Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 106
differenzierte, Auswahlfreiheit bietende Schulsystem erhalten bleibt. Das kann auch gar nicht anders sein, das ist auch verfassungsrechtlich so vorgesehen.
Wir haben jetzt in den Bundesländern Modellversuche
zur neuen Mittelschule, und wir haben uns auch in Wien diesbezüglich
eingebracht. Ich finde, man sollte diese Schulversuche jetzt starten und
begleitend evaluieren. Dann wird man sehen, welche Facetten man in das
Regelschulwesen überleiten kann und welche finanziellen Rahmenbedingungen
notwendig sind. – Ich glaube,
auch die neue Wiener Mittelschule ist ein Beitrag zur Vielfalt.
In diesem Sinne startet jetzt dieser Versuch, und es
sind alle angehalten und aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass innere
Differenzierung kein Schlagwort bleibt, sondern tatsächlich umgesetzt wird. Die
operative Umsetzung liegt in erster Linie bei der Mehrheit und im
Stadtschulrat. Dort haben wir uns eingebracht, und wir sind schon sehr gespannt
auf Ergebnisse. Wir haben auch überhaupt kein Problem damit, Dinge, die man von
einem neuen Modell lernen kann, auch entsprechend positiv zu beurteilen. – In diesem Sinne auch hier ein
Beitrag zur Wahlfreiheit. (Beifall bei der ÖVP.)
Frau Kollegin Jerusalem hat mich auf das Campusmodell
angesprochen. Auch wir von der ÖVP haben nichts gegen Campusschulen. Wir
möchten nur immer wieder hinweisen und darauf dringen, dass hier nicht einige
wenige Prestigeprojekte herausgepickt werden und Geld aufgewendet wird, das
dann in anderen Bereichen fehlt. Auch in diesem Bereich muss es eine gewisse
Ausgewogenheit geben. Es ist immer gut, wenn Schulen irgendwann saniert werden,
aber wir müssen vor allem an die Schüler denken, die heute noch in teilweise
renovierungsbedürftigen Schulen sind.
Zweitens ist es für uns schon problematisch, wenn
über die Bauweise letztendlich ein Präjudiz geschaffen wird, welche
Schulorganisation stattzufinden hat. Das war auch der Grund, warum wir bis dato
diesbezüglich immer sehr restriktiv mit der Zustimmung waren. Ich bin mir
sicher, man kann ein Campusmodell auch so konzipieren, dass in diesem alle
möglichen Formen von Tagesbetreuung gangbar sind. Und es entspricht vielfach
auch den Wünschen der Eltern, dass es nicht ein übergeordnetes Einheitsmodell
gibt, sondern dass sehr wohl verschiedene Varianten möglich sind. Ich lasse mir
nicht einreden, dass das vom Baulichen her nicht geht! Ich meine, man soll
nicht sozusagen über die Hintertür der Bauausschreibung den Schulgesetzgeber
präjudizieren!
Wichtig ist bei einer Campusschule auch, dass man die
administrativen Rahmenbedingungen anpasst. Eine so große Schule muss anders
administriert werden. Im Pflichtschulbereich gibt es ja gar kein richtiges
Sekretariat, und da ist natürlich der Schulerhalter gefordert, diesfalls
betrifft das die Gemeinde und das Land Wien.
Ähnliches gilt für die Schulsozialarbeit und die
Schulpsychologen. Das ist auch ein alter Kritikpunkt. Es werden dann mehr
Lehrer in die Klassen geschickt, wenn der Bund mehr Lehrer über den
Finanzausgleich finanziert. Es ist nicht immer nur der Lehrer gefordert,
sondern man braucht auch Mediatoren und Psychologen, wenngleich natürlich auch
jeder Lehrer mediatorische und psychologische Fähigkeiten haben soll. Das ist
jedoch nicht dessen Hauptaufgabe. Diese Schulsozialarbeit wäre Aufgabe der
Stadt Wien, und es wäre ganz wesentlich, dass wir aus dem großen Budgettopf,
den wir zu beschließen haben, auch Mittel für diesen wichtigen Bereich
umleiten.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auch in
dieser Geschäftsgruppe genug Einsparungspotenzial gibt und dass man
Möglichkeiten zum Einsparen auch finden kann, ohne die Qualität der
öffentlichen Dienstleistungen in irgendeiner Weise herabzumindern. Wir machen
Ihnen eigentlich immer ein paar Einsparungsvorschläge.
Ein Dauerbrenner ist auch das Öffentlichkeitsbudget.
Es wird Jahr für Jahr versprochen, dass man mit der Erhöhung, die mit dem
nächsten Budget durchgeführt wird, das Auslangen finden wird. Jahr für Jahr
muss man aber Millionenbeträge nachschießen. Das hat dazu geführt, dass im
letzten Bildungsausschuss sogar eine Zusatzdotation für die Bewerbung des
Advents beschlossen werden musste. Dazu möchte ich sagen: Der Advent ist ja
kein unvorhersehbares Ereignis, das jetzt ganz überraschend über uns
hereinbricht! Im Hinblick darauf muss man schon Kritik daran üben, wie Sie mit
dem Budget umgehen. Im Endeffekt ist das Budget ja nicht ein riesiger Topf, in
den man nach Belieben hineingreifen kann. Wenn das so wäre, dann müssten wir
nicht ein solches Konvolut mit einzelnen Budgetansätzen beschließen!
Es ist schon richtig, dass es im Vollzug immer wieder
zu entsprechenden Problemen kommen kann, sodass Umschichtungen notwendig sind.
Das dürfte aber nicht derart zur Methode werden, wie das bei Ihren Werbekampagnen
der Fall ist!
Selbst wenn man nicht weiß, für welche Dinge man
konkret unvorhergesehen etwas bewerben muss, kann man ja einen Posten für
unvorhergesehene Fälle mit ins Budget nehmen, wie man das auch bei jedem
Bauauftrag macht. Diesfalls gibt es immer irgendwo einen Restposten, damit ad
hoc etwas beschlossen werden kann. Das wird aber Jahr für Jahr nicht gemacht!
Würden alle Budgetansätze so rasch steigen wie das PID-Budget, dann könnte man
den Bürgerinnen und Bürgern sehr viel mehr Leistungen zukommen lassen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich bringe daher einen Antrag mit meinen KollegInnen
aus dem Ausschuss ein, mit dem die Frau Vizebürgermeisterin aufgefordert wird,
beim Budgetvollzug dafür Sorge zu tragen, dass der Ansatz beim Presse- und
Informationsdienst nicht überschritten wird und ein allfälliger Mehrbedarf
durch interne Umschichtungen zu bedecken ist. In formeller Hinsicht beantrage
ich die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiteres Thema ist auch ein
Dauerbrenner, nämlich die Erstellung eines Schulentwicklungsplans, damit man
die Notwendigkeit von Sanierungen auch mit den Bezirken abstimmt. Auch dieser
ist immer noch
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