Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 70
Das ist nämlich das
Problem, das Sie selbst verursacht haben, und jetzt regen Sie sich auf, dass
die Niederösterreicher irgendwo nicht mitzahlen wollen. Das Problem haben Sie
selbst verursacht, und das müssen Sie, sehr geehrten Damen und Herren der SPÖ,
jetzt auch selbst lösen.
Wie? Lesen Sie einfach
nach in Ihrem Verkehrsmasterplan. Im Theoretisieren sind Sie ja wunderbar. Da
gibt es wunderbare Broschüren, in denen alle Maßnahmen hervorragend aufgelistet
sind. Das einzige Problem ist: Man macht es nicht, man setzt es nicht um.
Ich kann Ihnen ein paar
Beispiele daraus zitieren. Erschließung der Flächenbezirke im Norden Wiens mit
leistungsstarken und attraktiven Straßenbahnlinien. Sie brauchen ein
Ausbauprogramm vor allem auch in den westlichen und südlichen Bezirken, vor
allem auch tangentiale Verbindungen. Sie brauchen Querverbindungen. Nicht jeder
Weg führt ins Zentrum oder an den Stadtrand, sondern auch quer drüber. Und da
gibt es kaum etwas, außer einem Tingelbus. (GR Karlheinz Hora: Schauen Sie
sich den Masterplan genau an!) Da gibt es einen Tingelbus, wo Sie es
einfach nicht schaffen, dass die Leute umsteigen. (GR Franz Ekkamp: Warum
sind Sie so gegen den 14A?) Und das ist das Problem, warum die Leute dann
im Auto sitzen bleiben, und damit ist die Situation gegeben.
Intervallverdichtungen
wären auch ein Thema, vor allem aber brauchen Sie Park-and-ride-Anlagen auch
jenseits der Stadtgrenze, um die Menschen dort schon in Schnellverbindungen
hineinzubringen, sodass für sie gar nicht die Notwendigkeit besteht, mit dem
Auto hereinzupendeln. Machen Sie das! Reden Sie doch mit Niederösterreich! Ihr
Bürgermeister hat doch den besten Draht zum Herrn Landeshauptmann von
Niederösterreich. Sie werden doch gemeinsam eine Chance schaffen ... (GR
Karlheinz Hora: Aber Sie haben einen noch besseren!) Sie sind doch in der
Regierung, nicht wir.
Wir sind in der
Opposition. Wir sagen Ihnen, wie es geht, wir sagen Ihnen, wie es besser geht:
Befreien Sie die Menschen vom Lärm! Befreien Sie die Menschen vom Staub, vor
allem vom Feinstaub, den der Verkehr produziert, und vor allem auch vom
Zeitraub, den die Menschen jeden Tag erleiden, wenn sie in dieser Stadt im Stau
stehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Krotsch. –
Bitte sehr.
GRin Mag Nicole Krotsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Gleich vorab, weil es jetzt wirklich von allen
gekommen ist: Die Wiener SPÖ hat derzeit nichts vor (GR Mag Wolfgang Jung: Derzeit!), Kollege Gerstl, wie Sie es
so salopp genannt haben, es ist nichts geplant bei den Tarifen.
Aber weil es auch von allen Fraktionen gekommen ist,
Frau Kollegin Vassilakou, Kollege Madejski, Kollege Stiftner: Wien ist
europaweit die einzige Metropole, wo mehr Menschen die Öffis verwenden als mit
dem privaten Auto fahren. Das heißt, genauer gesagt, es wird mehr als ein
Drittel aller Wege, das sind zirka 35 Prozent, mit den Wiener Linien
gefahren. Damit hat der öffentliche Verkehr den privaten Autoverkehr bei Weitem
überholt.
Es ist der Zufriedenheitsgrad angesprochen worden.
Ja, es gibt einen hohen Zufriedenheitsgrad unter den Fahrgästen. Wie gesagt, es
sind noch nie so viele Menschen mit den Wiener Linien unterwegs gewesen. Kollege
Hora hat erwähnt, letztes Jahr waren es schon über 800 Millionen
Fahrgäste, und die können nicht irren, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Der Erfolg der Wiener Linien ist zu einem Großteil
auf die Attraktivität der U-Bahn zurückzuführen. Sie ist das Herzstück der
Wiener Linien. Es ist schon erwähnt worden, derzeit haben wir fast 70 km
U-Bahn-Netz, und nach der dritten Ausbauphase werden wir fast 75 km haben.
Und wenn wir weiterdenken an die Zukunft, an die vertraglich festgesetzte
vierte Ausbauphase, die mit dem Bund festgelegt wurde, werden wir beinahe
90 km haben. Wenn man sich das vor Augen führt, ist das eine Strecke, die
von Wien bis zum Semmering reicht. Also ich glaube, auf das können wir auch
stolz sein.
Wir werden 116 barrierefreie Stationen haben. Wir
werden dichte Siedlungsgebiete weiter in die Stadt holen. Wir werden aber auch
zukünftige Stadtentwicklungsgebiete erschließen.
Alle Anstrengungen der Wiener Linien sind dahin
gehend, dass alles schneller, komfortabler, sicherer wird. Wenn wir uns
gemeinsam zurückerinnern – der 19. Jänner ist ja noch nicht so lange her
–: Es gibt neue U6-Garnituren. Renate Brauner, unsere Vizebürgermeisterin, hat
die letzten alten Garnituren verabschiedet. Natürlich gibt es auch hier wieder
Qualitätsverbesserung und mehr Komfort. Wir haben Klimaanlagen,
Videoüberwachungsanlagen und sehbehindertengerechte Farbgebung. Also auch hier
in allen Richtungen Verbesserungen für die Fahrgäste, für die Kundinnen und
Kunden der Wiener Linien.
Auch die neuen Kunststoffsitze bedeuten einen Vorteil
in Bezug auf Vandalismus und Hygiene. Also auch hier Verbesserungen durch und
durch.
Bei der U6 haben wir mit den neuen Garnituren weiters
auch eine Verkürzung der Wegzeiten, denn wir können hier in gewissen
Abschnitten die Geschwindigkeit von 60 auf 80 Stundenkilometer steigern. Das
heißt, man kommt schneller in die Außenbezirke, kommt aber auch schneller
wieder zurück ins Zentrum. Also auch hier eine Verbesserung, die mit den neuen
Garnituren einhergeht.
Was ich noch erwähnen möchte in dem Zusammenhang,
weil auch die wirtschaftliche Lage angesprochen wurde. Diese neuen
U6-Garnituren werden hier in Wien bei Bombardier entwickelt. Das ist auch ein
wichtiger Faktor für die Wiener Wirtschaft, dass hier Arbeitsplätze gesichert
werden, geschaffen werden und Maßnahmen gesetzt werden, die das Wachstum
fördern in der Wiener Wirtschaft.
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