Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 106
grüner Seite gehört: „Ihr", nämlich die FPÖ, „huldigt dem Faschismus." Das ist für mich nicht akzeptabel.
Es ist genauso wenig akzeptabel für mich als
Vorsitzenden des Gemeinderates, eine Gleichstellung zu erfahren, indem hier ein
Gemeinderat sagt: „Der heutige Faschismus ist der Antifaschismus."
Ich halte nichts davon, so leichtfertig mit solchen
Begriffen und mit solchen Geschehnissen umzugehen, und würde sehr darum bitten,
dies bei künftigen Debatten zu berücksichtigen. (Beifall bei der ÖVP und von
Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ.)
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Al-Rawi.
GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich werde jetzt keine lange Rede halten, aber ich
muss einfach auf ein paar Dinge eingehen, die hier gesagt wurden.
Zur Behauptung von Herrn GR Gudenus, dass Frau StRin
Frauenberger gesagt hat, dass Migranten Identitätsprobleme haben: Ich würde Sie
schon sehr bitten! Es gibt zwei Dinge (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Zitat!
Wortwörtlich!): Entweder reißen Sie Zitate aus dem Zusammenhang oder ich bitte
Sie, endlich einmal die ganzen Konzepte zu lesen. Es gibt dann wieder zwei
Möglichkeiten: Entweder verstehen Sie es oder Sie führen bewusst die Leute in
die Irre. Daher: Bitte lesen Sie die Gesamtkonzepte, reißen Sie nicht Zitate
aus dem Zusammenhang, und unterstellen Sie unserer Frauenstadträtin nichts
Falsches! (Beifall bei der SPÖ.)
Zu Frau GRin Ekici und ihrer Feststellung, dass es in
Österreich auch ein Teil des kulturellen Lebens geworden ist, dass Muslime
ihren Fastenmonat Ramadan feiern, dass es Iftars gibt, dass es schon so weit
ist, dass man niemandem erklären muss, was Ramadan heißt und was Iftar ist, und
dass es seit sieben Jahren diese Veranstaltungen gibt: Die Behauptung, dass wir
es einfach zu Wahlkampfzwecken machen und die Gefühle der Muslime und ihre
Religiosität missbrauchen, ist schlicht und einfach falsch!
Sie wissen ganz genau, dass Herr Bgm Häupl im Jahr
2002 der Erste war, aber Sie versuchen immer, damit anzugeben und zu sagen:
Nein, Frau Benita Ferrero-Waldner war die Erste. Ich kann mich daran erinnern,
dass Nationalratspräsident Andreas Khol solche Einladungen gemacht hat. Im
heurigen Jahr habe ich Sie in zig verschiedenen Veranstaltungen getroffen; ich
kann mich an kein einziges Mal erinnern, wo Sie keinen Wahlkampf gemacht haben,
wo Sie nicht in Ihrer Rede sogar um Vorzugsstimmen gebeten haben. Das habe ich
auch gemacht, ich möchte das jetzt nicht verurteilen.
Aber hier zu sagen, wir missbrauchen die Gefühle der
Muslime und ihre Spiritualität, wo ein Stadtrat Norbert Walter, wo eine
Staatssekretärin Marek, wo ein ehemaliger Nationalratspräsident Andreas Khol,
der noch damit angibt, dass er stolz darauf ist, Ehrenmitglied von ATIB zu
sein, auf der anderen Seite im 20. Bezirk der Bürgerinitiative verspricht,
dass er sich dafür einsetzen wird, dass die Moschee abgesiedelt wird, hier
dazuzukommen, nur weil Sie es dieses Jahr verschlafen haben, eine Veranstaltung
zu machen, sich geärgert haben, dass im Wahlkampf nichts stattgefunden hat,
hier zu stehen und zu sagen: wir haben das edel gemacht, wir wollen niemandes
Gefühle verletzen, und die anderen haben es gemacht!, das ist ein bisschen sehr
billig!
Das möchte ich schon festhalten. - Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ekici. - Bitte.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Eigentlich habe ich mir jetzt überlegt, ob ich mich
überhaupt auf diese Diskussion einlassen soll oder nicht. Aber ich muss das
natürlich richtigstellen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Punkt ist
nicht, dass wir Signale an die muslimische Community senden, dass wir ihr jetzt
hier auf Augenhöhe begegnen, sondern dass wir - beziehungsweise nicht wir,
sondern eine gewisse Partei - ihre Religiosität missbrauchen.
Selbstverständlich haben politische Autoritäten
meiner Partei das gemacht. Gott sei Dank haben sie das gemacht, gut haben sie
es gemacht, aber nicht so, wie Sie es gemacht haben. Ich verstehe nicht, warum
jetzt mein Kollege Al-Rawi herauskommt, wissend, was ich meine. Ich kritisiere
ja nicht, dass er es gemacht hat, sondern dass jeder Bezirksvorsteher sozusagen
in der Gemeinde redet und das dann in Wahlkampf umgemünzt wird. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Eine Muslimin verschläft keinen Ramadan, das weißt
du! Es ist eine Frechheit, mir zu sagen, ich hätte den Ramadan verschlafen, und
dann zu sagen, unsere politische Autorität hier vorzuführen, ist eine
Frechheit. (Beifall bei der ÖVP. - GR Christian Oxonitsch: Jetzt sagen Sie mir
den Unterschied ...! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
einer weiteren tatsächlichen Berichtigung zum Wort gemeldet ist Herr GR
Gudenus. - Bitte.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der
Wiener Freiheitlichen): In aller gebotenen Kürze eine tatsächliche
Berichtigung.
Herr Kollege Al-Rawi hat gemeint, ich hätte hier
falsch zitiert.
Ich habe richtig zitiert, und zwar aus der
„Presse" vom 19. Juli 2008, wo Frau StRin Frauenberger in einem
Interview gesagt hat: „Wir wissen: Wir haben Identitätsprobleme bei der zweiten
und dritten Generation jugendlicher Migranten."
Genau das Gleiche habe ich vorhin in meiner Rede auch
gesagt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet
ist jetzt Herr StR Ellensohn. - Bitte.
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender! Meine Damen
und Herren!
Es ist sehr schade, dass Herr GR
Gudenus hier keine Möglichkeit sieht, das zu korrigieren, was vorher
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