Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 70
Kurzarbeit.
Die Prognosezahlen über die Arbeitslosigkeit schauen
ähnlich aus. Ich persönlich schließe nicht mehr aus, dass der Höchststand, den
wir 2005 gehabt haben, in diesem Jahr überschritten wird. Und in dieser Zeit
denkt die Wiener SPÖ darüber nach, den Menschen im Zusammenhang mit dem öffentlichen Verkehr noch mehr Geld wegzunehmen!
Meine Damen und Herren! Das ist einfach ein
schlechter Wirtschaftsstil! (Beifall bei der ÖVP.)
So kann man nicht wirtschaften, und so kann man für
die Menschen keinen Wohlstand bringen! Wenn man in einer Zeit der Rezession, in
der es nicht leichter wird und man sich anstrengen und mehr investieren muss,
als einzige Antwort nur eine Gebührenerhöhung zu bieten hat, dann ist das
gewiss das falsche Zeichen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sie hätten in der
Vergangenheit schon genügend Möglichkeiten gehabt, den öffentlichen Verkehr zu
attraktiveren. Sie hätten genügend Möglichkeiten, es für die Menschen
interessanter zu machen, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. Ich
werde Ihnen jetzt ein paar Möglichkeiten, die Sie hätten, aufzählen.
Zunächst hätten Sie die Möglichkeit der
Intervallverdichtung bei den Ringrundlinien. Die Ringrundlinie wird am
4. April wieder in Kraft treten, und Sie hätten die Möglichkeit, diese in
den Verkehrsverbund Ost und in das Tarifsystem der Wiener Linien aufzunehmen
und dafür nicht exorbitant viel zu verlangen. Sie hätten die Möglichkeit, dafür
zu sorgen, dass die Park-and-ride-Anlagen am Stadtrand günstiger werden
beziehungsweise diese gratis zu gestalten. Somit wäre es interessant, wenn man
eine Netzkarte hat, eine Park-and-ride-Anlage zu benutzen, damit auch die
Pendler nicht alle quer durch die Stadt fahren müssen. Sie hätten die
Möglichkeit, die erste ULF-Generation zu modernisieren und mit Klimaanlagen und
Videoüberwachung auszustatten. Sie hätten die Möglichkeit, auf mehr Sauberkeit
und Sicherheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu achten. Sie hätten die
Möglichkeit, die Sicherheitstüren in den Straßenbahngarnituren verstärkt
umzurüsten. Sie hätten die Möglichkeit, alte Straßenbahngarnituren mit
Außenspiegeln zu versehen, damit es nicht mehr passieren kann, dass Leute
mitgeschleift werden. Außerdem hätten Sie unendlich viele Möglichkeit in der
Tarifgestaltung. Sie könnten in der Tarifgestaltung von den Erhöhungen Abstand
nehmen, damit die Menschen das System wirklich als so attraktiv erachten, dass
sie gerne umsteigen.
Das Ziel muss sein, noch mehr Menschen zu gewinnen,
die auf noch mehr und noch bessere U-Bahnen umsteigen. Die Übertragbarkeit
aller Zeitkarten ist in diesem Zusammenhang ein Begriff. Man könnte
beispielsweise die Vorteils-Card der ÖBB auch bei den Wiener Linien einsetzen.
Man könnte Jahreskarten in Kombination mit Carsharing anbieten. Man könnte
Bonuskarten für Mitarbeiter von Unternehmen ausstellen, und man könnte
Familienkarten für Familien und Alleinerzieher schaffen.
Vieles davon gibt es in anderen Bundesländern, zum Beispiel
in Vorarlberg. Warum gibt es das in Wien nicht?
Absolut unverständlich ist, dass wir beim
Handyticketing, was eigentlich eine Vereinfachung des Systems ist, einen
höheren Preis haben, als wenn man das Ticket beim Automaten löst. Das ist für
mich absolut unverständlich!
Seniorenfahrkarten sollten wir an das tatsächliche
Pensionsalter knüpfen, anstatt dass das Alter von 60 beziehungsweise 65
abgewartet werden muss. Zudem sollte es Vergünstigungen für alle Jugendlichen
bis 26 geben.
Meine Damen und Herren! Das sind nur einige
Möglichkeiten, die Sie intensiv prüfen könnten, um in einer Zeit
gegenzusteuern, in der es wirtschaftlich schwieriger wird. Wir müssen es für
die Menschen attraktiver machen, mit mehr Mobilität auch mehr
Wirtschaftsleistung zu bringen und sich selbst leichter über Wasser halten zu
können, anstatt die öffentlichen Verkehrsmittel noch zu verteuern! Das wäre das
Gebot der Stunde. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächstem erteile ich
Herrn GR Hora das Wort. – Bitte.
GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe mir erlaubt, ein paar Modelle mitzubringen.
Ich habe nämlich manchmal den Eindruck, dass zum Beispiel Kollege Madejski
nicht weiß, worüber wir sprechen! (GR Dr
Herbert Madejski: Ich weiß es ganz genau!)
Über 800 Millionen Menschen haben voriges Jahr die
Wiener Linien benutzt, das bedeutet eine Steigerung von 793 Millionen
Fahrgästen im Jahr 2007 auf über 800 Millionen im Jahre 2008. Du unterstellst
jedoch, dass sich die alle geirrt hätten!
Ich habe leider nicht die Zeit, um hier alle
Leistungen zu nennen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir derzeit bereits
ein U-Bahn-Netz mit einer Gesamtlänge von 70 km und 95 Stationen haben.
Überlegen wir einmal, welche Investitionen in den letzten Jahren vorgenommen
wurden, denn das ist ja wichtig für die Servicequalität: So gibt es
beispielsweise in den Stationen Praterstern, Karlsplatz, Reumannplatz und so
weiter Abfahrtsmonitore, an denen die direkte Servicequalität abzulesen ist.
Und auch im Fahrzeugsektor ist einiges geschehen.
Kollegin Vassilakou, die ich jetzt momentan nicht
sehe, hat im Zusammenhang mit der Tarifanpassung 2007 etwas in den Raum
gestellt, was mich total ärgert. Sie hat einen Rechnungshofrohbericht zitiert,
in dem bei dem U-Bahn-Bauvolumen in Milliardenhöhe ein Abgang von
9 Millionen EUR festgestellt wurde. Dazu gibt es noch gar keine
Stellungnahme. Sie aber schwärzt die Wiener Linien gebetsmühlenartig pausenlos
an. Ich halte es für unfair, wenn man jemanden anklagt, ohne ihn überhaupt
anzuhören. Das ist eine unfaire Gangart, und das weise ich auf das Schärfste
zurück. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
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