Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 115
Strom noch bei den
Kanalgebühren noch bei Müll und auch nicht bei den Gemeindebaumieten. Unsere
Anträge und die der anderen Oppositionsparteien in Richtung Aufhebung der
Valorisierung wurden von der SPÖ immer abgelehnt. Es wird weiterhin in einem
Bereich von 5 bis 6 Prozent automatisch erhöht. Jetzt kommt zwar eine
punktuelle Entlastung, die allerdings, wie ich in aller Deutlichkeit
feststellen möchte, nur in sehr beschränktem Ausmaß stattfindet und nicht
geeignet ist, den Menschen wirklich Entlastung zu bieten.
Schauen wir uns die letzten
Jahre an: Die Gaspreise wurden 2006 um 17 Prozent erhöht, 2007 um weitere
5,3 Prozent und 2008 um 21 Prozent. In Summe kommen wir da auf fast
45 Prozent, und das bedeutet eine ungeheure Belastung. Die Erhöhung der
Strompreise betrug 2006 5 Prozent, 2007 6,3 Prozent und 2008
8,3 Prozent. Die Müllgebühren und Kanalgebühren wurden 2006 um gewaltige
28 beziehungsweise 20 Prozent erhöht. – Jetzt wird die
Belastungswelle in Wien sozusagen ein bisschen so homöopathisch behandelt,
indem man ein bisschen etwas streicht, aber die großen Beträge bereits kassiert
hat.
Wir glauben, dass eine Investitionsoffensive in Wien
ganz wichtig wäre. Wir glauben, dass die akute Finanzkrise, die sich bereits
auf die Realwirtschaft ausweitet, eine antizyklische Budgetpolitik erfordert
hätte und dass daher das Wiener Budget diesem Ziel in keiner Weise gerecht
wird, weil die Einnahmen in diesem Budget wesentlich stärker steigen als die
Ausgaben.
In aller Deutlichkeit wird man auch feststellen
müssen, dass die von meinem Vorredner genannten Großinvestitionen im Großen und
Ganzen überall Minusbeträge bedeuten. Bei Wiener Wohnen waren die Investitionen
im Jahr 2008 mit 238 Millionen EUR angesetzt, jetzt sind es nur mehr
197 Millionen EUR; das ist ein Minus von 41 Millionen EUR bei Wiener
Wohnen.
Bei der Wohnbauförderung gibt es ein Minus von
8 Millionen EUR und beim U-Bahn-Bau ein Minus von
40 Millionen EUR. Die kommunale Investitionsquote ist um minus
0,4 Prozent gesunken, und die Wirtschaftsförderung für Klein- und
Mittelbetriebe wurde gerade um 3 Prozent erhöht.
Das heißt, gerade in einer Zeit, in der die
Hochkonjunktur hinter uns liegt und die Gemeinde Wien durch die Gebührenlawine,
die ausgelöst wurde, massiv an den Bürgern verdient hat, ist Wien nicht bereit,
Investitionen vorzunehmen und wirklich und nachhaltig dafür Sorge zu tragen,
dass Ankurbelungen der Wirtschaft erfolgen. Ganz im Gegenteil: In den
beschäftigungsintensiven Bereichen wird sogar klar und eindeutig gespart.
Anderswo, zum Beispiel in Berlin, wird
selbstverständlich versucht, den Entwicklungen massiv gegenzusteuern, in Wien
jedoch leider nicht.
Ich bin bereits am Ende meiner Wortmeldung. Wir
werden aber beim nächsten Tagesordnungspunkt wieder Gelegenheit haben, diese
Diskussion fortzusetzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Herr GR
Dipl-Ing Margulies. – Bitte.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende!
Ich war fassungslos über die Antwort der Wiener
Sozialdemokratie auf die Wirtschaftskrise! Letztere ist ja noch immer spurlos
an Ihnen vorbei gegangen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Außer einem Krisengipfel, zu dem keine
Oppositionsparteien eingeladen wurden, hat es nichts anderes gegeben als das
Wiederkäuen der Budgetrede. Ich habe Ihnen damals schon gesagt: Die Krise fällt
nicht so leicht aus, wie Sie geglaubt haben. Damals haben Sie darüber gelacht.
Jetzt titeln alle Zeitungen: „Arbeitslosigkeit steigt“, „Kurzarbeit steigt“,
„Privatkonkurse steigen“. – Und die SPÖ veranstaltet einen Bankengipfel
und einen Krisengipfel, und die SPÖ beschwört ihr Budget!
Es ist dies im Übrigen ein Budget, das maximal
inflationär bedingte Erhöhungen auf der einen Seite bei den nachfragewirksamen
Ausgaben beinhaltet, die andererseits durch Mehreinnahmen aus den
Ertragsanteilen des Bundes gesponsert wurden. Bis heute ist es uns die Frau
Finanzstadträtin schuldig geblieben, eine Aufstellung abzuliefern, woraus sich
diese angeblich nachfragewirksamen Ausgaben zusammensetzen. Und bis heute ist
sie uns auch ein wirksames Konjunkturpaket schuldig geblieben.
Wir als GRÜNE haben Ihnen gesagt: Außergewöhnliche
Zeiten bedingen außergewöhnliche Maßnahmen. Da genügt nicht ein kleiner
Tropfen, sondern da müssen wir 1 Milliarde EUR in die Hand nehmen, die
Schulsanierung und die Kindergartensanierung und Maßnahmen im Gesundheitsbereich
und im Sozialbereich vorziehen. – Aber das ist Ihnen egal, und das ist
bedauerlich!
Schauen wir uns doch an, was Sie gesagt haben: Sie
haben von Investitionen im Beschäftigungsbereich gesprochen. Dazu meine Fragen:
Wo? Wer? Wann? Keine einzige Investition wurde bislang besprochen oder
beschlossen. Man hat sich beispielsweise nicht mit Frauenbeschäftigung befasst,
obwohl Frauen als Erste von Arbeitslosigkeit beim Abbau prekärer
Beschäftigungsverhältnisse betroffen sind. Das betrifft überdies alle
Teilzeitarbeitskräfte ganz allgemein.
Gibt es ein Frauenprogramm beim Wiener Arbeitnehmer
Förderungsfonds? – Nein! Es gibt nichts Diesbezügliches. Gibt es ein
Programm gegen niedrige Löhne? – Nein! Gibt es ein Programm, dass die
Stadt Wien zumindest in ihrem ureigensten Bereich mit rund 75 000
Beschäftigten zukünftig kein Personal abbaut? – Ganz im Gegenteil!
Schauen wir doch in Krisenzeiten, dass wir endlich
den Notstand beim Pflegepersonal und im Sozialbereich beheben. – Aber da
kommt überhaupt nichts von der Wiener SPÖ, und das ist bedauerlich, meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Ich sage auch ganz offen:
Natürlich kann Wien die Wirtschaftskrise nicht ganz allein lösen. Aber wo sind
die Konzepte, die die Stadt Wien dem Bund vorlegt, und die Forderungen, die sie
an den Bund oder an die Europäische Union richtet? Hat die Wiener SPÖ innerhalb
der
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