Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 46
und wir überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, das möglichst vernünftig zu machen. Ich finde es auch legitim, was Sie sagen. Ich stelle mir selbst diese Situation vor beziehungsweise war auch schon in dieser Situation – in China war ich noch nie, aber ich war schon in Moskau, und jedes Mal beginne ich wieder von vorne, die Buchstaben zu lernen. Und wenn ich sie dann gelernt habe, fahre ich wieder heim, und beim nächsten Mal weiß ich sie wieder nicht. Ich weiß also, wie es ist, in einer Stadt zu sein, wo man nicht einmal die Dinge lesen kann - was natürlich gerade im Russischen oder im Chinesischen ein besonderes Problem ist.
Nichtsdestotrotz ist das ein Thema, das so einfach und logisch
klingt, wie es schwer zu lösen ist. Aber ich kann Ihnen versichern, wir sind
dahinter.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke, Frau Vizebürgermeisterin, für die Beantwortung der 3. Anfrage.
Die 4. Anfrage (FSP - 05197-2008/0001 -
KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag Alexander Neuhuber gestellt und ist an den
Herrn Bürgermeister gerichtet. (Der Kontrollamtsbericht betreffend die
Prüfung der Errichtung des neuen Riesenradplatzes hat zahlreiche gravierende
Mängel und Missstände offengelegt. Neben einer fehlenden Bauträger-/Baumeisterbefugnis
des Totalunternehmers, einer exorbitanten Baukostenüberschreitung, unzulässigen
Bauhöhenüberschreitungen war es vor allem die Nichtbeachtung des Vergaberechts,
welche die Neugestaltung zu einem veritablen städtebaulichen Skandal werden
ließen. Welche konkreten Konsequenzen aus den Beanstandungen des Kontrollamtes
werden Sie umgehend ziehen?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat! Lassen Sie mich zu Ihrer Frage hinsichtlich
allfälliger Konsequenzen aus den Beanstandungen des Kontrollamtes zur
Errichtung des neuen Prater-Eingangs zunächst Folgendes festhalten:
Der Bericht des Kontrollamtes setzt sich sehr
ausführlich mit dem Projekt auf Basis der von der Grünen Fraktion gestellten
Fragen auseinander. Das ist aus zwei Gründen gut so: Zum einen werden wir aus
jenen Fehlern, die festgestellt wurden, auch entsprechend lernen können - und
das werden wir selbstverständlich auch -, aber zum anderen auch, weil entgegen
der in den letzten Monaten versuchten Skandalisierung des Projektes vieles
klargestellt werden konnte. Entgegen allen Vorwürfen hält das Kontrollamt fest,
dass die Kostenbeteiligung der Stadt Wien als wirtschaftlich sinnvoll und
zweckmäßig bewertet wird. Der Kostenzuschuss der Stadt Wien von
15 Millionen EUR hat sich auch durch die Ausweitung nicht verändert.
Der Rest wurde durch eine Leasing-Finanzierung aufgebracht, die durch die
frühzeitige Vermietung aller Flächen auch sichergestellt ist.
Entgegen öffentlichen Feststellungen einer
exorbitanten Baukostenüberschreitung – die Sie auch in Ihrer Frage wiederholen
-, stellt der Bericht fest, dass die Erweiterung des Projektes natürlich höhere
Baukosten nach sich zog, denen allerdings auch höhere Mieteinnahmen
gegenüberstehen. Einzig der Betriebserfolg verschiebt sich nach hinten.
Weiters ist positiv hervorzuheben, dass durch das
Projekt sowohl Arbeitsplätze geschaffen wurden als auch die Stadt Wien
Einnahmen aus Landes- und Gemeindesteuern lukriert.
Und zur angesprochenen Nichteinhaltung des
Vergaberechtes halte ich fest, dass zum damaligen Zeitpunkt die Prater Service
GmbH die Rechtsmeinung vertreten hat, nicht dem Bundesvergabegesetz zu
unterliegen. Die Feststellungen des Kontrollamtes folgen einer anderen
Auslegung. Durch zwischenzeitliche Erkenntnis ist klargestellt, dass die Prater
Service GmbH eindeutig dem Bundesvergabegesetz unterliegt und dieses daher auch
einzuhalten ist, ohne Wenn und Aber.
Lassen Sie mich daher feststellen: Das Projekt wurde
in kürzester Zeit umgesetzt. Es entspricht den Vorstellungen der Stadt, die
seinerzeit noch unter der Federführung der Stadträte Dr Görg und
Mag Ederer für das Gesamtgebiet zwischen Ausstellungsstraße und
Prater-Stadion festgelegt wurden. Der erste Erfolg hat sich schon in der ersten
Saison 2008 eingestellt, als wir eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen
von 10 bis 15 Prozent feststellen konnten. Und es steht ebenso außer jedem
Zweifel, dass auf Grund des hohen Termindrucks und der im letzten Moment vor
Fertigstellung aufgetretenen wirtschaftlichen Probleme des Totalunternehmers
Fehler passiert sind. Die Konsequenzen, die zu ziehen sind, liegen auf der
Hand, und sie wurden gezogen: Die Unternehmensstruktur wurde geändert, ein
neuer Aufsichtsrat bestellt und durch die Ausschreibung eines zweiten
Geschäftsführers das Vier-Augen-Prinzip wiederhergestellt.
Ich denke, dass es auch meine Aufgabe ist, sehr
fokussiert darauf zu achten, dass der zweitälteste Vergnügungspark der Welt,
nämlich der Wiener Wurstelprater, auch entsprechend weiterentwickelt wird, und
da weiß ich mich auch eins mit Ihnen. Stillstand würde sicherlich einen
Rückschritt bedeuten. Und daher werden wir für die Zukunft gesehen gemeinsam -
das betone ich -, auch gemeinsam mit den Unternehmern im Prater, diesen Wiener
Wurstelprater nicht nur erhalten, sondern auch so weiterentwickeln, dass die
Unternehmer existenzfähig sind. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Neuhuber gestellt. – Bitte.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Dass es hier,
was den Kontrollamtsbericht betrifft, offensichtliche Auslegungsunterschiede
zwischen Regierung und Opposition gibt, ist relativ klar dargestellt. Ich
bedanke mich jedenfalls dafür, dass ich von Ihnen überhaupt einmal gehört habe,
dass darin Kritik enthalten ist. Bisher war nämlich, vor allem in den
Presseaussendungen der SPÖ - wenn ich da etwa an den Kollegen Vettermann denke
-, das Wort Kritik nicht einmal enthalten, sondern da hieß es nur, es ist eh
alles paletti. Danke also für die Feststellung, dass es zumindest einmal Kritik
gegeben hat.
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