Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 46
Vergleich nach wie vor preiswerte Stadt, in der wir froh sind, leben zu dürfen, und in die Touristen möglichst viel kommen sollen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Günther gestellt. – Bitte.
GR Dr Helmut Günther (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vizebürgermeisterin! Sie haben das sehr klar dargestellt,
und es ist wahrscheinlich schwer abzuschätzen, was wirklich in nächster Zeit
kommt.
Eines hat sich aber herausgestellt - zwar mehr im
Westen, im Schibereich -: dass zwar die Leute auf Urlaub kommen, aber dort das
nützen, was Sie zuerst als Package bezeichnet haben – als Sie gesagt haben, die
Hoteliers müssen sich den Kopf zerbrechen und ein Gesamtpaket anbieten -, und
sonst wird wenig Geld ausgegeben oder wird gespart, weil der Winterurlaub eben
auch ein verhältnismäßig teures Unternehmen ist.
Erwarten Sie auf Grund dieser Aussagen, die jetzt
schon einige Zeit mitschwingen, dass es im Handel Einbrüche geben wird, weil
die Leute einfach das nützen, was sie im Hotel haben, aber keine zusätzlichen
Ausgaben tätigen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Mag Renate Brauner: Nun,
die kurzfristige, jetzt vor uns liegende Entwicklung lässt diesen Schluss noch
nicht zu - Beispiel Silvester, Beispiel Weihnachtsgeschäft, wo wir ja auch
positive Rückmeldungen aus der Wirtschaft bekommen. Aber die Überlegung, die
Sie anstellen, hat natürlich viel für sich. Wenn wir jetzt eben die Prognosen -
dieses Wort will ich gar nicht verwenden, weil sie eben zu unsicher sind; aber
die Szenarien, die entwickelt werden - hören, dass die Leute zwar auf Urlaub
fahren, aber weniger Geld ausgeben: Ja, wo sollen sie einsparen? - Das ist
natürlich sicher eine Perspektive, auf die wir uns einstellen müssen.
Umso wichtiger ist die Konzentration auf den
Kongresstourismus. Denn: Ohne den Individualtouristen zu vernachlässigen, für
den es entsprechend günstige Angebote geben soll, wissen wir doch, dass der
Kongresstourist derjenige ist, der für die Gruppe, die Sie angesprochen haben,
in Wirklichkeit der relevante ist. Denn die Menschen, die für ein paar Tage
hierher nach Wien kommen, kaufen natürlich auch Mitbringsel, kaufen vielleicht
- die eine oder andere, könnte man sich vorstellen, wenn es eine Frauengruppe
ist - Schuhe oder so etwas; das soll ab und zu vorkommen, wenn man irgendwohin
auf Urlaub fährt. Aber die, die wirklich interessant sind für diese Gruppe,
sind die Kongresstouristen.
Wir wissen, wer durchschnittlich wie viel ausgibt:
der Individualtourist 270 bis 280 EUR am Tag, der Kongresstourist
420 EUR. Das heißt - wenn ich das jetzt ein bisschen so sagen darf, unsere
lieben Gäste utilitaristisch bezeichnend -: Da liegt das Geld.
Vom Kongresstourismus wird eben auch erwartet, dass
er - weil natürlich die Unternehmungen trotzdem ihre Veranstaltungen abhalten
müssen – weniger leiden wird. Da werden wir uns auch sicher ganz stark darauf
konzentrieren.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Schreuder gestellt. - Bitte.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vizebürgermeisterin! Ich kann Ihnen auch von der grünen
Seite her versichern: Wir finden die Stadt viel zu schön, als dass wir sie
schlechtreden würden. Und wir werden auch unsere Freundinnen und Freunde
einladen, hierher zu kommen - keine Frage.
Ich hatte eigentlich eine ganz andere Zusatzfrage
vorbereitet, aber wie bestellt standen heute Morgen, als ich auf dem Weg
hierher zum Gemeinderat war, bei meiner U-Bahn-Station Schweglerstraße vier -
das war mein Eindruck - Russen, weder des Deutschen noch des Englischen
mächtig, völlig verzweifelt, weil sie nicht wussten, wie sie Fahrkarten lösen
konnten, wie sie wo hinkommen, und sie verstanden es nicht. Mit nonverbaler
Kommunikation habe ich versucht, es ihnen klarzumachen.
Wir haben schon öfter darüber gesprochen: Es ist ein
großes Anliegen, nicht nur von uns, sondern von vielen Menschen in dieser
Stadt, die im Tourismus tätig sind, dass die Beschilderungen mehrsprachig sind.
- Also zum Beispiel: Über den Fahrkartenautomaten steht nur „Fahrkarten",
sonst nichts. Das heißt, wenn man nicht Deutsch kann, versteht man dieses Wort
schon nicht. - Man hat ja jetzt ohnedies diese Touchscreens, da könnte man ja
auch mehrere Sprachen zur Auswahl vorsehen, oder was weiß ich.
Gibt es jetzt schon, um die Stadt für Touristinnen
und Touristen attraktiver zu machen, erste Ergebnisse hinsichtlich der Idee,
mehrsprachige Schilder und mehrsprachige Informationen bei den Wiener Linien
anzubieten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Mag Renate Brauner: Wie Sie
richtig gesagt haben, diskutieren wir über das Thema schon seit längerer Zeit.
Es hat sich an der Grundproblematik auch nichts geändert. Ich bin ja inhaltlich
in dieser Frage bei Ihnen. Ich glaube nicht, dass man da was weiß ich wie viele
Sprachen machen könnte, aber grundsätzlich wäre es wünschenswert. Wir haben nur
schlicht und einfach ein ganz pragmatisches Problem, und das ist das des
Platzes und der Verständlichkeit, denn: Sie haben zufällig russische Touristen
getroffen, der andere trifft französische, der Dritte trifft chinesische, und
der Vierte trifft welche aus, ich weiß nicht, irgendeinem anderen Land. Die
Frage ist: Welche Sprachen macht man, und wie schafft man es? - Ich kann mich
noch daran erinnern, wie lange wir uns in meiner Zeit als Integrationsstadträtin
mit dem Problem befasst haben: Wie schaffen wir mehrsprachige Broschüren? Mit
zwei Sprachen, das geht gerade noch, manchmal, aber wenn du mehr als zwei
Sprachen hast, wird es für alle Beteiligten unverständlich. Und das ist genau
dieses Problem, mit dem wir uns weiter herumschlagen.
Ich kann Ihnen aber versichern,
ich teile Ihr Anliegen,
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