Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 115
nicht nur alles zur Kenntnis nehmen.
Ich will jetzt nicht ein heißes Thema aufgreifen,
sondern möchte nur erwähnen, dass sich gerade in dieser Republik im letzten Jahrtausend
schon einmal gezeigt hat, dass man nicht immer alles glauben sollte, was in
Zeitungen steht. Ich will aber heute anlässlich des 19. Dezember dieses
Thema hier nicht neu aufwärmen. Ich möchte nur Ihnen, Kollege Gudenus, ans Herz
legen: Denken Sie einmal darüber nach, dass Zeitungsmeldungen im Leben nicht
alles sind, sondern dass man sich auch persönlich von Informationen überzeugen
soll. (Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Lasar! Ich wollte an und für sich zu dir
nichts sagen. Wir haben ein gutes Verhältnis. Wir kommen einander kollegial
entgegen. Allerdings habe ich heute bemerkt, dass du verschiedene Informationen
vermischst: Du sagst, wir hätten in der Sicherheit versagt. Denk doch einmal
nach, in wessen Regierungszeit die 1 000 Polizisten in Wien nicht gekommen
sind, die wir brauchen! (GR Mag Wolfgang Jung: Gab es da nicht
einen gewissen Einem?)
Kollege Lasar! Du hast am 10.10. eine
Presseaussendung gemacht, und ich nehme an, dass du zu dieser deiner eigenen
Presseaussendung stehst! In deren Untertitel war von „Zwangstherapie für
Süchtige“ die Rede. Wenn das dein Zugang zu dem Thema ist, dann tut es
mir … (Zwischenruf von GR David Lasar.) Nein! Das war die
Supplementär-Überschrift, das war nicht die Hauptüberschrift. Und wenn das dein
Zugang zu dem Thema ist, wie man Süchtige in dieser Stadt zu behandeln hat,
dann ist dieser falsch! Ich lehne diese Vorgangsweise, eine Therapie unter
Zwang zu machen, von vornherein ab! Lies bitte deine Presseaussendung, oder sag
deinem Pressereferenten, er soll sie dir zum Lesen geben, bevor er sie
ausschickt! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Kommen wir jetzt zum
Kunstplatz Karlsplatz. Der Karlsplatz ist eine Verkehrsdrehscheibe, die durch den
U-Bahn-Bau entstanden ist. Diese Drehscheibe benutzen derzeit über 200 000
Menschen täglich. Der Karlsplatz wurde als Nahverkehrsdrehscheibe mit
Umsteigmöglichkeiten zwischen den einzelnen U-Bahn-Linien, aber auch zwischen
den Straßenbahnen und Buslinien gestaltet. Der Teil, der heute kritisiert wird,
der nämlich nach dem Konzept einer Ladenstraße errichtet wurde, stammt nicht
aus dem jetzigen Jahrtausend. Dieses Konzept wird heute nicht mehr angewendet.
Das Prinzip des neuen Konzepts habe ich Ihnen schon
vorgestellt. Die Westpassage wurde bereits so gestaltet, und diese Passage hat
gezeigt, dass es, wenn man interessante Informationen gibt und einen
dementsprechenden Raum schafft, auch keinen Vandalismus gibt. In der
Westpassage, wo diese Spiegel in Form eines Kunstwerks angebracht sind, das
aber gleichzeitig auch Informationen enthält, gibt es ganz einfach keinen
Vandalismus.
Interessanterweise ist dort auch der Stützpunkt
untergebracht, wo Drogensüchtige ihre Spritzen wechseln können und auch Betreuung
finden. Das beweist für mich, dass die Nutzung einer Passage nicht direkt mit
Drogenkonsum zusammenhängt. Das sind verschiedene paar Schuhe. Wir haben diese
Passage als Vorzimmer der Wiener und Wienerinnen gestaltet, und diese
Gestaltung zeigt auch, wie gut man mit jenen Menschen umgehen kann, welche die
Einrichtung benutzen.
Die Karlsplatzpassage ist eigentlich derzeit keine
echte Passage, sondern eine Ladenstraße. Diese Ladenstraße muss man dem
Publikumsverkehr anpassen, indem man die Durchgänge auf eine Breite von acht
Metern bringt und von der rein künstlichen Beleuchtung abgeht und durch eine im
Gehsteig der Kärntner Straße angebrachte Oberlichte auch natürliches Licht
einlässt. Durch diese Öffnung wird sofort ein anderes Flair entstehen und werden
andere Bedürfnisse angesprochen.
Kollege Ulm hat erst über den Genuss von
alkoholischen Getränken gesprochen. Deren Genuss in der Passage wird natürlich
auch dadurch hintan gehalten, dass man die Ladenstraße durch eine echte Passage
ersetzt, in der auch die Gestaltung eines Kunstwerks angedacht und derzeit
erarbeitet wird, das sicherlich viele Wienerinnen und Wiener anziehen wird und
das sich auch der eine oder andere Besucher anschauen wird.
Kollege Madejski! Es ist nicht so, wie du es jetzt
dargestellt hast. Natürlich werden alle, die die Darstellungen schon kennen,
rasch durchlaufen, ihre Wege erledigen und nicht stehen bleiben. Aber geh
einmal in die Westpassage oder zu anderen ähnlichen Kunstwerken: Dann siehst
du, dass Touristen stehen bleiben und sich das eine oder andere anschauen. Da
spielt auch Neugierde eine Rolle! Wir waren ja auch schon in fremden Städten
und haben uns dort das eine oder andere angeschaut.
Ich glaube, das gilt auch für den Karlsplatz: Es wird
ein Verbindungsglied zwischen der Kärntnerstraße, der Tourismusstraße in Wien,
und dem Kunstplatz Karlsplatz entstehen, und zwar ein unterirdisches
Verbindungsglied, das so gestaltet wird, dass es fußgängerfreundlich ist und
dass es Niveau hat, damit man gerne dort durchgeht. Und ich glaube, dass gerade
dieser Ansatz, dass wir renovieren und dieses Verbindungsstück tauglich für das
21. Jahrhundert machen, eine ganz wichtige und sehr richtige Entscheidung ist.
Meine Damen und Herren! Der Herr Bürgermeister hat
Ihnen alle Daten bekannt gegeben. Ich könnte Ihnen jetzt alle Daten noch einmal
vorlesen, aber das will ich Ihnen nicht antun. Ich bin überzeugt davon, dass,
wenn dieses Projekt abgeschlossen sein wird, alle Fraktionen bei der Eröffnung
anwesend sein und mitklatschen werden. Wenn die Karlsplatzpassage eröffnet
werden wird, wird dort ein neuer Kunstraum als Verbindungsraum entstanden
sein. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Mir liegt jetzt keine
Wortmeldung mehr vor. Damit ist die Debatte über die Beantwortung der
Dringlichen Anfrage beendet.
Wir gehen nun weiter in der Tagesordnung vor.
Ich schlage vor, die
Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 2, 3, 4, 5, 7, 9
und
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