Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 106
Interesse der Bürger Wiens sein kann!
Nun noch zum Jubel, den Sie, Frau Stadträtin, so
gerne im Zusammenhang mit der Europameisterschaft anstimmen. Nachdem diese
vorbei ist, hat der Jubel allerdings ganz beträchtlich nachgelassen! Ich lese
da nur eine Schlagzeile: „EURO-Fan-Zone – Gastrochef insolvent." –
Das ist eine der nicht ganz so wenigen Insolvenzen, die im Zusammenhang mit
Ihrem Ressort immer wieder zur Sprache kommen.
Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist
die Personenauswahl: Die Auswahl nach parteipolitischen und nach Bekanntheitskriterien
wirkt sich sehr negativ aus! Ich lese Ihnen jetzt etwas vor, was nicht
unmittelbar Ihr Ressort betrifft, was aber ein Eingeweihter, nämlich
Universitätsprofessor Dr Aff, der Vorstand der WiPäd an der WU, in einem
Artikel schreibt: „Ein Beispiel für die starke parteipolitische Einflussnahme
stellt die Pädagogische Hochschule in Wien dar, wo offensichtlich
Professionalität durch einen parteipolitischen Tunnelblick ersetzt wurde.“ Aff
spricht sich gegen den „offensichtlich bestehenden Primat der
Parteizugehörigkeit als dominierendes Kriterium für oberste Führungsfunktionen“
aus. Und es verhält sich ja nicht nur dort so, sondern leider in allzu vielen
Bereichen des öffentlichen Lebens in Wien. Und der Proporz wird sich
wahrscheinlich in der nächsten Zeit als Folge der Regierungsbildung noch
stärker bemerkbar machen.
Im Zusammenhang mit der
Problematik bei der Auswahl von Personen für Leistungsfunktionen rede ich jetzt
unter anderem auch von der Stadt Wien Marketing und Praterservice GmbH und so
weiter. – Unter Berücksichtigung des jetzt vorliegenden Berichtes muss man
sagen, dass von Kompetenz, nötiger Sorgfalt und ordentlicher Kontrolle bei den
Verantwortlichen nicht immer das zu finden war, was als Mindesterfordernis für
diese verantwortungsvolle Aufgabe hätte gelten müssen.
Auf die Kritik, die eigentlich geschlossen von Seiten
der Opposition am Prestigeprojekt Prater-Vorplatz, bei dem zig Millionen an
Mehrkosten entstanden sind, erfolgte, hat der unmittelbar Hauptverantwortliche
für dieses Debakel, Mag Wurz, gesagt, als er darauf angesprochen wurde,
wie es mit der Kontrolle und den Mehrausgaben ausschaut: „Wenn Sie es naiv
finden, dann bin ich halt naiv!“ Er erklärte, dass seine Aufgabe eigentlich
damit erfüllt war, dass der Vertrag ohnehin aufgelöst wurde, als er merkte,
dass zwei Millionen vertragswidrig – wie er wörtlich gesagt hat –
verwendet wurden. – Das ist wirklich eine No-na-Antwort, meine Damen und
Herren! Man könnte es dabei erstaunt belassen, wenn nicht so viel Geld den Bach
hinunter gegangen wäre.
Wirklich naiv – wenn
nicht sogar noch etwas Schlimmeres dahinter steckt! – war allerdings die
Vorgangsweise bei der Auswahl des Generalunternehmers für dieses Projekt, und
hier beginnt die politische Verantwortung! Dieser war, wie wir schon einige
Male gehört haben, ein Lurchforscher und Studienkollege von Bgm Häupl. Ich
erinnere in diesem Zusammenhang an das bisher unwidersprochene Zitat, dass Herr
Frank „Michl gefragt“ habe, ob er vielleicht etwas für ihn habe. Und
offensichtlich hatte er etwas für ihn!
Auch durch intensive
Nachfrage war Herrn Mag Wurz allerdings nicht zu entlocken, nach welchen
Kriterien die Firma des Herrn Frank, nämlich die Explore 5D, ausgewählt
wurde. Allen, die sich nur ein bisschen dafür interessiert haben, war klar,
dass er ein Eventmanager war und keineswegs die Voraussetzungen für die
Durchführung eines umfangreichen Projektes hatte, und es war allen bekannt, die
es wissen wollten, dass seine letzten Projekte alles andere als erfolgreich
waren, um nicht schlimmere Ausdrücke zu verwenden.
Der Originalton des verantwortlichen Herrn Mag Wurz:
„Das Risiko war von Anfang an kein ganz so großes.“ – Er hat dieses Risiko
betreffend den Totalunternehmer auch nicht getragen, sondern das trägt die
Stadt Wien und das tragen wir alle mit den Zahlungen, die uns ins Haus standen
und vielleicht noch stehen werden!
Als Begründung führte er dann noch an: „Die anderen
Bewerber haben keine so dichte Gestaltung eingebracht.“ – Was immer das
auch heißen mag: Das war wirklich obskur! Das war jedoch auf mehrfache
Befragung seine Begründung für die Auswahl dieser Firma. Diese „dichte
Gestaltung“ hat uns bis jetzt ungefähr 8 Millionen gekostet!
Damit sind wir bei der
Geldverschwendung, die nicht nur beim Prater-Projekt, sondern in diesem Bereich
insgesamt Ihre Spezialität ist: Ich meine damit jene Summen, die für die
indirekte Parteifinanzierung abwandern. Die Möglichkeit, Werbung für die
Tätigkeiten eines Ressortbereichs zu machen, wird insofern – ich sage das
Wort ganz bewusst – missbraucht, als man Inseratenkampagnen startet und
damit die Zeitungen anfüttert. Offiziell wird das immer als Werbung für die
Stadt getarnt; ich habe das schon in der letzten Gemeinderatssitzung als das
„System Faymann-Laska“ angesprochen. Kürzlich haben Sie das wiederum bewiesen:
Im Ausschuss wurde insgesamt ungefähr 1 Million EUR für Werbung für
Bücher und Bibliotheken bewilligt. Dann kam auch prompt die Werbung:
Bgm Häupl war groß im Bild zu sehen, und darunter ist klein auch ein
bisschen etwas über Bücher gestanden.
Ich gestehe Bgm Häupl
durchaus zu, dass er mehr als nur den „Schatz im Silbersee“ gelesen hat! Ich
glaube aber, dass auch der niederösterreichische Kollege nicht der große
Literaturpapst ist! Insofern fragt man sich: Was hat er damit zu tun? – Es
ist eben so, wie ich schon gesagt habe: Die Zeitungen werden auf diese Weise
halt ein bisschen angefüttert!
Ein anderes Thema ist die Vereinsförderung: Es werden
wirklich zahllose Vereine gefördert, und es würde den Rahmen bei Weitem
sprengen, wenn ich jetzt auf all das eingehen wollte. Deshalb spreche ich jetzt
nur zwei Vereine an.
Das Dokumentationszentrum muss
trotz widmungswidriger Verwendung von Teilen seiner Mittel nichts zurückzahlen,
sondern hat mehr Mittel erhalten. Diese Politik des Augen-Zudrückens wird
natürlich vor allem gegenüber Vereinen betrieben, die sich gegen die FPÖ
wenden. Das ist ja nichts Neues! Ich nenne jetzt zum
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