Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 72
agieren, wie man es sich wünscht, dann ist die Jury natürlich auch nicht so viel wert, wie man es sich theoretisch eben vorgestellt hat. So läuft es hier. Und wenn die Jury dann einmal nicht so entscheidet, wie man es sich wünscht, dann macht man einfach nebenher eine Entscheidung und umgeht die ganze Theaterreform. Und auch das sehen wir hier.
Im Ergebnis jedenfalls sehen wir, dass sich die
Mittelbühnen sehr eingeschränkt fühlen. Sie empfinden das, was passiert, als
Enteignung. Die freien Theatergruppen sind auch völlig verunsichert. Also
wirklich ein genialer Doppelschlag, den die Theaterreform letztlich gebracht
hat, auf beiden Seiten nur Verunsicherung herbeizuführen.
Lustigerweise hat die KPÖ diese Theaterreform als
neoliberale Theaterreform bezeichnet. Auch das ist ein nettes Bonmot, mit dem
die Roten und Roten leben müssen. (GR Mag
Jürgen Wutzlhofer: Wir werden uns das überlegen!) Überlegen Sie das? Gut!
Das habe ich mir fast gedacht. Allerdings auch nicht ohne Friktionen, wie man
merkt.
Zwei Anträge liegen vor.
Beide unterstützen wir. Wir sind für eine begleitende Kontrolle der
Subventionen. Das ergibt sich auch aus meiner Wortmeldung.
Zum Konzept zur Förderung
der Kabarettszene kann ich nur anmerken: Ich habe vor einigen Jahren immer
wieder gehört, wie die Kabarettisten voller Stolz gemeint hätten, sie brauchen
keine Subventionen, sie bekommen keine, sie sind unabhängig, und man kann ihnen
hier nicht vorwerfen, dass sie sich auf Grund der Zuschüsse vielleicht so oder
so zu Wort melden. Jetzt ist es doch anders. Ich habe nichts dagegen. Ich bin
gerne dafür, dass wir ein Konzept beschließen, allerdings fällt dann wieder ein
weiteres Argument weg, wenn man hier vielleicht allzu politisch agitiert.
In diesem Sinne ist jedenfalls klar, dass wir dem
Antrag nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gelangt jetzt Frau GRin Zankl. – Bitte schön.
GRin Inge Zankl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich muss meine Wortmeldung ein bisschen teilen. Ich
möchte zuerst zu unserem Poststück sprechen, zur Post 22, die einen
Rahmenbetrag vorsieht, um unser Budget zu erfüllen. Das an die Adresse der ÖVP,
wo immer besonders darauf geachtet wird, dass das Budget erfüllt wird. Wir
haben in unserem Budget einen Rahmen von 5,2 Millionen EUR für diese
Off-Szene, und wir haben das in Tranchen beschlossen. Wir haben im September
2007 1,5 Millionen EUR beschlossen, wir haben im Dezember 2007
2 Millionen EUR beschlossen, im Mai 2008 zirka 1,2 Millionen, und
um auf dieses Budget zu kommen, beschließen wir heute noch
540 000 EUR.
Das ist der Rahmenbetrag, auf Grund dessen die Jury
arbeitet, und es ist eine Unterstellung, Kollege Stefan, wenn Sie der Jury, die
unabhängig ist, Parteilichkeit vorwerfen, nur weil sie vielleicht halt nicht so
entscheidet, wie Sie sich das wünschen würden. Aber wir haben ja durch die
Theaterreform, von der Sie sogar noch gesagt haben, das war ein Schritt in die
richtige Richtung, seinerzeit die Weichen gestellt, indem wir gesagt haben, die
Stadt hat die Aufgabe, das Geld zur Verfügung zu stellen, und wir möchten
gerne, dass unabhängige Gremien bestimmen, wer dieses Geld bekommen soll.
Die freien Gruppen sind verunsichert, wenn sie nicht
wissen, ob sie überhaupt etwas kriegen oder nicht, obwohl sie von der Jury
empfohlen wurden, denn das ist der Grund für diesen Rahmenbetrag. Aber ich habe
da schon sehr oft und sehr lange darüber gesprochen, und ich habe es jetzt
aufgegeben, den Kollegen das noch einmal zu erklären. Ich habe ja gehört, dass
Kollege Stefan in den Nationalrat wechselt, also habe ich vielleicht in
nächster Zeit Gelegenheit, einen neuen Kollegen oder vielleicht noch lieber
eine neue Kollegin einzuschulen. Vielleicht versteht die dann unsere
Vorstellungen von den freien Gruppen.
Jetzt möchte ich aber auf die Anträge zu sprechen
kommen, und zwar zuerst zu dem, der die Kontrolle betrifft. Sie verlangen in
diesem Beschlussantrag, dass der amtsführende Stadtrat ersucht wird,
Möglichkeiten zu prüfen, eine begleitende Kontrolle bei der Verwendung und
ordnungsgemäßer Abrechnung der Subventionsgelder einzurichten.
Es ist nicht mehr notwendig, den Herrn Stadtrat zu
bitten, dass er etwas prüft, sondern der Herr Stadtrat hat ganz im Gegenteil
schon seit längerer Zeit extra eine Mitarbeiterin der MA 7 dafür
abgestellt, dass sie die laufenden Abrechnungen und die Vergaben prüfen soll.
Das heißt, wir brauchen diesen Antrag nicht, er ist bereits erfüllt.
Der zweite Antrag: die Kabarettszene. Ich möchte
vorausschicken, dass wir diesem Antrag zustimmen, weil wir natürlich wollen,
dass es der Kabarettszene gut geht, aber es ist ja nicht so, dass die Stadt für
die Kabaretts bis jetzt nichts getan hat. Wir waren zwar alle der Meinung, dass
die Kabaretts ohne Subventionen arbeiten sollen, aber haben bei Bedarf immer
geholfen, vorwiegend mit Investitionszuschüssen. Wir haben zusätzlich zwischen
dem Jahr 2005 und 2008 mit über 2 Millionen EUR Kabaretts in
verschiedenster Form gefördert. Die Kulisse hat – anders, als es dargestellt wurde
– seit 2006 100 000 EUR bekommen.
Das heißt also, wir tun gerne weiter, denn die
Kabarettszene wird immer griffiger, je schlimmer Sie – wie soll ich das
ausdrücken, damit ich keinen Ordnungsruf bekomme –, also die Kabarettszene wird
leben in der nächsten Zeit, wenn man daran denkt, wie sich der Nationalrat
zusammensetzen wird, und deswegen unterstützen wir den Antrag betreffend
Förderkonzept für die Kabarettszene.
Außerdem bitte ich wieder einmal
und zum wiederholten Male – ich muss einmal zählen, wie oft das war, vielleicht
habe ich ein rundes Jubiläum –, dass Sie sich einmal dazu durchringen, den
Rahmenbeträgen zuzustimmen, denn das dient wirklich den Künstlern, und niemand
von uns steckt sich irgendetwas in die Tasche.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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