Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 106
österreichische Mehrheit brauchen. Diesbezüglich war die ÖVP eher anderer Meinung, aber das war im Großen und Ganzen noch in Diskussion.
Dann kam es zu einer Ausschreibung, und es ging noch
immer um einen strategischen Partner. Es kristallisierte sich aber immer mehr
heraus, dass der strategische Partner allein zuwenig ist. Man hat eine
Ausschreibung durchgeführt, die jedenfalls so kurzfristig angelegt war, dass
sie ganz speziell auf die Lufthansa ausgerichtet war. Es gab zwar noch zwei
Bewerber und es bestand durchaus auch Interesse in China, nur die Chinesen
konnten das zur Zeit der Olympiade nicht in Angriff nehmen. Andere wurden,
glaube ich, sogar bewusst davon weggehalten. Seitens der Airfrance/KLM hat man,
als die Ausschreibung durch war, festgestellt, dass man nicht
ordnungsgemäß informiert worden war. – Das kann ich nicht feststellen,
aber das ist jedenfalls durch die Medien gegangen.
Die russische S 7 soll ein Angebot abgegeben
haben, das weiß man aber auch nicht ganz genau. S 7 sagt, sie habe kein verbindliches
Angebot abgegeben. Die AUA sagen, dass sie ein Angebot haben. Die Lufthansa hat
jedenfalls ein Angebot gelegt.
Jetzt wird es spannend, denn nun sagt die AUA:
Nachdem wir voriges Jahr noch 20 Millionen EUR Gewinn gehabt haben,
haben wir heuer bis Ende September bereits 65 Millionen EUR Verlust.
Und bis Ende des Jahres sollen es auf einmal 120 bis
125 Millionen EUR werden. – Wenn überhaupt, dann übernimmt die
Lufthansa diese 46 Komma so und so viel Prozent von der ÖIAG pro Aktie um einen
Cent oder um ungefähr 300 000 EUR. Und so etwas ist nicht einmal als
lächerlich zu bezeichnen.
Um das Unternehmen aber überhaupt weiterführen zu
können, muss dort der Bund einspringen, und zwar mit
500 Millionen EUR. Wenn ich jetzt zurückrechne, ist das schon spannend!
Man gibt jetzt der AUA allein 500 Millionen EUR, und für die
Wirtschaft in Österreich wird 1 Milliarde zur Verfügung gestellt. Da
stimmt das Gleichgewicht nicht ganz! Die Verhandlungen sind zwar jetzt
verlängert worden, aber wir werden sehen, was sich am 31. Dezember dann
wirklich ergibt.
Die Fragen drehen sich um den Wirtschaftsstandort
Wien, um den Wirtschaftsstandort Flughafen und um den Weiterbestand der AUA:
Der Wirtschaftsstandort Flughafen Wien interessiert Wien ganz besonders, denn
davon gehören uns 20 Prozent. 20 Prozent gehören dem Land
Niederösterreich, und 10 Prozent gehören der
Mitarbeiterbeteiligungsstiftung. Und aus diesem Grund ist es, glaube ich, für
Wien mehr als wichtig, auch mit dem Bund in Verbindung zu treten, um von den
AUA-Kontakten irgendwas zu hören und zu erfahren, wie es dort weitergeht, weil
der Wirtschaftsstandort für uns von ganz besonderer Bedeutung ist. Aus diesem
Grund bringen wir folgenden Beschlussantrag ein:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die Erhaltung
und Stärkung des Wirtschaftsstandortes Wien und Umgebung aus. Der Wiener
Gemeinderat fordert darüber hinaus die Bundesregierung und insbesondere den
zuständigen Bundesminister als Eigentümervertreter über die ÖIAG, die zu über
40 Prozent an der AUA beteiligt ist, auf, umgehend mit der Stadt Wien jene
wirtschaftspolitisch sinnvollen Maßnahmen zu setzen, die zur Erhaltung und
Stärkung des Wirtschaftsstandortes Wien und Umgebung, insbesondere der Austrian
Airlines und damit zur Sicherung des Flughafens Wien und zur Rettung der
dortigen Arbeitsplätze notwendig sind.“ (Zwischenruf von GR Alfred Hoch.) Herr
Kollege Hoch! Hören Sie zu! Das würde Ihnen besser tun, als dumm daher zu
reden!
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.
Wenn dem Kollegen Hoch die Arbeitsplätze auf dem
Wiener Flughafen nichts wert sind, dann muss er das mit seiner Fraktion
besprechen, anstatt mich mit Zwischenrufen zu behelligen. (Weiterer
Zwischenruf von GR Alfred Hoch.) Ich habe darüber von Mahdalik nichts
gehört. Er hat Sorgen wegen des Fluglärms, das ist durchaus verständlich. Aber
wenn man weiterhin so mit der AUA und dem Flughafen umgeht, dann werden wir
sehen, was alles notwendig ist, um den Wirtschaftsstandort zu retten. –
Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr
Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren!
Bei diesem Geschäftsstück wurde ein breiter
wirtschaftpolitischer Bogen gespannt. Das war vereinbart, und es wäre jetzt
durchaus reizvoll, zu einigen kontroversiellen Aussagen, die in sachlicher Form
verlaufen sind, Stellung zu nehmen. Ich werde das aber nicht tun, und ich werde
auch nicht zur AUA sprechen, obwohl es sicher interessant wäre zu erörtern, wie
der Privatisierungsvorgang vor sich geht und wer dafür verantwortlich ist. Ich
nehme aber keine Bewertung vor, denn das geschieht sowieso in der
Öffentlichkeit.
Gestatten Sie mir aber nur eine Bemerkung zu einem
Antrag, da ich in diesem Zusammenhang namentlich zitiert wurde. Ich halte schon
einiges aus, ich habe damit keine Probleme, ich bin auch heute Vormittag etwas
schärfer kritisiert worden, aber das gehört einfach zur Arbeit eines Abgeordneten
dazu.
Es wird hier eine Aussage
zergliedert und anders dargestellt, als wenn man sie im Zusammenhang sieht. Es
geht um das Thema Energie, und ich gebe zu, dass der erste Teil der Aussage
zutrifft, dass Wien Energie nicht für die Energieeinstandspreise verantwortlich
gemacht werden kann, sondern diese über den Weltmarkt entstehen. Ich bitte
aber, in Zukunft die Aussagen etwas sorgfältiger zu lesen oder anzuhören! Wir
wissen – das wurde nicht erst ein Mal debattiert –, dass der Gaspreis
mit einer sechsmonatigen Verzögerung de facto an den Ölpreis gebunden ist. Das
wird jedoch wahrscheinlich bewusst ausgeblendet. Die Forderung wurde aber
bereits diskutiert und in der Öffentlichkeit dargestellt: Sollte sich der
Gaspreis im Hinblick auf diese Koppelung wie der Ölpreis reduzieren, dann steht
wahrscheinlich auch einer Gaspreisreduzierung beziehungsweise einer
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