvoll, auch
darüber haben wir schon gesprochen. Ich denke, das sind Maßnahmen, die auch
helfen würden, die Energieautarkie von Wien zu verbessern.
Wir haben deshalb - der Antrag ist
ja bereits eingebracht und liegt Ihnen allen vor -, gemeinsam mit meinem
Klubobmann Matthias Tschirf, einen Antrag formuliert, der dieses Energiespar-
und Autarkiekonzept für
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