Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 115
Sozialdemokratie nichts mehr zu reden?
Es drängt sich natürlich schon die Frage auf: Wer hat
denn diese Krise eigentlich verschuldet: Waren es die Armen, die jetzt davon
betroffen sind? – Eher nein! Ich hoffe, da geben Sie mir recht! Oder waren
es die Vermögenden, die in den letzten fünf bis sechs Jahren Reichtumszuwächse
mit Steigerungsraten zwischen 8 und 9 Prozent abgeschöpft haben? Kommt
irgendjemand außer den GRÜNEN auf die Idee zu sagen: Sollen doch die Reichen
zumindest ihren Anteil an dieser Krise zahlen!?
Es muss nämlich selbst in Krisenzeiten nicht
automatisch ein Budgetdefizit geben. Das ist nicht so! Das hängt davon ab, wen
man zu welchem Zeitpunkt besteuert. Und wir sehen in der jetzigen Situation,
dass man kleine Einzelunternehmen sicherlich nicht besteuern kann und dass man
auch Mittelbetriebe im Großen und Ganzen nicht besteuern kann. Die einzige
Möglichkeit, in der jetzigen Situation Geld herein zu bringen, besteht bei
jenen, die in den vergangenen zehn Jahren massiv an diesem Wirtschaftssystem
profitiert, mitgespielt und gewonnen haben. Und das ist nur durch eine
Vermögenssteuer machbar.
Das wissen Sie von der ÖVP, dass wissen Sie von der
SPÖ, und das wissen auch die Freiheitlichen. Aber alle wehren sich dagegen!
Ihnen ist es lieber, wenn die Armen arm und die Reichen reich bleiben. Das
lehnen wir ab! – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort Herr GR Dkfm Dr Aichinger. – Bitte.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
In dieser Aktuellen Stunde mit dem Titel „Antworten
auf die Wirtschaftskrise“ ging es zunächst einmal darum, was die SPÖ
vorschlägt. – Ich muss sagen, Herr Kollege Bacher-Lagler: Das, was Sie uns
erzählt haben, war sehr wenig! Es waren wieder nur Überschriften.
Lassen Sie mich trotzdem auf die einzelnen
Überschriften, die Sie uns genannt haben, eingehen: Zuerst haben Sie gesagt,
dass das Wichtigste Investitionen in Beschäftigung sind. – Ich gebe Ihnen
völlig recht, dass eine gute Arbeitsmarktpolitik eine ausgezeichnete
Wirtschaftspolitik ist, denn wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es den
Arbeitnehmern gut.
Aber was ist in diesem Bereich bis jetzt
geschehen? – Sie haben das Wiener Wirtschaftsförderungsbudget erwähnt.
Dieses wurde jedoch für 2009 nicht erhöht. Sie haben den WAFF erwähnt. Das
Budget für den WAFF wurde nicht erhöht. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Das
ist ein Skandal!)
In den eigenen Broschüren sprechen Sie von einem
Konjunkturpaket von 100 Millionen EUR, hier in diesen Räumen wird
jedoch immer von anderen Ziffern gesprochen. Das heißt, Sie sagen auch hier
etwas ganz anderes, als Sie publizieren. Man braucht sich nur die Unterlagen
des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds anzuschauen. Dort ist von
100 Millionen EUR als Konjunkturpaket die Rede. Auch das haben wir
bei der Budgetrede schon gesagt: Das sind 0,9 Prozent unserer
Budgetsummen, und das ist, wie ich meine, sehr wenig! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben davon gesprochen, dass die Kaufkraft
erhalten werden soll. Zwei Kreise haben das bereits getan. Es gibt heuer sehr
gute Lohnabschlüsse. Es gibt seit Langem wieder einmal Reallohnerhöhungen, die
im Schnitt zwischen 3,5 und 4 Prozent betragen. Und wir werden eine
Steuerreform im Ausmaß von 2,7 Milliarden EUR bekommen. Das heißt, es ist
alles getan, um die Kaufkraft zu erhöhen. Was aber machen Sie von der
Sozialdemokratischen Fraktion? Sie schöpfen die Kaufkraft ab, indem Sie die
Gebühren beziehungsweise Preise erhöhen!
Meine Damen und Herren! Ganz kurz möchte ich Ihnen ein kleines
Schaubild betreffend die Inflation zeigen. Wir hatten in den vergangenen Jahren
schon Inflation in ganz anderen Höhen. Erst gab es kurzfristig eine Inflation
von über 3 Prozent, jetzt sind wir schon wieder bei 2,3 Prozent und
die Inflation wird wahrscheinlich nächstes Jahr auf 1,5 oder 1,6 Prozent
sinken. Sie erhöhen jedoch die Preise auf jeden Fall!
Normalerweise gehen auf dem Markt, wenn es der
Wirtschaft nicht gut geht, die Preise zurück. Bei der Gemeinde Wien gehen die
Preise jedoch in die Höhe. Das soll richtige Konjunkturpolitik sein? Das
verstehe ich gar nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Punkt: Wirtschaftstechnologie und
Forschungsförderung. Auch in diesem Bereich wurde das Budget nicht erhöht, wenn
auch einige wenige Maßnahmen gesetzt wurden. Aber auch da gibt es keine neuen
Akzente, sondern es wurde nur das fortgeschrieben, was wir seit Langem haben.
Meine Damen und Herren! Auch für Infrastruktur und
Klimaschutz werden keine zusätzlichen Mittel freigegeben. Von dem 100 Millionen
Paket steht im Budget gerade eine Zeile, und es gibt keine Konzepte, was wir
damit anfangen sollen.
Herr Kollege Bacher-Lagler! Ich finde es sehr gut,
wenn Sie die Banken in die Pflicht nehmen! Das ist selbstverständlich in
Ordnung! Aber dafür gibt es ein Konzept, und das habe ich auch schon bei meiner
Rede zum Budget vor zirka vier Wochen angedeutet. Die Gemeinde Wien ist an
gewissen Haftungsorganisationen wie der Wiener Kreditbürgschaftsgesellschaft
und der Wiener Kapitalbeteiligungsgesellschaft beteiligt. Warum intervenieren
Sie nicht dort, dass für die Wirtschaft zusätzliche Haftungen übernommen
werden?
Die Frau Vizebürgermeister, die jetzt leider nicht da
ist, hat heute von diesem Pult bereits erwähnt, dass es sich auch um eine
Vertrauenskrise handelt. Daher wären Haftungen meiner Ansicht nach von immenser
Bedeutung. Die Gemeinde Wien könnte gerade jetzt mit Haftungserklärungen
beziehungsweise durch Unterstützung dieser beiden Organisationen einiges
bewirken! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren!
Abschließend möchte ich sagen: Setzen Sie Taten, denn Worte allein helfen der
Wirtschaft nicht. Nur mit Taten können wir diese
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