Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 115
Anlass zur Hoffnung gibt, dass die bleierne Zeit der Nichtinformation zumindest in dem schmalen Bereich, nämlich dem der Vereinigten Bühnen Wiens, beendet sein könnte.
Ich will mich auf Grund der gebotenen Kürze in die
Strategiediskussion und die Positionierungsdiskussion der Vereinigten Bühnen
Wiens nicht vertiefen, nur zwei Anmerkungen dazu:
1. Es ist eine Bestätigung aller unserer Kritik, dass
es derartiges bisher nicht im ausreichenden Ausmaß gegeben hat.
2. Scheinen uns die vorgeschlagenen Wege nicht bis in
alle Details durchdacht und möglicherweise auch nicht wirklich
erfolgversprechend.
Es geht hier um eine Subvention in Höhe von
37,3 Millionen EUR und man muss schon anmerken, dass die
Entscheidungsgrundlagen, auf denen diese Subvention basiert, nicht mehr
stimmen. Wir sind nämlich mit der Situation konfrontiert, dass das vom
Subventionswerber, also von den Vereinigten Bühnen Wiens, eingereichte Budget
nicht stimmt. Auf Grund der Tatsache, dass im Ronacher die Produktion
„Producers“ geflopt hat und daher alle Berechnungen des Budgets nicht stimmen.
Es wäre daher ein Akt der Transparenz und der Offenheit gewesen, das zum Anlass
zu nehmen, die Entscheidung etwas aufzuschieben und auf Basis neuer
Budgetentwürfe und nicht der überholten diese Subvention nunmehr beschließen zu
lassen. Es kann doch offenbar nicht sein, dass die gleiche Subventionssumme
fällig ist, wenn sich die Rahmenbedingungen dramatisch geändert haben.
„Producers“ werden eben nicht, wie im Budget vorgesehen, vom 1.1. bis 27.5.
gespielt und sie werden auch nicht 126 Vorstellungen im Ronacher bespielen und
sie werden auch nicht 68 Prozent Auslastung haben. Es wird ein
Ersatzprogramm mit vielen Problemen geben, die man möglicherweise auch in
Geldwert berechnen wird, möglicherweise mit einer Nachsubvention.
Wir meinen, bei aller Anerkennung der Tatsache, dass
nunmehr versucht wird, die Vereinigten Bühnen Wiens organisatorisch und auch im
Marketing besser aufzustellen, dass wir aus diesen Gründen dem
Subventionsansuchen für die Vereinigten Bühnen Wiens diesmal unsere Zustimmung
verweigern. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das
Wort hat Herr GR Woller.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich möchte feststellen, dass das eine interessante
Wortmeldung war, dass vielleicht doch irgendwann Hoffnung bestehen könnte, dass
eine Oppositionspartei einmal dem Antrag der Förderung der Vereinigten Bühnen
Wien zustimmen könnte. Letztes Mal war das der Fall, als StR Marboe für das
Kulturressort noch verantwortlich war. Damals hat die ÖVP interessanterweise
immer zugestimmt, heute nicht. Aber wenn der Kollege Wolf jetzt sagt,
vielleicht stimmen Sie einmal zu, dann ist das immerhin erwähnenswert. Nun, es
stimmt, es gab diese Woche auf Einladung des Herrn Kulturstadtrates ein sehr
langes, sehr konstruktives und positives Gespräch des neuen Geschäftsführers
der Vereinigten Bühnen Wien, Herrn Mag Drozda, mit den Kultursprechern. Und es
wurde heute schon gesagt, es war sehr positiv und es gab eigentlich bei dieser
Besprechung überhaupt keine offene Frage, insbesondere der Vertreter der Oppositionsparteien,
die dort nicht zufriedenstellend beantwortet worden ist. Die Lust und die Gier
auf Oppositionspolitik ist natürlich schon stärker als vielleicht die Ratio,
weil es sonst ja nicht möglich wäre, dass dieselben Oppositionspolitiker, die
am Montag so vertrauensvoll mit Drozda zusammengesessen sind und keine Fragen
mehr hatten, einen Tag später die Fragen dann in der Presse gespielt haben und
auch heute hier wieder stellen. Also insofern war es zwar positiv, aber noch
nicht ganz durchschlagend. Vielleicht muss man das öfter wiederholen, weil
immer wiederholen vielleicht dazu führt, dass man es sich auch verinnerlicht.
Die Fragen, die der Kollege Wolf heute hier angesprochen hat, wurden am Montag
vom Geschäftsführer Drozda völlig beantwortet und ich kann es natürlich auch
hier wiederholen.
Es stimmt natürlich nicht, dass es ein falsches
Budget ist, sondern es wurde festgestellt, dass auf Grund von völlig
berechtigter Wahrnehmung der Aufgaben der Geschäftsführung und der Intendanz
die Entscheidung getroffen wurde, im Jahr 2009 eine Spielplanänderung
durchzuführen und dass jetzt im Antrag ein Spielplan beurteilt wird, der
tatsächlich nicht so stattfinden wird. Aber das heißt ja nicht, dass im
Ronacher und im Raimund Theater jetzt keine Musicals zu sehen sein werden,
sondern ganz im Gegenteil, dass die von der Kritik und auch von den
internationalen Medien so hochgejubelte Produktion „Producers“ als
Gastproduktion der Vereinigten Bühnen Wien nach Berlin übersiedeln wird mit dem
vollen Cast, mit der Wiener Besetzung. Das ist keine Schande, sondern das ist
ein großer Erfolg! Und wir werden stattdessen in Wien ein zusätzliches Musical
sehen, nämlich durch Vorziehung von „Frühlingserwachen“ und „Josephine Baker“
und der Neuprogrammierung von „John Malkovich“, einer Oper, die sehr wichtig
ist, dass wir sie auch in Wien sehen, wird es auch heuer wieder einige Monate
lang die Erfolgsproduktion „Tanz der Vampire“ geben, sodass insgesamt mehr
Musical um dasselbe Geld zu sehen sein wird. So gesehen, kann man nicht sagen,
es sind falsche Zahlen. Herr Mag Drozda hat ja auch auf die Frage, was jetzt
mit dem falschen Budget ist, deutlich gesagt: Wir haben ein Budget vorgelegt
und wir werden auch, wenn wir mehr in den Spielplan aufnehmen und was anderes
spielen, selbstverständlich mit diesem Budget von 37,3, Millionen
auskommen.
Es muss auch festgestellt werden,
dass die Vereinigten Bühnen Wien jetzt drei Jahre lang eine Förderung von
40 Millionen EUR hatten, nun die Subvention auf
37,3 Millionen EUR gesenkt wurde, dafür damit aber im selben Jahr
erstmals ein Vollbetrieb in einem dritten
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