Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 46
Ich gehe ja davon aus, dass Sie den Bericht auch
gelesen haben - er ist ja wirklich ganz spannend, auch als Abendlektüre. (Heiterkeit bei Bgm Dr Michael Häupl
sowie bei Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ.) – Nun, das ist so
wie ein Krimi, den man im Bett liest. - Und wenn man ihn liest, dann merkt man
schon ein ziemliches Missverhältnis zwischen den positiven Punkten, die Sie
gerade auch angesprochen haben, und der massiven Kritik. Das Kontrollamt ist ja
ohnedies immer sehr sensibel, aber ich habe bisher keinen Kontrollamtsbericht
gelesen, wo so oft drinnen stand: „ist Anlass zu Kritik", „es gab zu
bemängeln" et cetera. - Ist Ihnen dieses Missverhältnis beim Lesen des
Kontrollamtsberichtes auch aufgefallen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat! Zunächst einmal darf ich Ihnen versichern, dass auf
meinem Nachtkastl andere Bücher liegen und ich vor dem Einschlafen eine andere
Lektüre bevorzuge. Ich bin zwar gestern von Herrn GR Jung als ein
Nichtliteraturexperte bezeichnet worden - da hat er wahrscheinlich auch recht.
Obwohl wir vielleicht einmal auch unsere Literaturerfahrungen austauschen
könnten, Herr Gemeinderat! Das wäre sicherlich spannend, könnte ich mir
vorstellen, weil Sie mit Sicherheit völlig andere Bücher gelesen haben als ich.
Davon bin ich total überzeugt (Heiterkeit
bei Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ), das ist gar keine Frage.
Also, unabhängig davon: Ich habe ihn gelesen -
untertags. Und, mein Gott, so ist halt die Rollenaufteilung: Sie stellen die
Kritikpunkte in der Öffentlichkeit dar, und Kollege Vettermann bringt jene
Punkte, die positiv angesprochen sind. So erfährt die Öffentlichkeit wenigstens
alles, was in dem Kontrollamtsbericht drinnen steht! Und wenn es in dieser
Rollenverteilung eben so ist, dann soll es so sein.
Der Kernpunkt für mich ist: die Konsequenzen, die
daraus zu ziehen sind - gar keine Frage. Ich habe immer ein sehr entspanntes
Verhältnis zu Kontrolleinrichtungen gehabt - das betrifft genauso den
Rechnungshof -, denn ich erachte diese Instrumentarien in Wirklichkeit als eine
Hilfe für die Regierenden und stehe nicht in einer Gegnerschaft zu ihnen. Denn
natürlich: Wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler, und daher machen diese
Kontrolleinrichtungen, sei es das Kontrollamt, sei es aber auch der Rechnungshof,
auf diese Fehler aufmerksam und machen auch Vorschläge, wie man das
entsprechend verbessern kann. - Das ist für mich der entscheidende Punkt.
Und der zweite wesentliche
Punkt ist jener, den ich im Schlusssatz vorhin gesagt habe: Dass man sehr
darauf achten soll - und tunlichst, füge ich hinzu, auch gemeinsam -, dass der
Wiener Wurstelprater jenen Erfolg zeitigen kann, der ihm einfach auch
entspricht: als eine tolle Einrichtung in der Stadt und auch als ein, würde ich
fast sagen, Kulturgut – also unabhängig vom unternehmerischen Teil auch ein
Kulturgut dieser Stadt. Und da werden wir uns bemühen müssen, dass wir den
entsprechend weiterentwickeln können, denn, noch einmal: Konservieren,
Stillstand ist Rückschritt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
– Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Jung gestellt. – Bitte.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Nur zur
Richtigstellung meiner gestrigen Feststellung: Ich habe gesagt, Sie haben
sicher wesentlich mehr Bücher als der niederösterreichische Landeshauptmann
gelesen. Ich habe keine Einschränkung bei den Büchern vorgenommen. Und was die
Bemerkung betrifft, dass wir unterschiedliche Bücher gelesen haben: Das ist
schon wahrscheinlich. (Bgm
Dr Michael Häupl: Das sag' ich doch!) Ich weiß aber sicher zwei Bücher
oder zwei Schriften, die wir beide kennen: Das eine ist der Karl Marx, und das
andere ist die Linzer Pauk- und Ehrenordnung, Herr Bürgermeister! (Bgm
Dr Michael Häupl: Ich habe eigentlich gehofft, dass Sie sagen, die Wiener
Stadtverfassung! – Aber: auch nicht!) Ja, aber die ist wirklich
keine Einschlaflektüre! (Bgm Dr Michael Häupl: Oh, doch! – Heiterkeit
bei Bgm Dr Michael Häupl.) –
Nein! – Na ja. (GR Christian Oxonitsch, auf GR Mag Wolfgang Jung weisend:
Er hat sie wirklich noch nicht gelesen!)
Ich komme zurück zur eigentlichen Anfrage, und hier
handelt es sich in erster Linie in diesem ganzen Bereich um die Person dieses
Herrn Frank und dessen Qualifikation. Wobei ich zur Kenntnis nehme, und zwar mit
Freude zur Kenntnis nehme, dass Sie nicht nur gesagt haben, dass es hier Fehler
gab, sondern auch, dass aus den Fehlern gelernt wurde - was ja wichtig auch für
die Stadt Wien und für das Budget und unser Geld ist.
Dieser Herr Frank, dessen Qualifikation ja auch im
Kontrollamtsbericht eindeutig angezweifelt wird, der noch kein derartiges
Projekt umgesetzt hat und auch in den Projekten, wo er angeblich Kompetenz
besitzt, nämlich im Eventmarketing, eher Pleiten gehabt hat, hat in einigen
Interviews immer wieder sehr stark ein Naheverhältnis zur Frau Stadträtin
betont, das aus für uns unverständlichen Gründen nie wirklich dementiert wurde.
Er hat da fast, könnte man sagen, in schnoddriger Art und Weise ein
Duzverhältnis und so weiter hineingebracht, was keine gute Optik macht.
Er hat auch - und dahin geht meine Frage - sein
Naheverhältnis zu Ihnen betont und hat da auch wieder in der gleichen, ihm
offenbar eigenen Art und Weise hinsichtlich seines ersten Auftrags, den er
bekommen hat, gesagt: „Ich hab' alle ang'haut, auch den Michl, und hab' g'sagt,
wenn ihr was habt, dann denkt an mich!“ Und dann hat er das Projekt „Nichts als
Luft" und ein anderes bekommen.
Meine Frage ist daher jene - und Sie können das ja
leicht ausräumen -: Wann haben Sie über die Bewerbung dieses Herrn Frank
erfahren, beziehungsweise wann wurden Sie über die Vergabe informiert?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Zunächst einmal, Herr Gemeinderat: Wenn all jene, die heute bei den
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