Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 70
wie man saniert, um diese Kunstwerke, diese Mosaike
zu schützen. Auf der anderen Seite kühlen die Wohnungen aus und die Heizkosten
steigen. Es ist ein schwieriger Spagat.
Oder etwa Natursteinsockel, wo man die Zwischenmauer
fast schon mit der Zahnbürste herauskratzen kann, aber dieser Natursteinsockel
um des Denkmalschutzes Willen erhalten werden muss. Es ist nicht einfach!
Neue Bauten zu errichten, die den Kriterien
entsprechen, ist sicher der leichtere Weg und wird auch betrieben. Aber ich
glaube, die Schaffung von Anreizen im gesamten privaten Bereich, vor allem im
Altbau, ist noch nicht ausgereizt und muss noch weiter betrieben werden.
Vielleicht wird man das eine oder andere Mal hier, wenn es vor allem für die
Bewohner besonders hart ist, mit dem Denkmalschutz in Konflikt kommen müssen,
aber es ist eine warme Wohnung, ein energiesparendes Heizen das eine oder
andere Mal vielleicht einer Fassade oder dem Fassadenschutz vorzuziehen. Es ist
sicher kein einfacher Weg, aber wir sehen, dass wir hier in der Situation sind,
wo es wirklich notwendig ist.
Ich glaube, Energieabhängigkeit und alles, was
sozusagen nachgeordnet stattfindet, ist Wirtschaftspolitik, ist Umweltpolitik,
ist aber auch Sozialpolitik, weil eine warme Wohnung, die leistbar ist, für die
Menschen nun einmal wichtig ist. Wir leben trotz Klimaerwärmung in einer
Klimazone, wo wir, wie wir jetzt, Anfang Jänner, gespürt haben, eine warme
Wohnung dringend brauchen. Wer das nicht hat, ist auch gesundheitsgefährdet.
Das ist nicht nur unangenehm.
Wichtig wäre in Wien auch eine weitere Förderung der
Sonnenenergie, Solar- und Fotovoltaikanlagen. Wenn man etwa den locker bebauten
Bereich anschaut, ist, glaube ich, noch viel zu tun. Auch hier müssten mit
Sicherheit die Anreize erhöht werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben im Zuge
dieser Krise immer wieder gehört, und das war gut und beruhigend, dass wir
Reserven haben. Das ist wichtig und notwendig, aber natürlich darf die
Beruhigung nicht dazu führen, den Einsatz neuer heimischer erneuerbarer
Energien nicht zu forcieren. Auf der anderen Seite sind aber eben auch die
Sanierungsmaßnahmen so voranzutreiben, dass die Unabhängigkeit immer größer
wird.
Die Fraktion der Grünen hat zwei Anträge angebracht.
Wir werden dem einen, wo es um den Passivhausstandard geht, zustimmen. Den
anderen Antrag mit der Anreizschaffung sehen auch wir als zu starken Zwang und
werden ihn daher ablehnen.
Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Antrag von uns
einbringen. Wir haben hier im Zuge der Krise in der Automobilindustrie -
deswegen haben wir auch dieses Wort verwendet - die Verschrottungsprämie als
Anreiz des Umstiegs, aber auch als Förderung der Wirtschaft in Österreich
beschlossen. Im Zuge dessen wollen wir die Menschen auch ermutigen, ihre
Heizsysteme umzustellen. Es ist nun einmal so, dass ein Anreiz etwas Wichtiges
ist. Anreiz und Information sind wichtig.
Wir bringen daher einen Beschlussantrag ein, wo wir
die beiden zuständigen Stadträtinnen für Umwelt, aber auch für Finanzen und
Wirtschaft ersuchen, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um eine solche
Prämie auszuloben.
Wir bitten, diesen Antrag an die beiden zuständigen
Ressorts zuzuweisen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dipl-Ing Stiftner. -
Bitte.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin sehr froh über die Gelegenheit, heute über
ein so wichtiges und ernsthaftes Thema sprechen zu können. Auch das Niveau der
bisherigen Debatte, vom Antragsteller bis ganz besonders zur Beantwortung des Herrn
Bürgermeisters, hat gezeigt, wie wichtig dieses Thema uns allen ist. Ich
glaube, das eint uns hier, dass wir uns mit der Versorgungssicherheit auf
energetischer Basis auseinanderzusetzen haben, wenngleich unsere Zugänge
durchaus sehr unterschiedlich sind.
Herr Bürgermeister, Sie haben heute in Ihrer
Beantwortung sehr klar und deutlich, und aus meiner Sicht auch sehr präzise,
viele Punkte angesprochen. Es hat sich gezeigt, dass Sie Ihren
naturwissenschaftlichen Background nicht verloren haben. Es ist einfach
wichtig, gewisse Dinge mit der notwendigen Seriosität und Machbarkeit zu
beurteilen.
Wir haben eine Auslandsabhängigkeit, aber diese
Kritik kann ich der Mehrheitsfraktion hier nicht ersparen, wir müssen auch hier
Maßnahmen setzen, um alternative Versorgungswege in Hinkunft, auch was Gas
betrifft, sicherzustellen. Da stimme ich überhaupt nicht mit dem Antragsteller
der GRÜNEN überein, der meint, wir brauchen Nabucco nicht. Natürlich brauchen
wir Nabucco! Es wurde schon gesagt, wir haben zwar eine hohe Reserve für etwa
zweieinhalb bis drei Monate im Falle des Ausfalls der Gaslieferungen im
privaten Umfeld, doch wir wissen alle, zumindest jene, die sich mit dem Thema
ernsthaft und tiefer auseinandergesetzt haben, dass im gewerblichen Bereich
sehr viel früher das Gas ausgehen wird - und wir waren in dieser Situation
knapp davor - und damit auch andere Faktoren in Kraft treten, bis hin zu
Beschäftigungslosigkeit, die damit verbunden ist. Deshalb ist es für uns so
wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und dieses Thema Energie
ordentlich zu diskutieren, weil es einfach eine Grundfrage unserer Existenz und
auch unserer Sicherheit ist. Das kann man nicht nur durch die eine oder andere
Brille sehen, sondern wir müssen hier umfassend und sehr verantwortungsbewusst
mit dem Thema umgehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Natürlich stört mich auch einiges
an der Geschäftspolitik von Wien Energie. Ich denke, dass man hier
durchaus die verkaufsfördernden Maßnahmen, die da und dort immer noch Platz
greifen, und da wird heute einfach noch nach Umsatzmaximierung agiert,
hintanstellen sollte. Natürlich ist das ein Wirtschaftsbetrieb, auf der anderen
Seite steht er aber im Mehrheitseigentum
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