Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 70
Verhandlung über die Geschäftsstücke 4, 5, 7, 10 und
11 der Tagesordnung – sie betreffen Förderungen für Frauenprojekte –
zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen.
Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Dies ist nicht
der Fall.
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin
Mag Krotsch, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Nicole Krotsch: Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau
GRin Matiasek. Ich erteile es ihr.
GRin Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die folgenden Subventionen
würde ich unter dem Motto „Viel Geld für wenig Frauen" zusammenfassen. Wir
haben es hier zu tun mit Subventionen an Vereine beziehungsweise Projekte, die
man im Großen und Ganzen unter dem Begriff „Feminismus, politisch motivierten
Feminismus" zusammenfassen kann. Und wenn man sich diese Projekte und die
Tätigkeit dieser Vereine anschaut, dann muss man sagen: Angesichts der
Tatsache, dass wir in einer Zeit leben, wo die Armut voranschreitet, wo viele
armutsgefährdet sind, wo ein Großteil dieser armen und armutsgefährdeten
Menschen, Frauen sind, schwerpunktmäßig Alleinerzieherinnen oder auch
Pensionistinnen mit einer Mindestpension, die sich nichts sehnlicher als einmal
im Monat ein warmes Bad wünschen, ist es schon ein Schlag ins Gesicht dieser
Menschen, wenn ich hier sehr salopp – für drei Jahre allerdings budgetiert –
700 000 EUR ausgebe, und zwar an das Amerlinghaus, vorhin schon
angesprochen, an den Verein Fibel – hier geht es um bikulturelle Ehen –, an den
Verein „Stichwort – Archiv der Frauen und Lesbenbewegung", an den Verein
Frauen Frauenhetz oder an den Verein CheckArt - Verein für feministische Medien
und Politik.
Sieht man sich die
Unterlagen genauer an, dann ist es ganz wichtig, sich einmal anzuschauen, wer
das überhaupt in Anspruch nimmt, und wenn man die Besucherzahlen der Vereine
oder der einzelnen Veranstaltungen dieser Vereine anschaut, dann ist das
wirklich arg. Ich nehme jetzt etwa 24 Veranstaltungen her, die im Verein
Fibel gemacht wurden. Da gibt es von den 24 Veranstaltungen
5 Veranstaltungen, die eine zweistellige Besucherzahl haben, bei
7 Veranstaltungen waren nicht einmal 5 Besucher oder Besucherinnen
da, und der Rest, also noch einmal 12 Veranstaltungen, konnte zwischen 5 und 10
Besucherinnen oder Besucher aufweisen.
Das zieht sich aber so wie
ein roter Faden durch. Etwa auch die Teilnehmer bei diversen Veranstaltungen
oder Workshops des Vereins Frauenhetz liegen so bei 12, 14, 16 Besuchern oder
Teilnehmern.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Ich glaube, das ist nicht der richtige Weg. Das, was Frauen in Wien
heute brauchen, sind gute Aus- und Weiterbildungsprogramme. Da werden wir
jederzeit unsere Zustimmung geben. Das, was Frauen in Wien heute brauchen, ist
die Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das, was Frauen heute
brauchen, sind solide und qualitätsvolle Arbeitsplätze, die immer mehr
verschwinden in den Bezirken, nämlich durch die Struktur, die in Wien
voranschreitet, dass die Geschäftsstraßen heute Straßen aus einem Mix von
irgendwelchen Klumpert-Shops und Spiel- und Wettlokalen sind und auf der
anderen Seite leider qualitätsvolle Klein- und Mittelbetriebe immer mehr
verschwinden oder an den Stadtrand gedrängt werden.
Wir werden daher, wie
nicht verwunderlich ist, diesen Subventionen unsere Zustimmung nicht geben.
Lassen Sie mich aber auch
gleich meine Wortmeldung dafür benützen, erneut einen für uns ganz wichtigen
Antrag einzureichen. Es ist in aller Munde, es nicht kein Geheimnis mehr, und
ich glaube, es ist ein Gebot der Stunde: Der Kindergarten, der kostenlose
Kindergarten zumindest ab dem dritten Lebensjahr muss flächendeckend in
Österreich möglich werden, so auch in Wien. Ich appelliere hier an die
Mehrheitsfraktion, an die SPÖ: Heben Sie sich das nicht als Wahlzuckerl auf,
taktieren Sie nicht, sondern machen Sie es möglich, dass im Sinne der Frauen,
der Familien die Wiener Kinder ab dem dritten Lebensjahr, alle nämlich,
kostenlos einen Kindergarten besuchen können. Er ist eine Bildungseinrichtung,
er ist eine wertvolle Unterstützung der Wiener Familien und somit auch der
Wiener Frauen.
Ich bitte daher: Geben Sie
ihrem Herzen einen Stoß, sagen Sie diesmal Ja und treffen Sie die
entsprechenden Vorbereitungen, dass diese Einrichtung endlich möglich wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich werde jetzt nicht
inhaltlich auf diesen Tagesordnungspunkt eingehen, sondern mich mit dem Antrag,
der hier von den Freiheitlichen gekommen ist, beschäftigen. Das ist ein altes
Anliegen der Wiener ÖVP. Wir sind seit Jahren für den kostenlosen
Kindergartenplatz. Aber mir geht es um etwas anderes. Mir geht es darum, dass
wir heute wiederum damit konfrontiert waren, dass wir die Anträge erst im Laufe
des Vormittags bekommen haben und uns damit nicht auseinandersetzen können.
Wir haben das schon
mehrmals moniert, und ich möchte es an dieser Stelle nochmals monieren. Bitte,
es ist wirklich für alle anderen eine unzumutbare Situation. Wir haben das in
der Präsidiale mehrmals besprochen. Ich glaube, die anderen Fraktionen haben es
auch nicht bekommen.
Wir
lehnen daher sämtliche Anträge der Freiheitlichen ab, die so spät gekommen
sind, und zwar unabhängig davon, wie wir inhaltlich dazu stehen. Und ich
deponiere: Das ist ein Antrag, dem wir grundsätzlich zustimmen würden, weil er
ein altes ÖVP-Anliegen ist. (Beifall bei der ÖVP. – GR Dr Herbert
Madejski: Da redet gerade der Richtige! Von Ihnen bekommen wir über
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