Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 115
Wiens Gemeindebauten wohnen! (Weiterer Zwischenruf von GR Dr Kurt
Stürzenbecher.) Macht nichts! Vielleicht kennen meine Kollegen das schon!
Besonders schwierig ist es aber auch, dass Sie zum
Beispiel nicht auf die sich ändernden Umstände reagieren! So wissen wir etwa
seit vielen Jahren, dass es eine massive Zuwanderung und daher einen größeren
Wohnbedarf geben wird. Aber darauf reagieren Sie nicht! Somit gibt es zu wenige
Wohnungen im sozialen Wohnbau. Sie selbst haben sich ja überhaupt komplett
davon verabschiedet und bauen gar nichts mehr. Und damit treiben Sie die
Menschen förmlich in Privatwohnungen, wo sie oftmals Kautionen erlegen und
Ablösen zahlen müssen. Und wenn wir heute in der Zeitung lesen können, wie sehr
die Privatkonkurse ansteigen, dann sage ich Ihnen: Es geschieht oft, dass
Menschen, wenn sie Kautionen und Ablösen und vielleicht eine Neueinrichtung
zahlen müssen, überfordert sind. Und Sie verweigern den Menschen die Hilfe, die
sie von einer sozialen Regierung dieser Stadt brauchen würden, permanent! Auch
das muss ich hier einmal sagen!
So hat zum Beispiel eine Dame, die seit einigen
Jahren mit ihrem 19-jährigen Sohn auf 30 m² wohnt, in dieser kleinen
Wohnung nur ein Bett. Sie ersucht Wiener Wohnen seit längerer Zeit um eine
größere Wohnung. Was sagt man ihr? – Nehmen Sie doch jeder eine Wohnung!
Der Sohn bekommt eine über die Jungwienerförderung, dann haben Sie sowieso
genug Platz! Das können sie sich aber nicht leisten, denn dann muss man zweimal
Miete und zweimal Energiekosten zahlen. Aber mit einer etwas größeren Wohnung
wären Mutter und Sohn besser dran, denn dann können sie sich die Kosten teilen.
Diese Frau hat aber nicht so schnell aufgegeben und
hat sich vor der Wahl an den jetzigen Bundeskanzler und seinerzeitigen Infrastrukturminister
beziehungsweise früheren Wohnbaustadtrat Faymann gewandt. Sie hat ihn um Hilfe
gebeten, weil sie von der Stadt Wien sozusagen im Regen stehen gelassen wurde.
Wissen Sie, was die tolle Antwort war? – „Ich gebe Ihnen einen guten Tipp:
Kaufen Sie sich den ‚Bazar’“! Das hat diese Frau schon vor Jahren getan und hat
gewusst, dass sie sich das nicht leisten kann.
Wenn jetzt also die Privatkonkurse steigen, dann sind
Sie daran nicht unbeteiligt! Und Sie können jetzt noch so auf Ihre Pulte schauen,
weil es Ihnen unangenehm ist. Das bleibt eine Tatsache! (Beifall bei der
FPÖ.)
Der Einzige – und Sie sollten da ein bisschen
auf die Ahnen der Sozialdemokratie hören! –, der sich um die Probleme der
Familie noch angenommen hat, war Ihr seinerzeitiger Bundeskanzler Kreisky. Er
hat nämlich einen Hochzeitsbeitrag als Starthilfe eingeführt. Wir von der FPÖ
fordern immer bedarfsorientierte Jungfamilienförderung, nicht eine Förderung,
die einfach ausgeschüttet wird, weil es so die Regel ist. So wollen zum
Beispiel viele junge Leute eine spezielle Wohnung, etwa in der Nähe ihrer
Eltern, weil das vielleicht günstiger für ihren ganzen Lebensunterhalt wäre.
Sie von der SPÖ streichen jedoch alles, was mit Familie und Jugend zu tun hat,
und sagen: Wir wissen, wie es geht, wir entwickeln eigene Wohnprogramme. Dazu
sage ich aber: Sie wissen es nicht immer!
Selbst im Kleinen versagen ihre
Unterstützungsmöglichkeiten. So haben wir hier schon sehr oft gefordert, dass
mehr Unterstützung bei den Fernwärmeanschlüssen gegeben werden soll.
Fernwärmeanschlüsse kosten wirklich massiv viel Geld, und das können sich die
wenigsten leisten. Diese Leute müssen dann bei der Ölkanne und beim
Stufensteigen bleiben, wenn im Haus zudem auch kein Lift ist, weil Sie nicht
einsehen, dass man diesen Leuten ja die Grundgebühr für die Einleitung erlassen
könnte. Diese Leute bekommen nämlich auch die von Ihnen geförderten Kredite
nicht, weil ihr Einkommen zu niedrig ist. Sie wollen jedoch solche
Schwachstellen in diesem System einfach nicht erkennen!
Deshalb haben wir Freiheitliche letztens auch
gefordert, dass die Wohnbeihilfenobergrenze gesenkt werden muss. Wenige Leute,
die es brauchen würden, kommen überhaupt in den Genuss dieser Wohnbeihilfe! Sie
sagen jedoch immer, dass ohnedies alles so toll ist. Darauf sage ich: So toll
ist es nicht! Es sollten manchmal auch die Sozialdemokraten über diese Stadt
nachdenken!
Im Zusammenhang mit den Strom- und Energiekosten wäre
noch hinzuzufügen, dass Sie den Leuten oft nicht einmal die Chance geben, auf
einen billigeren Anbieter umzusteigen, weil Ihre Knebelungsverträge das
unmöglich machen. Das heißt, Sie erhöhen die Gebühren, und die Leute können
sich überhaupt nicht dagegen zur Wehr setzen. Das ist eine äußerst unfaire
Methode!
Sehr geehrte Damen und Herren! Es sind wirklich
oftmals die kleinen Schritte, die in Summe einen großen Erfolg zeitigen würden.
Wir haben in diese Richtung schon viel aufgezählt, und manches auch erreicht,
etwa dass die Wohnbeihilfe auch an Private geht und dass endlich etwas im
Zusammenhang mit dem Waschtourismus getan wird, der viele Kosten verursacht
hat.
Mein Kollege Madejski hat die Hausbetreuung
angesprochen. Auch in diesem Bereich wird viel Geld umsonst bezahlt, weil die
Kontrollen fehlen. Außerdem geht auch viel Geld bei den Kontrahentenverträgen
verloren. Wir haben es bei den Installateuren gesehen: Da gab es bis zu 300
Prozent überzogene Kosten, und das muss der Mieter zahlen, nicht die Stadt
Wien! Dessen werden Sie sich immer wieder nicht bewusst! Sie reden hier von
Kantönligeist, wenn wir Sparmaßnahmen setzen wollen. – So ist es aber
nicht! Sie belasten die Mieter und Mieterinnen dieser Stadt und treiben durch
Ihr ewiges Nichtkontrollieren und durch Ihr vielleicht nicht gewolltes
Einsparungspotenzial die Preise in die Höhe! Wir Freiheitlichen machen da aber
nicht mit! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Lachkovics. – Bitte.
GRin Mag Eva Lachkovics (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte jetzt ein wenig auf den
Antrag zur Nahversorgungsaktion eingehen. Prinzipiell sind die
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