Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 115
Ausgaben zur Ankurbelung der
Wirtschaft in Wien investieren. 4,4 Milliarden EUR werden budgetwirksam in
nachfrageorientierte Ausgaben investiert. Es bedeutet nämlich Sicherheit für
die Unternehmen, dass wir danach trachten, dass die Finanzmittel zielgenau zu
den Unternehmungen kommen. Damit wird Beschäftigung erhalten und werden insgesamt
wesentliche Maßnahmen gesetzt.
Ein spezieller Bereich sei
dabei angemerkt: Die Stadt Wien wird im Rahmen des Konjunkturpaketes 2009
insgesamt 673 Millionen EUR mehr investieren als im Jahr davor. Das bedeutet
natürlich eine starke Inlandsnachfrage. Wir wollen gezielt Wiener
Unternehmungen und Unternehmern und damit Wiener Arbeitsplätze ansprechen,
fördern und zusätzliche Aufträge erteilen.
Allein im regulären Budget
für 2009 sind folgende zusätzliche Finanzmittel vorgesehen: Im Bereich
Wirtschaftsförderung ein Plus von 30,18 Prozent, im Bereich Soziales ein Plus
von 19,65 Prozent und im Bereich Gesundheit ein Plus von 11,6 Prozent. Auf
diese Weise sollen für die Wiener Wirtschaft entsprechende
beschäftigungswirksame Maßnahmen gesetzt werden.
Wesentlich dabei ist
aber – ansonsten können wir Konjunkturpakete schnüren, so viele wir
wollen, und es nutzt nichts –, dass die Banken mitspielen. Daher ist es
notwendig und auch richtig, dass unsere Frau Vizebürgermeisterin und
Finanzstadträtin Renate Brauner in den letzten Tagen die Banken eingeladen hat,
zusammenzukommen und darüber zu sprechen, wie man auch die Banken in die
Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise faktisch einbinden kann.
Es nützt nämlich auch das
Konjunkturpaket der Stadt Wien nichts, wenn die Banken keine Kredite gewähren.
Daher war es Hauptschwerpunkt, den Banken von Seiten der Stadt Wien ins
Gewissen zu reden, ihre Zurückhaltung bei der Kreditvergabe an Unternehmungen
zu relativieren und wieder Kredite zu vergeben. Es gibt nämlich bereits heute
Unternehmungen in Wien, die die Bücher voll Aufträge haben, die aber notwendige
Investitionen für bestimmte Maschinen und Maßnahmen nicht vornehmen können, da
die Vorfinanzierung nicht gewährleistet ist, weil die Banken nur sehr
restriktiv Geld zur Verfügung stellen. Daher ist die Stadt Wien an die Banken
mit dem Wunsch herangetreten, dass auch sie dazu beitragen, dass die Wiener
Wirtschaft die Finanzkrise überwinden kann.
Es ist in Wien Tradition, dass
hier sehr viel Geld in die Wirtschaft und in die Wiener Infrastruktur
investiert wird. 2009 werden insgesamt 1,6 Milliarden EUR in das Bau- und
Baunebengewerbe investiert. Maßnahmen für die Infrastruktur bedeuten Maßnahmen
für die Standortpolitik und für die Zukunft. Es ist wichtig, spezielle
Maßnahmen für arbeitnehmerintensive Bereiche wie das Baugewerbe und das
Baunebengewerbe zu setzen. Es ist maßgeblich, dass wir in diesem Sektor Geld in
die Hand nehmen und zusätzlich zur Verfügung stellen.
Ich habe eingangs schon
erwähnt, dass der Wiener Wirtschaftsförderung große Bedeutung zukommt. Der
Wiener Arbeitnehmer Förderungsfonds ist intensiv tätig, und es fließt sehr viel
Geld in die entsprechenden Programme ein.
Ein wesentlicher Bereich ist
auch der Bereich Wiener Wohnen. Es wurde bereits angekündigt, dass insgesamt
mehr als 23 000 Arbeitsplätze auf Grund der Investitionen von Wiener
Wohnen in die thermische Sanierung der Altbauten geschaffen werden. Herr StR
Ludwig hat die neue Förderrichtlinie bereits verabschiedet, und daher gibt es
entsprechende Möglichkeiten, der Wiener Wirtschaft zusätzlich Geld zur
Verfügung zu stellen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich fasse zusammen: Die Stadt Wien gibt 2009 4,4 Milliarden EUR
für nachfrageintensive Wirtschaftsbereiche aus. Das bedeutet eine
Stabilisierung des Arbeitsmarktes und Geld für die Wirtschaft, das bedeutet
aber auch, dass die Wiener Bevölkerung auch in Zukunft auf uns zählen kann!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Für weitere
Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass die Redezeit ab jetzt fünf Minuten
beträgt. Als nächster Redner hat sich Herr StR Herzog gemeldet.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Wenn man sich heute die Zeitungen anschaut, sieht man
schon, dass die Krise bei uns eingetreten ist. So stellt zum Beispiel der
Präsident der Industriellenvereinigung Veit Sorger fest: „Die Krise ist
schlimmer, als wir erwartet haben.“ Von allen möglichen Seiten kommen massivste
Warnungen. Die „Kronen Zeitung“ schreibt ebenfalls, dass der Rutsch ins nächste
Jahr teuer kommt und massive Belastungen auf uns zukommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein Vorredner
hat offensichtlich von einem Budget geredet, das ich nicht kenne. Uns wurden
nämlich bei der vergangenen Budgetdebatte andere Zahlen vorgelegt. Man hat
nicht den Eindruck, dass das, was mein Vorredner uns jetzt erzählt hat, in
irgendeiner Form darin enthalten ist. – Das muss man einmal feststellen.
Wiens Antwort auf die
Wirtschaftskrise ist ziemlich eindeutig: Die Belastungen für die Wiener Bürger
nehmen schlicht und einfach zu, und das ist ganz schlimm. Die
673 Millionen EUR, die immer genannt werden, bestehen – in aller
Deutlichkeit gesagt – bloß in Umschichtungen, und das Konjunkturpaket selbst
beträgt lediglich 100 Millionen EUR. Das ist ganz wenig und daher eine ziemlich
mickrige Angelegenheit! Anderswo werden, wenn man sich das anschaut, wesentlich
höhere Beträge investiert. In allen möglichen Staaten und auch
Gebietskörperschaften wird heute über Nachtragsbudgets nachgedacht, in Wien
wird dagegen nur vorgegeben, dass etwas geschieht.
Auch die SPÖ hat inzwischen
realisiert, dass die Belastungswelle, die da auf uns zukommt, offensichtlich
nicht sehr populär ist. Daher liegt uns heute ein Antrag vor, dass die
Wassergebühren herabgesetzt werden sollen. Wir werden diesem natürlich
zustimmen.
Dazu
ist aber zu sagen, das da die Einsicht der SPÖ relativ spät kommt. Die Senkung
der Kosten für Gas und Wasser, die jetzt stattfindet, ist natürlich etwas
Positives. Sie erfolgt aber nicht in anderen Bereichen, weder bei
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