Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 115
27 betreffend Subventionen und Förderungen an verschiedene Vereine sowie den Beitritt der Stadt Wien zum Verein Europäische Städtekoalition gegen Rassismus zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen.
Gibt es dagegen einen Einwand? – Das ist nicht
der Fall.
Ich bitte daher den Berichterstatter, Herrn GR
Bacher-Lagler, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Debatte ist eröffnet.
Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek. – Bitte schön.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wir haben heute hier wieder eine Reihe von
Vereinssubventionen zu beschließen. Viele laufen schon Jahre durch, und die
Projekte verändern sich auch nicht allzu sehr.
Wir lehnen diese heute – auch nicht zum ersten
Mal – ab. Ich erspare mir jetzt, inhaltlich auf die einzelnen Durchläufer
einzugehen, darf aber zu zwei anderen Punkten kurz das Wort ergreifen. Dem
Beitritt zum Verein Europäische Städtekoalition werden wir nicht zustimmen,
wobei es uns weniger um den Beitritt und schon gar nicht um die 1 500 oder
2 000 Euro geht. Dieser Beitritt zur Städtekoalition ist jedoch mit einem
Zehn-Punkte-Aktions-Programm verbunden, und in diesem Programm finden wir
einiges, was wir in dieser Form nicht für richtig erachten.
Ich greife jetzt einen Punkt heraus: Es ist
beispielsweise angestrebt, die Verwaltung und den öffentlichen Dienst in Wien
sozusagen nach dem Migrationshintergrund der Bevölkerung in Wien zu spiegeln.
Das heißt, dass im Zweifelsfall bei zwei gleich qualifizierten Bewerbern bis
zur Erfüllung der Quote jener bevorzugt wird, der einen entsprechenden
Migrationshintergrund hat. – Wir sprechen uns generell gegen solche
Quotenregelungen aus und sagen: Jeder, der heute hier lebt, die österreichische Staatsbürgerschaft hat
und alle Kriterien erfüllt, die notwendig sind, um eine entsprechende Position
einzunehmen, kann diese auch erlangen. Daher lehnen wir solche Regelungen und
somit auch die Städtekoalition und dieses Zehn-Punkte-Programm ab. (Beifall
bei der FPÖ.)
Es gibt wieder zahlreiche Vereinssubventionen in zum
Teil recht beachtlichen Höhen. Gerade erst kürzlich ist mit einem dieser
Vereine allerdings ein gewisser Konflikt aufgetreten. Die Wiener
Integrationskonferenz wird nicht mehr subventioniert, die aber über viele Jahre
subventioniert wurde. Wir haben das ja nie goutiert und haben hier immer
dagegen gestimmt. Es ging dabei im vorigen Jahr um immerhin
190 000 EUR. Das ist ja nicht nichts! Und auch in den vergangenen
Jahren wurden entsprechende Summen aufgewendet. Es handelt sich hiebei ja um
einen Dachverband, und da gibt es, wie der Zeitung zu entnehmen ist und ja von
Dachverbänden bekannt ist, auf Grund der Verflechtung von Vereinen meist
Mehrfachsubventionierungen, und diese Doppel- und Dreifachsubventionierungen
kritisieren wir.
Ich glaube, es ist nicht notwendig, Dachverbände von
Dachverbänden zu subventionieren, um Integrationspolitik in Wien zu betreiben.
Es ist meiner Meinung nach nicht notwendig, überhaupt Dachverbände und diese
große Zahl von Vereinen mit beträchtlichen Mitteln zu subventionieren.
Sie werden heute einen
Antrag einbringen, der sich mit der Einrichtung einer Wiener
Zuwanderungskommission beschäftigt. In Ihrer Antragsbegründung formulieren Sie
das so, dass die Grundintention zur Einsetzung dieser Kommission darin besteht,
dass Grundlagen zu erarbeiten sind, damit die Zuwanderungs- und
Integrationsdebatte versachlicht geführt werden kann. – Ich denke, es ist
ja überhaupt nicht zu diskutieren, dass man eine solche Debatte – wenn es
auch in Wahlkampfzeiten vielleicht manchmal anders gehandhabt wird – im
Prinzip sachlich führen muss! Ich meine, es bedarf keiner Kommission, die
Herausforderungen und Chancen zukünftiger Zuwanderung vor dem Hintergrund
bereits erfolgter Zuwanderung zu reflektieren, die entsprechenden
Handlungsfelder und Anforderungen für Wien auf Basis wissenschaftlicher
Erkenntnisse sowie Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung zu formulieren
und Aufklärung und Information in der Öffentlichkeit zu betreiben.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte alle, die
diesem Beschluss beitreten, fragen: Was war denn bis jetzt? Es gibt bei uns
Zuwanderung seit 20 Jahren, die auch mit Problemen verbunden ist: Wurde in
Wien bis jetzt nicht auf sachlicher Basis gearbeitet? Der Frau Stadträtin oder
dem jeweils zuständigen Stadtrat steht es selbstverständlich jederzeit frei,
Experten zu Rate zu ziehen und diese Grundlagen zu präsentieren. Die Aufklärung
und die Information der Öffentlichkeit kann gar nicht an eine solche Kommission
gebunden sein, denn sie muss ja immer erfolgen und erfolgt auch immer.
Sie selbst haben gerade in letzter Zeit Ihre eigene
Integrationspolitik sehr gelobt, und wir haben das eine oder andere sogar auch
wohlwollend aufgenommen, wenn wir einander gefunden haben, etwa auch bei der
Vermittlung von Informationen betreffend Pflichten an Zuwanderer, die bis jetzt
kein Thema waren, wie etwa: Wie benehme ich mich im Spital? Wie halte ich die
Hausordnung ein? Wie nähere ich mich dem Umweltgedanken, der in Wien einen sehr
hohen Stellenwert hat?
Sehr geehrte Damen und
Herren! Das Ganzen bringt für mich eine weitere Institution in dem ohnedies
schon sehr aufgeblähten Apparat im Bereich der Integrationspolitik in Wien mit
sich, der aber de facto in diesem Zusammenhang wahrscheinlich nichts Neues
bringen wird. Daher lehnen wir diesen Antrag heute ab. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Yilmaz. Ich
erteile es ihr.
GRin
Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr
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