Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 106
haben, was der Che Guevara alles verbrochen hat. (GRin Mag Sonja Kato: Was hat der Akt mit
dem Che Guevara zu tun?) Wir sagen, das ist nicht in Ordnung und ein
Großteil der Bevölkerung - wir haben sehr viele Meldungen aus den
Zeitungsberichten bekommen - sieht das genauso! Die Sozialdemokratie sollte sich
wieder angewöhnen, auf die Menschen zuzugehen und dort zu sein, wo die Probleme
wirklich aufs Tapet gebracht werden. (GR Kurt Wagner: Deswegen wollen Sie
zum Akt nicht mehr reden!)
Vielleicht hat die SPÖ das Wahlergebnis vom
28. September schon verdrängt und vergessen. Aber ein Parteikollege von
Ihnen hat gesagt, auch in Wien sollte man vielleicht, so wie es der HC Strache
gemacht hat, dort hingehen, wo die jungen Leute wirklich sind, in die Disco,
und nicht schnöselige Studenten-Clubbings veranstalten. Man hat beim
Wahlergebnis gesehen, wie viel Prozent die SPÖ bei den Jungewählern gehabt hat,
ich glaube, 10 Prozent, ex aequo am letzten Platz mit den GRÜNEN, obwohl
Laura Rudas in der „Kronen Zeitung" hinauf und hinunter gespielt worden
ist. (GRin Mag Sonja Kato: Reden Sie
endlich zum Akt!) Im „NEWS" hat Laura Rudas eine ständige Kolumne
gehabt hat. Im „Woman" und so weiter war sie ständig präsent. (GR Kurt
Wagner: Geht es jetzt um Wahlergebnisse oder reden Sie zum Akt?) Mit einer
geballten Medienmacht kann man das Wahlvolk nicht mehr beeinflussen! (GR Kurt Wagner: In der Schule wäre das eine
Themenverfehlung!)
Vorsitzender GR Günther Reiter
(unterbrechend): Um die Sache etwas zu beruhigen, darf ich
empfehlen, Herr Kollege, jetzt ein bisschen mehr über den Akt zu sprechen. (Beifall
bei der SPÖ.)
GR Anton Mahdalik (fortsetzend):
„Verdrängen – Vergessen – Verzeihen", um wieder zum Akt zurückzukommen,
dürfte in der SPÖ modern sein. Ich glaube schon, dass der Bürgermeister, das
hat er heute gezeigt, und auch andere Mandatare der SPÖ verdrängen, vergessen
und verzeihen wollen, dass etwa ein heute schon oft genannter, so genannter
Revolutionär auch Folgendes gesagt hat. Das Manuskript ist übrigens vom Rudi
Dutschke übersetzt worden. (GR Kurt
Wagner: Reden Sie zum Akt!) Da weiß man, in welcher Gesellschaft man sich
befindet. Er hat auch gefordert, dass zwei, drei, viele Vietnams geschaffen
werden sollen und die Kämpfer sich von unbeugsamem Hass antreiben lassen
sollen, um eine effektive, gewaltsame, selektive und kalte Tötungsmaschine,
natürlich im Namen der Revolution, zu sein! (GR
Kurt Wagner: Es ist doch euer Parteivorsitzender, der mit dem Che Guevara
wirbt!) So einem Mann wird von der Stadt Wien, von Bgm Dr Häupl, ein
Denkmal gewidmet und die Sozialdemokratie klatscht Beifall!
Das Denkmal steht jetzt. Das kann kritisiert werden,
kann aber auch nicht kritisiert werden. Wir kritisieren es, aber wir sind weder
Bilder- noch Denkmalstürmer. Wir sagen, dieses Denkmal muss wieder weg. (GRin Mag Sonja Kato: Bitte zum Akt reden!) -
Frau Kato, die Zwischenrufe lauter, weil sonst verstehe ich sie nicht! (GR Kurt Wagner: Ich kann es verstärken! Sie
sollen zum Akt reden!) Aber lassen Sie mich einmal ganz kurz weiterreden!
Wir wollen dieses Denkmal nicht stürmen. (GR Kurt Wagner: Reden Sie endlich
zum Akt!) Die FPÖ hat Niveau, die FPÖ ist keine Partei der Bilder- und
Denkmalstürmer. Wir sagen aber, dieses Denkmal darf nicht unkommentiert so
stehen bleiben, weil Gräueltaten von Che Guevara unbestritten geschichtliche
Fakten sind.
Darum verlangen wir hier und heute, und werden das in
einem Antrag auch einbringen, dass am Che-Guevara-Denkmal im Donaupark eine
erklärende Zusatztafel angebracht werden soll, wo auf die zahlreichen
Verbrechen des Revolutionärs hingewiesen und die Kritik zur Verherrlichung
dieser umstrittenen Gestalt der Geschichte hintangehalten werden soll.
In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige
Abstimmung. (GRin Erika Stubenvoll: Jetzt ist es aber genug!)
Ich habe es an den
aufgeregten Zwischenrufen gemerkt (GRin Mag Sonja Kato: Ich bin nicht
aufgeregt!), dass die Sozialdemokratie die Scheuklappen auch nach dieser
saftigen Wahlniederlage nicht absetzen wird (GRin Mag Sonja Kato: Ich bin
nur neugierig, was Che Guevara mit dem Akt zu tun hat!) und weiterhin in
Richtung Verlust der absoluten Mehrheit, in Richtung Abgrund - das wurde schon
öfters gesagt - im Laufschritt oder im Stechschritt, wie es Prof Kopietz
formulieren würde, marschiert! (GR Prof Harry Kopietz: Im
Zusammenhang mit der FPÖ, Herr Kollege! Den Stechschritt haben wir nicht!) Das sind die Worte des
Herrn Professors, der heute in einer Zeitung, je nachdem, wie man es will, mit
einem Drei-Bier-Bestellungsgruß abgebildet war. (GR Prof Harry
Kopietz: Drei Kaffee! Bier trinke ich keines!) Das kann man so und so sehen.
Ich glaube, den
sozialdemokratischen Mandataren ist es, wenn ich in deren Gesichter sehe,
unangenehm, auf diese Aktion des Bürgermeisters angesprochen zu werden. (GRin
Inge Zankl: Es ist uns nur unangenehm, wenn man nicht zum Akt redet!)
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend): Ich versuche es noch
einmal, Herr Kollege. § 2 Abs 4, bitte, Ruf zur Sache.
GR Anton Mahdalik (fortsetzend): „Verdrängen - Vergessen -
Verzeihen", meine Damen und Herren, sollte im Wien des Jahres 2008
nicht mehr an der Tagesordnung sein. (GRin Erika Stubenvoll: Sie vergessen!)
Die SPÖ sagt, wir wollen weder verdrängen, sie wollen weder vergessen, sie
wollen weder verzeihen, wenn Verbrechen begangen wurden! (GR Christian
Oxonitsch: Das ist die Meldung des Jahrzehnts nach dem heutigen Sager vom
Gudenus!)
Ich glaube, bei den anderen
Parteien sollte sich diese Denkweise, diese Gesinnung schön langsam auch
durchsetzen, auch wenn es sich um linke Verbrechen handelt. Aber es ist
natürlich jeder Partei unbenommen, sich weiter am linken Auge eine Augenklappe
aufzusetzen und sehenden Auges oder nicht sehenden Auges ins Verderben zu
rennen. (GRin Mag Sonja Kato: Wer läuft denn da ins Verderben?)
Wir
haben es schon oft von dieser Stelle gesagt, man kann Wahlergebnisse natürlich
verdrängen, vergessen,
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