Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 106
Gegenstand der Diskussion war, nämlich ob er hier tatsächlich den Satz gesagt hat und das auch so meint. Dass er ihn so gesagt hat, wissen wir mittlerweile aus dem Protokoll (GR Dr Herbert Madejski: Bitte, das interessiert doch nicht einmal den letzten Vorarlberger!): „Der Faschismus von heute ist der Antifaschismus."
Das ist ja ungeheuerlich! (GR Mag Johann Gudenus,
MAIS: ... habe ich nicht gesagt!) Das führt bei uns zu einer Aufregung,
dass nicht einmal alle ruhig sitzen bleiben können. Sie kommen da heraus,
machen eine tatsächliche Berichtigung und sind nicht imstande, sich dafür zu
entschuldigen!
Ich muss auch gegenüber dem Vorsitz eine Empfehlung
abgeben. (GR Dr Herbert Madejski: Ganz wichtig ist das!) Ich halte dies für
ungebührend für dieses Haus. Gestern bekommt Martin Margulies von den GRÜNEN
einen Ordnungsruf, weil er sagt: „Die Preiserhöhung beim Gas ist eine
Sauerei." (Ruf bei der ÖVP: Nicht wiederholen!) Das gibt einen
Ordnungsruf. Es gibt keinen Ordnungsruf für das, was heute passiert ist. Das
ist unglaublich! In der Verhältnismäßigkeit halte ich das für inakzeptabel.
(Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich halte solche Aussagen wie die von Herrn
Gudenus für inakzeptabel für diesen Gemeinderat.
Nur ganz kurz noch zur Sache, weil das jetzt wieder
gekommen ist: Probleme verleugnen oder nicht. Es ist ohnehin allen klar, dass
wir keine Machismo-Kultur wollen, weder bei türkischen Zuwanderern noch bei
FPÖ-Männern und bei der FPÖ-Politik, wo der Frauenanteil immer ein wahnsinniger
hoher war, was sich auch in diesem Haus wieder ganz leicht sehen lässt.
Wenn ich mir das überlege: Deutschkenntnisse sind
schwach, und dann sagen wir, bei vielen Zuwanderern haben wir Probleme mit
Deutschkenntnissen, ist das ein Befund, den wir alle teilen. Das ist nicht das
Problem; das heißt, das ist schon das Problem, aber das Problem ist nicht, dass
wir es unterschiedlich sehen. Da gibt es ein paar Punkte, die wir alle so
sehen.
Nur hat die FPÖ keine einzige Lösung dazu! Die FPÖ
zählt das alles auf, und fertig; dann hetzen wir auf die Leute ein, und aus,
dann tun wir so, als ob es eine Lösung wäre zu sagen: Wenn er es nicht lernt,
dann werfen wir ihn hinaus. - Dass das alles nicht funktioniert, wissen Sie ja
selbst, Sie haben es auch nicht so gemacht. So einfach ist das alles nicht, wie
Sie es dann zwischendurch sagen. Sie lügen ja die Leute in dieser Frage auch
an. (GR Mag Wolfgang Jung: Also bitte!)
Die Frage ist dann (GR Dr Herbert Madejski: Ellensohn
verliert die Nerven!): Wie gehen wir damit um? - Unter anderem mit dem Tagesordnungspunkt,
den wir jetzt beschließen! Wir sind der Meinung, es gibt Probleme, weil es
Leute gibt, die nicht alphabetisiert sind; also brauchen wir
Alphabetisierungskurse, und da beschließen wir jetzt Geld dafür. Wir sind der
Meinung, es wäre günstig, wenn mehr Leute Deutsch lernen, also gehen sie zu
Deutschkursen. Genau das beschließen wir jetzt!
Da sind Sie nicht dabei, und das ist genau die Linie
der FPÖ ein ums andere Mal. Da reiht sich Herr Gudenus gut ein, da passt der
Ulrichsberg gut dazu, und da passen alle Ihre Olympia-Auftritte hervorragend
hinein. Die FPÖ hat kein Interesse an Integration. Das versuchen Sie ja in
Wirklichkeit ohnehin nicht zu sagen. Aber hören Sie auf, die Leute
gegeneinander zu verhetzen!
Die Linien in diesem Land verlaufen nicht zwischen
In- und Ausländern, sondern zwischen Oben und Unten, wie überall. (Zwischenrufe
bei der FPÖ.) Die Frage ist, wie man denen unten hilft. Ob die unten In- oder
Ausländer sind, interessiert mich nicht, sondern mich interessiert, wie man den
Schwächeren der Gesellschaft helfen kann. Das kann man mit der FPÖ nicht
ausmachen - fertig!
Was ich abschließend gerne hätte, ist, dass man sich
noch einmal überlegt, ob das einen Ordnungsruf wert ist. Und Herr Gudenus möge
sich dann noch einmal nachmelden und sich dafür entschuldigen. Denn das ist
wirklich ungebührlich, was Sie da aufführen. (Beifall bei den GRÜNEN und von
Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Eine
weitere Wortmeldung liegt mir nicht vor.
Was ich von gegenseitigen Faschismusvorwürfen halte,
habe ich bereits klar zum Ausdruck gebracht. (GR Mag Wolfgang Jung: Und
„Lüge"? - Weitere Zwischenrufe.)
Ich komme daher zur Abstimmung, und ich ersuche, das
zur Kenntnis zu nehmen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: ... dem Vorsitz
einen Ordnungsruf!)
Herr Kollege Margulies! Ich bedauere es wirklich,
aber dafür muss ich Ihnen jetzt tatsächlich einen Ordnungsruf erteilen.
(Heiterkeit bei den GRÜNEN. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Wenn man dem
Vorsitz einen Ordnungsruf erteilt hat?) Ja.
Damit komme ich jetzt zur Abstimmung und bitte um
Konzentration auf das Geschäftsstück.
Wer für das Geschäftsstück ist, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. (StR David Ellensohn: Das heißt, den Quatsch von Gudenus
muss ich jedes Mal ertragen?) - Ich stelle die Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN
fest, damit ist das Geschäftsstück mehrstimmig angenommen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den
Beschlussantrag der FPÖ. Wer für diesen Beschlussantrag ist, den bitte ich um
ein Zeichen mit der Hand. (StR David Ellensohn: Wenn ich persönlich beleidigt
bin, gibt es einen Ordnungsruf!) - Hier stelle ich die Zustimmung der FPÖ fest,
der Antrag hat nicht die erforderliche Mehrheit.
Wir kommen zur Abstimmung über den Beschlussantrag der
ÖVP. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Hier stelle ich
die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN fest, der Antrag hat nicht die
erforderliche Mehrheit.
Wir kommen zur Postnummer 4 der Tagesordnung:
Aufstockung des Förderbudgets 2008. Berichterstatter ist Herr GR Ekkamp. Ich
bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr
Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zur
Postnummer 4.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular