Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 106
Brauner zu unterstellen – das Wörtliche Protokoll ist
noch nicht da, daher kann ich es leider nicht zitieren –, sie ist offenbar
eine, die nur in Kreisen der Reichen und Schönen verkehrt, das halte ich, auch
auf die Gefahr hin, dass mir das vielleicht einen Ordnungsruf einbringt, für
eine derartige Sauerei und derartig ... (GR Mag Wolfgang Jung:
Also bitte! Das ist ein Niveau, das um einiges tiefer ist! – Weitere
Zwischenrufe bei FPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend):
Bitte, liebe Frau Stadträtin, den Begriff „Sauerei" verwenden wir hier in
diesem Raum nicht. Dafür muss ich einen Ordnungsruf erteilen. (GR Marco
Schreuder: Wenn es einen Ordnungsruf dafür gibt, dann schon!) Wenn du zugehört hast, es war ein
Ordnungsruf, er ist gekommen.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely (fortsetzend):
Herr Vorsitzender, Entschuldigung! Aber das ist derart bar jeder Realität, dass
ich es schon für ausgesprochen überheblich finde. Woher glauben Sie die
Kompetenz zu haben zu wissen, wer in dieser Stadt mit Menschen umgeht, die
betroffen sind, und sich um Menschen kümmert, die wenig haben, Frau Kollegin?
Ich sage Ihnen nach einer früheren Diskussion und
einer Diskussion, die wir immer wieder haben, wenn es um die Frage geht, wie
wir mit Fremdenfeindlichkeit in dieser Stadt umgehen: Es ist die
Sozialdemokratische Fraktion, die dort hingeht, wo die Probleme sind, während
Sie sich in der Regel dort aufhalten, wo alle einer Meinung sind, nämlich dass
Fremdenfeindlichkeit eine Frechheit ist.
Daher sage ich Ihnen, dass Sie diesbezüglich
vollkommen falsch liegen, und ich würde Sie wirklich bitten, sich zu überlegen,
was Sie damit ausdrücken! Es ist nämlich wirklich bar jeder Realität, wenn man
glaubt, dass die Grüne Fraktion die einzige Fraktion ist, die weiß, wie es den
Menschen geht, und dass alle anderen, von der Frau Vizebürgermeisterin abwärts,
nicht wissen, wovon sie sprechen! Es sieht zumindest jetzt so aus, dass die
Sozialdemokratie heute die einzige Fraktion sein wird, die dafür sorgen wird,
dass es mehr als 600 Millionen EUR an zusätzlichen Investitionen
geben wird, dass es zusätzliche Mittel für den Gesundheits- und Sozialbereich
gibt. (Beifall bei der SPÖ.)
Frau Kollegin Cammerlander! Wenn Sie hier behaupten,
dass die Menschen von einer Stelle zur anderen geschickt werden, aber nichts
bekommen, dann sage ich Ihnen noch einmal: Die MA 40 wird im nächsten Jahr
17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu bekommen, und die Mittel der
Sozialhilfe werden um 58 Millionen EUR erhöht werden. Darüber hinaus
möchte ich Sie auch darauf aufmerksam machen, dass wir eben nicht nur verwalten,
sondern dass wir auch die Mittel für die Integration von Menschen, die schon
lange in der Sozialhilfe sind, erhöhen werden.
Kollege Ellensohn! Ich glaube, dass zwischen uns
keine Differenz in der Frage, wer Armut will und wer Armut nicht will, besteht.
Die Armut wird von Ihnen aber sozusagen immer ein bisschen als
Marketinginstrument dargestellt. –
Selbstverständlich wäre es ganz besonders meiner Fraktion sehr recht, wenn es
nicht notwendig wäre, Sozialhilfe auszuzahlen. Bleiben wir aber bitte bei der Realität!
Was ist denn die Alternative dazu, Sozialhilfe auszuzahlen? Die Alternative
dazu ist, die Barriere zum Zugang zur Sozialhilfe so hoch zu machen, dass
möglichst wenige kommen und man sich dadurch möglichst viel Geld erspart. Das
ist aber nicht die Wiener Methode, sondern das ist die oberösterreichische
Methode, wo es bei 1,4 Millionen Einwohnern 4 000
Sozialhilfebezieherinnen und –bezieher gibt!
Ich glaube, auch betreffend Heizkostenzuschuss sind
wir einer Meinung, dass es das Beste wäre, wenn wir ihn überhaupt nicht
bräuchten! Wir in Wien zahlen diesen zusätzlich zum Bundesheizkostenzuschuss
aus, während Niederösterreich, wenn ein Bundesheizkostenzuschuss ausbezahlt
wird, gar nichts auszahlt, und Grün-Schwarz in Oberösterreich eine Anrechnung
vornimmt. – Das sind in der
Realität die Alternativen! Und ich glaube, dieser Unterschied ist von großer
Bedeutung für die Menschen!
Darüber hinaus erwarte ich mir von der Arbeit an der
bedarfsorientierten Mindestsicherung noch zusätzliche Verbesserungen. Es wird
auch da die Lösung nicht so sein, wie ich sie getroffen hätte, weil
insbesondere die Länder Vorarlberg und Niederösterreich nicht bereit waren, die
Kompetenzen beim AMS zu bündeln. Ich glaube, dass es ganz besonders wichtig
ist, dass wir auf aktive Arbeitsmarktpolitik setzen, weil das eigentlich die
einzige Chance ist, um Armut zu verhindern.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Wir können beim Budget im Gesundheitsbereich von einem Plus von
12 Prozent für das Jahr 2009 ausgehen. Das sind 182 Millionen EUR zusätzlich
im Sozialbereich, und wir haben plus 174 Millionen EUR plus 20
Prozent im Budget. Ich nehme die Doppelmühle, die Sie da immer spielen, zur
Kenntnis, sie ist aber sehr durchsichtig! Die Argumentation lautet nämlich:
Wenn es zu viel Geld im Sozialbereich gibt, dann ist das schlecht, weil alle
arm sind, und wenn es zu wenig Geld im Sozialbereich gibt, dann ist das
schlecht, weil die Stadt Wien die soziale Verantwortung nicht wahrnimmt.
Tatsache ist, dass wir mit
mehr als 640 Millionen EUR in Wien im nächsten Jahr mehr als
5 Prozent des Budgets für zusätzliche Investitionen ausgeben. Das ist nur
deshalb möglich, weil wir in den Jahren, in denen das nicht so dringlich war,
unser Budget deutlich konsolidiert haben.
Ganz besonders möchte ich
mich an dieser Stelle bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Stadt
bedanken, die zum Teil 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr arbeiten und
dieses System in hervorragender Art und Weise für die Wienerinnen und Wiener
bearbeiten und aufrechterhalten. Ganz besonders möchte ich mich bei meinem
eigenen Team und bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die
ganz hervorragend sind!
Lassen
Sie mich abschließend sagen: Ich bin sehr froh, dass sich die, die über viele
Jahre „Weniger Staat und mehr Privat!“ gefordert haben, in dieser Stadt nicht
durchgesetzt haben und dass wir eine leistungsfähige
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