Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 70
der Stadt. Damit ist es wichtig, dass dort auch die
politischen Vorgaben berücksichtigt werden und ein Wegkommen von fossilen
Energieträgern hin zu erneuerbaren Energieträgern Platz greifen kann.
Wenn man sich nämlich die Zahlen anschaut, sind in
Wien 55 Prozent der Haushalte bei der Raumwärme direkt vom Gas abhängig.
Wenn man da noch die Fernwärme, die übrigens auch nicht ganz gasfrei ist - das
sei hier einmal deutlich gesagt - und die kalorischen Kraftwerke Wiens noch
dazurechnet, so sind fast zwei Drittel der Haushalte Wiens vom Gas abhängig.
Das ist der höchste Wert aller Bundesländer, und das sage ich durchaus
unpolemisch. Es hat da oder dort auch seine Gründe, aber es ist sicherlich der höchste
Wert aller Bundesländer Österreichs betreffend die Gasabhängigkeit auch eine
strategische Frage, die Wien zu verantworten hat.
Das ist aus meiner Sicht ein politischer Ansatz, wo
ich nicht ganz verstehe, dass man sich in der letzten Zeit mit dem Thema Gas
seitens der Stadtregierung intensiv auseinandergesetzt hat. Da gibt es
einerseits dieses KliP I, jetzt ist das zweite im Laufen. Man hat es sich
sehr leicht gemacht, die Klimaschutzziele zu erfüllen, indem man die alten
Ölkraftwerke auf Gas umgerüstet hat. Natürlich hat das einmal einen Effekt
gebracht, das ist unbestritten, aber es ist ein fossiler Brennstoff, der gegen
einen anderen getauscht wird, zugegebenermaßen gegen einen etwas saubereren,
aber natürlich auch nicht nachhaltigen Brennstoff. So ist das nun einmal. Aber
man hat damit in Summe die Gasabhängigkeit unseres Bundeslandes und unserer
schönen Stadt erhöht.
Wenn ich mir, auch wenn die Menge überhaupt kein
Thema ist, die Gasautoförderung anschaue, die seitens der Umweltstadträtin
propagiert wird, ist das aus meiner Sicht auch nicht das psychologisch richtige
Signal. Erstens ist das auch nicht ein nachhaltiger Energiestoff und zweitens,
wenn man den Leuten suggeriert, Gas ist sozusagen das Beste, das Ökologischeste
und immer verfügbar, dann setzt sich das in den Köpfen fest. Vielleicht wäre
auch das ein anderer Ansatz, verstärkt auf Elektroautos zu setzen und
beispielsweise die Förderung, die ausgelaufen ist, wieder einzuführen. Ich
denke, es wäre ein guter Ansatz, wo wir durchaus eine sehr breite Mehrheit,
zumindest von unserer Fraktion kann ich das zusichern, haben würden, um diesen
Förderansatz wieder einzuführen, um auch psychologisch ein anderes Signal an
die Bevölkerung zu setzen.
Die Stadt Wien hat auch eine Empfehlung des
Nationalen Sicherheitsrates erhalten. Damit wurde der Besorgnis Ausdruck
verliehen, dass Wien von Gas besonders versorgungsabhängig ist. Ich denke, es
macht Sinn, sich damit auseinanderzusetzen. Denn wenn man sich den Strommix
anschaut - ich habe mir die Zahlen herausgesucht -, zeigt sich, dass
Wien Energie am meisten von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Wenn Sie
zum Beispiel das Burgenland hernehmen - unverdächtig, ich habe bewusst ein
Bundesland ausgewählt, das Ihrer Fraktion, der Mehrheitsfraktion, nahe steht -,
so werden dort die Bürgerinnen und Bürger zu 100 Prozent aus erneuerbaren
Energieträgern versorgt, während in Wien drei Viertel aus fossilen Brennstoffen
- eine aktuelle Studie, die herausgekommen ist - und ein Zehntel durch
erneuerbare Energieträger kommen.
Hier, Herr Bürgermeister, haben Sie deshalb jede
einzelne Maßnahme, die gesetzt worden ist, so schön nennen können - da ein
Windkraftwerk, dort eine Solaranlage, dort wieder ein paar andere Maßnahmen -,
denn es sind nun einmal einzelne Maßnahmen. Diese führen dazu, dass wir im
Bereich der erneuerbaren Energie gerade zweistellig werden.
Bei der gestrigen Fragebeantwortung haben Sie gesagt,
egal, wie es dargestellt wird, und wir brauchen da gar nicht heuchlerisch zu
sein. Ich bin durchaus der Meinung, wir sollten das offen diskutieren. Aber
13 Prozent der elektrischen Energie in Wien kommen aus Atomkraftwerken,
werden importiert oder gehandelt, egal, ob sie über Zertifikate irgendwie quasi
grün gemacht werden. Tatsache ist, wir haben dieses Thema. Wir haben dieses
Thema Österreich-weit, aber hier ist Wien durchaus nicht besser als andere
Bundesländer. Wenn ich mir anschaue, dass der größere Wert von der erneuerbaren
Energie aus solchen Atomkraftwerken für die Elektrizitätsversorgung in Wien
kommt, denke ich, sollte uns das schon auch zu denken geben, dass wir hier
Handlungsbedarf haben.
Energie ist Macht. Das muss uns ganz klar und
deutlich sein. Wir kennen es auf der weltpolitischen Seite. Aber Energie ist
auch Macht der jeweiligen Unternehmensführer. Ich habe es angesprochen, ich
würde mir wünschen, dass, nicht so, wie es in großen Ländern stattfindet, die
Energieoligarchen dann den Politikern sagen, was sie zu machen haben, dass wir
als Stadt Wien das Zepter in die Hand nehmen, dass die Stadtregierung das
Zepter in die Hand nimmt und der Wien Energie entsprechende Aufträge
erteilt. Sie hat ja auch die 100-prozentige Eigentümerschaft. Da ist die
Unabhängigkeit weder aktienrechtlich noch pragmatisch gegeben. Es geht darum,
entsprechende nachhaltige Lösungen für die Unabhängigkeit von der Gasversorgung
zu setzen und auch umzusetzen. Ich denke, es ist wichtig und ganz entscheidend,
dass wir hier moderne Konzepte einsetzen.
Ich habe einmal einen Vorschlag gemacht und schon
mehrfach in diesem Hause präsentiert, wo wir gesagt haben, wir schlagen vor,
25 Prozent der Gesamtenergie umzuwandeln und umzumünzen. Weitere 10
Prozentpunkte, muss man korrekt sagen, könnten aus dem Umstieg auf weitere
erneuerbare Energieträger kommen. Auch das lässt sich sicherlich pragmatisch in
den nächsten 5 Jahren bewerkstelligen. Die Energieeffizienz würde weitere
10 Prozentpunkte bekommen. Und 5 Prozent kann man sicherlich auch durch
das Musterverhalten der Menschen beeinflussen, weil hier natürlich eine
Mitbeteiligung der Menschen sicher gefordert ist.
Ich möchte ein paar Themen oder
ein paar Punkte zu den beiden Anträgen der Grünen Fraktion verlieren, denen wir
zwar inhaltlich durchaus das eine oder andere
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