Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 70
Es tut mir leid, dass es Ihrer Aufmerksamkeit
entgangen ist, dass ich sehr wohl Stellung genommen habe, und zwar auch etwa
zur Frage der militärisch-kriegerischen Auseinandersetzungen in Gaza. Ich weiß
schon, dass das in Österreich relativ wenig Leute interessiert, denn da ist es
wichtiger, dass man sich für irgendwelche Spinntisierereien von irgendwelchen
Leuten interessiert, die ohne Investoren oder sonst etwas dastehen als für das,
was der Präsident des Europäischen Städtebunds zur Lage im Nahen Osten zu sagen
hat, und zwar fundiert auf Grund der Ergebnisse jener Arbeitsgruppe, die vor
geraumer Zeit – vor weit mehr als 15 Jahren – auch im RGRE
eingesetzt wurde. Das ist eines der wenigen Dialogforen, das in ungebrochener
Weise zwischen Israelis und Palästinensern, also zwischen dem israelischen
Städteverband und dem Städteverband der Palästinenser, in der Tat noch
funktioniert. Und es ist offensichtlich leichter, mit einer solchen
Stellungnahme in spanische, französische, deutsche und italienische Zeitungen
zu kommen als in österreichische.
Wie dem auch immer sei, ich will das nicht beklagen.
Aber ich will Ihre Aufmerksamkeit ein bisschen fokussieren und Sie darauf
hinweisen, dass ich selbstverständlich auch dazu Stellung genommen habe. Und es
ist für mich überhaupt keine Frage, dass ich solche Gespräche wiederholt auch
mit dem Präsidenten der Glaubensgemeinschaft geführt habe und sehr gerne auch
mit muslimischen Mitgliedern des Gemeinderates, selbstverständlich auch wenn
sie der Österreichischen Volkspartei angehören. Ich möchte jetzt nicht die
Formulierung wählen, dass sich die ÖVP solche „geholt" hat, ich würde also
dem ÖVP-Obmann nicht unterstellen, dass er eine muslimische Gemeinderätin
„geholt hätte". Dazu ist mein Respekt vor dem Amt und vor dem Mandat viel
zu hoch, als dass ich das so formulieren würde! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich habe auch mit Imamen darüber diskutiert, nicht
mit jenem, der öfters zitiert wird, aber mit anderen. Und ich hatte im
Zusammenhang mit jenen Gesprächen den Eindruck, dass das, was ich jetzt auch
hier für mich formuliert habe, nämlich dass ich ohne Wenn und Aber die
Grundwerte von Demokratie und Freiheit, des Respekts vor den Menschenrechten
und den Religionen verteidige, dort auch so gesehen wird. Es gibt immerhin
Beschlüsse, die Sie wahrscheinlich viel besser kennen als ich! Von der
Imamenkonferenz wurde zum Beispiel eine ganze Palette von entsprechenden
Beschlüssen gefasst, die alle höchst kompatibel mit der österreichischen
Rechtsordnung und mit der österreichischen Werteordnung sind. – Also:
Vielleicht interessieren Sie sich ein bisschen intensiver für das, was ich
sage! Das würde mich freuen! (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die letzte Zusatzfrage zu dieser Frage stellt GR DDr Schock.
GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Sie haben ein Bekenntnis zu Demokratie und
Menschenrechten abgelegt, Sie waren aber eigentlich als Stadtschulratspräsident
säumig. Wir haben bereits vor zwei Jahren in einer Dringlichen Anfrage die
Namen der radikalen Lehrer genannt. Wir haben Ihnen Herrn Zeidan und Herrn
Ibrahim genannt, und wir haben Ihnen das rechtliche Instrumentarium genannt,
nämlich das Islamgesetz, und im Hinblick darauf müssten Sie als
Stadtschulratspräsident tätig werden. Sie, Herr Bürgermeister, haben aber
eigentlich nur auf die muslimischen Wähler geschielt, ebenso wie vielleicht die
ÖVP, da gebe ich Ihnen schon recht! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Sie haben dem Wählerfang im muslimischen Bereich den
Vorzug gegenüber Menschenrechten und Demokratie gegeben. Diesen Vorwurf kann
ich Ihnen nicht ersparen! Und Herr Ibrahim hetzt ja weiter. Er hetzt in seiner
Moschee gegen die Juden. Das ist alles heute möglich! Das wird von Ihnen und
von Ihrer Fraktion toleriert! (GR Christian Oxonitsch: Vielleicht sollten
Sie doch ein bisschen zuhören! Das könnte nicht schaden! – Weitere
lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Meine Frage ist daher: Herr Stadtschulratspräsident!
Warum sind Sie noch nicht tätig geworden? Warum haben Sie Herrn Zeidan und
Herrn Ibrahim noch immer nicht gemäß § 4 Islamgesetz vom Dienst
suspendiert?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte Herr Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Herr
Klubobmann! Das Problem besteht darin, dass ich Ihnen zwar aufmerksam zuhöre,
Sie mir jedoch nicht! Anlässlich der damaligen Anfragebeantwortung habe ich
ganz klar Ihre Rechtsmeinung falsifiziert. Es tut mir leid, sagen zu müssen,
dass Sie diesen rechtlichen Unsinn jetzt wiederholen, den Sie damals schon von
sich gegeben haben. (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Es tut mir leid, Ihnen sagen
zu müssen, dass das, was Sie hier dazu gesagt haben, Unsinn ist! Ich kann
selbstverständlich keinen Religionslehrer, gleichgültig welcher
Religionsgemeinschaft er angehört, vom Unterricht suspendieren. Halten wir das
eindeutig fest! Meine Haltung dazu ist auch klar. Und meine Erwartungshaltung
an die Islamische Glaubensgemeinschaft ist auch klar, und diese entspricht ganz
offensichtlich auch dem Willen des Präsidenten, dass nämlich Achtung, Respekt
und die klare Vertretung der Grundwerte Demokratie, Freiheit und Achtung der
Menschenrechte auch durchzusetzen sind. Das ist letztlich seine Aufgabe.
Und ich bin sehr dafür, das noch einmal aufzugreifen
und zu wiederholen, was ich vorher gesagt habe: Jawohl! Wenn es nicht gelingt,
dass in den jeweiligen Religionsgemeinschaften selbst tatsächlich für die
nötige Ordnung gesorgt wird, dann hat das der Staat zu tun! Das ist gar keine
Frage! Geben Sie mir das rechtliche Instrumentarium! Dann ist es überhaupt gar
keine Frage, was geschieht, und zwar in der nächsten Sekunde! Aber das, was Sie
verlangen, ist einmal mehr eine Aufforderung zum Rechtsbruch! Sorry! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Wir kommen zur 2. Frage (FSP –
00232-2009/0001 – KGR/GM). Sie wurde von Herrn GR Dipl-Ing Martin
Margulies gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der
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