Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 46
beschlossen.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den von der ÖVP
beantragten Beschlussantrag betreffend U-Bahn-Ausbauprogramm unter dem
Blickwinkel der Entscheidung der beschlossenen Verlängerung der U6 nach
Floridsdorf. (Rufe bei der SPÖ: Zugewiesen!) Wer dafür ist, den bitte
ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Dieser Antrag ist einstimmig so
geschlossen worden.
Es gelangt die Postnummer 27 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft die Errichtung einer Gärtnerunterkunft im
9. Bezirk am Schlickplatz. Herr GR Valentin leitet wieder ein.
Berichterstatter GR Erich Valentin: Ich
ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
Debatte ist eröffnet. Herr GR Mag Maresch, der Herr Professor, hat sich zu
Wort gemeldet.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Eine kurze Notiz zur Rede des Kollegen Gerstl. Ich
meine, es ist fein, dass die ÖVP bereits die Verlängerung zum Rendezvousberg
oder wohin auch immer feiert, aber es heißt Zuweisung und nicht Verlängerung.
Das ist ein Unterschied. Der Zuweisung stimmen wir gerne zu, aber bezüglich der
Verwirklichung mögen Ihre Träume vielleicht nicht wahr werden. Das werden wir
noch sehen, was da drinnen steht. –So weit, so gut. Die Zuweisung, wie gesagt,
finden wir völlig in Ordnung.
Zu meinen Vorrednern möchte ich auch noch was sagen:
Kollege Hora, ich habe diese Geschichte mit dem Lehren und Lernen und damit,
dass man da noch etwas lernen kann, interessant gefunden. In der Schule hat man
mich mit „Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahren" geplagt. Ich hoffe,
dich auch, damit wir wenigstens das Gleiche haben. Ich habe es interessant
gefunden, dass man da immer noch etwas lernen kann oder vielleicht auch lehren
kann – du hast uns jetzt ein bisschen belehrt.
Ich habe bei dem Aktenstück etwas gelernt, das jetzt
zur Tagesordnung da vor mir liegt, und zwar folgende Geschichte: Lange Jahre
hat es eine mehr oder weniger ziemlich heruntergekommene Gärtner- und
Gärtnerinnenunterkunft am Schlickplatz gegeben. Es hat uns schon gefreut, dass
da etwas passiert, aber der Preis, der seinerzeit genannt wurde, war ein
bisschen hoch. Wir meinen, man hätte vielleicht andere GärtnerInnenunterkünfte
in naheliegenden Bezirken zusammenlegen können. 1,329 Millionen EUR
war schon ein stolzer Preis für diese Geschichte.
Eigentlich ist im Bezirk durchaus bekannt gewesen,
dass darunter möglicherweise ein Löschteich ist. Solange ich Klubobmann war,
wussten wir alle, dass eine Bebauung dort nicht so leicht sein könnte. Jetzt
stellt sich heraus: Um Gottes Willen, es gibt einen Löschteich. Und jetzt gibt
es eine Nachforderung von 267 000 EUR. Alles zusammen gerechnet
kostet das rund 1,6 Millionen EUR, in alter Währung 23 Millionen
Schilling. Um das Geld kann man andere Gebäude auch schon hinstellen!
Wir glauben – und uns wurde leider recht gegeben, das
haben wir aus diesem Lehrstück gelernt –, es kann noch viel teurer werden, als
wir ursprünglich meinten. Deswegen stimmen wir wie seinerzeit jetzt auch nicht
zu. – Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Dipl-Ing Stiftner ist am Wort. – Bitte schön.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Damen und Herren!
Mein Vorredner hat schon
angekündigt, es handelt sich hier um einen Akt, wo Planungsmängel mehr als
offenkundig wurden. Da muss man einfach einmal sinnvollerweise vor allen Dingen
festhalten, dass wir natürlich nicht gegen gute Investitionen im Bereich der
MA 42 sind. Es geht vielmehr darum, dass man Projekte ordentlich,
wirtschaftlich und vor allem mit der notwendigen Professionalität ausführt. Das
scheint hier sicher nicht der Fall zu sein. Ich sage auch, um allen
Missverständnissen von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen: Es geht
uns auch darum, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ordentliche
Unterkünfte behalten und erhalten sollen. Auch das sei hier gesagt. Die Frage
ist nur, wie wir die Projekte aufsetzen.
Investitionen machen auch
aus Sicht der Wirtschaftskrise noch mehr Sinn. So gesehen ist das eigentlich
schade, dass dieses Projekt derart gescheitert ist, zumal dabei wirklich
Steuergeld verschwendet worden ist.
Die Sachkreditgenehmigung
im Ausschuss und auch im Gemeinderat – das ist, wie ich glaube, eineinhalb Jahre
her – haben wir ebenfalls abgelehnt, und zwar deshalb, weil wir damals um
Auskunft ersucht und die üblichen Antworten erhalten haben: Alles ist bestens,
alles ist vorbereitet, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Warum stellt denn
überhaupt die Opposition eine Anfrage?
Allein der Verdacht gab
uns recht, und so stehen wir heute abermals hier, weil seitens der
Mehrheitsfraktion ein Nachschuss begehrt wurde, der mit mehr als einer
Viertelmillion Euro nicht ohne ist. Da muss man sich schon fragen, ob hier
planerisch nicht wirklich auch Inkompetenz vorliegt oder zumindest ein hohes
Maß an Sorglosigkeit.
Irgendwo ist dann auf die
Frage, wie Sie ursprünglich auf die Kosten gekommen sind, gesagt worden, dass
ein ähnliches Projekt hergenommen wurde, ungefähr abgeschätzt wurde, was das
damals gekostet hat, und gesagt wurde: Ungefähr so viel wird uns das neue
Projekt kosten. Das ist alles mehr als vage, mehr als fraglich und höchst
unprofessionell, ja, fahrlässig, meine Damen und Herren! Als Klein- und Kleinstunternehmer
würden Sie heute in Konkurs gehen, hätten Sie nicht die SteuerzahlerInnen, die
hier wieder Geld zuschießen.
Sie
haben hier bei den Mehrkosten zwei Begründungen angeführt. Eine möchte ich
zitieren: Die spezielle Situation erfordert sensible, individuelle
Detaillösungen bei den jeweiligen Einzelgewerken, heißt es wörtlich im Akt. Das
heißt wohl, Sie wussten schon bei der Projektierung nicht, dass der
Schlickplatz mitten im
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