Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 72
auch die strukturellen Probleme versteckt?
Ich glaube, dass das ein guter, richtiger und
wichtiger Weg wäre, und deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn der Herr
Stadtrat dieses Angebot von unserer Seite annehmen würde, da gemeinsam
weiterzudenken.
Der ÖVP-Antrag geht in eine ähnliche Richtung, auch
wenn das Wort Runder Tisch nicht drinnen steht, und deshalb werden wir ihn
gerne unterstützen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Wolf. – Bitte sehr.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die gesamte heutige Gemeinderatssitzung kreist um das
Thema Kontrolle oder, besser gesagt, um die mangelnde und fehlerhafte
Kontrolle, die die Mehrheitsfraktion zu verantworten hat. Die Stichworte, die
heute genannt wurden – „Club of Vienna“, Prater, Fan-Zone et cetera – sind
Ihnen ja gut in Erinnerung, und auch dort geht es teilweise um so genannte
Rahmenbeträge. Da geht es darum, dass Sie die Genehmigung haben wollen, einige
hunderttausend oder im Fall der Fan-Zone mehrere Millionen Euro zur freien
Verfügung überantwortet zu bekommen. Was dann herauskommt, sehen wir des
Öfteren, und da ist es mit Mauern und Schönreden nicht getan.
Ich bin ja schon gespannt, was Sie in wenigen Wochen,
wenn die Frau VBgmin Laska zurücktreten wird, sagen werden, warum das ehrenhaft
ist, dass sie zurückgetreten ist, und wie toll das alles ist. Auf diese
Geschichte bin ich schon gespannt, aber wir werden es ja in absehbarer Zeit
erleben.
Rahmenbeträge sind also von der Definition her nicht
geeignet, Transparenz zu bieten, und auch nicht geeignet, Kontrolle zu
ermöglichen. Daher werden wir diesen vierten Rahmenbetrag zur Finanzierung der
Wiener Theaterreform – es geht immerhin um mehr als 500 000 EUR –
ablehnen. Wir werden ihn ablehnen, weil eben genau jene Detaillierung und jene
Klarstellung, wofür das Geld verwendet wird, nicht vorweg geliefert wird. Beim
vorhergehenden Poststück – Marie Ringler hat es ja auch gesagt – gilt auch für
uns: Wo klare Aufgliederungen und Auflistungen vorhanden sind, stimmen wir zu,
weil wir der Meinung sind, dass man hier dann nicht nur Transparenz gewahrt
hat, sondern auch weiß, in welche Richtung die Subventionen laufen.
Ich bringe daher gemeinsam mit Marie Ringler von der
Grünen Alternative einen Beschluss- und Resolutionsantrag ein betreffend eine
begleitende Kontrolle der widmungsgemäßen Verwendung von Subventionsgeldern im
Kultur- und Wissenschaftsbereich.
Der amtsführende Stadtrat wird ersucht – wir sind höflich,
er wird ersucht –, Möglichkeiten zu prüfen, eine begleitende Kontrolle der
Verwendung und ordnungsgemäßen Abrechnung der vergebenen Subventionsgelder im
Bereich der Magistratsabteilung 7 einzurichten.
Und um es Ihnen noch leichter zu machen, fordern wir
nicht die unmittelbare sofortige Abstimmung, sondern die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft. (Beifall
bei der ÖVP.)
Nach diesem konstruktiven Beitrag der Opposition ein
weiterer konstruktiver Beitrag, nämlich der Antrag betreffend Erstellung eines
Förderkonzepts für die Wiener Kabarettszene. Ich kann mich dem, was Marie
Ringler gesagt hat, anschließen. Es geht darum, dass diese Szene in den letzten
Wochen und Monaten zunehmend unter finanziellen Druck geraten ist, dass
dringend Maßnahmen notwendig sind, weshalb wir meinen, dass der Stadtrat
gefordert ist, ein umfassendes Konzept für die kontinuierliche
Weiterentwicklung und finanzielle Absicherung der Wiener Kabarettszene zu
erarbeiten oder erarbeiten zu lassen. Ich nehme an, er wird es nicht selbst
machen. In formeller Hinsicht wird auch für diesen Antrag die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft beantragt. (Beifall bei
ÖVP.)
Mit diesen beiden Anträgen geht es uns darum – um es
kurz zu wiederholen –, Kontrolle sicherzustellen und einen Bereich, der für das
Wiener Kulturleben essentiell ist, nämlich das Kabarett – denken Sie an die
Zwischenkriegszeit, was da alles entstanden ist –, zu sichern. Ich würde Sie,
nämlich die Mehrheitsfraktion, ersuchen, diesen Anträgen beizutreten und die
Möglichkeit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung zu geben. – Danke schön. (Beifall
bei ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Stefan.
GR Mag Harald Stefan (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich meine, dass wir nicht nur heute, sondern
praktisch immer über Subventionen sprechen und über die Problematik der Vergabe
und der Kontrolle. Das ist unser ewiges Thema, und es ist vor allem gerade im
Kulturbereich auch das starke Thema, dass die Intransparenz sehr groß ist. Wir
haben immer wieder eingefordert, dass wir Informationen über abgelehnte
Subventionsanträge bekommen, dass wir näheren Einblick bekommen in die
abgerechneten Subventionsanträge. Das wurde weitgehend verwehrt oder vollkommen
abgelehnt. Da liegt also das große Problem in unserem Bereich.
Es wäre doch einmal sehr zielführend, ein
Kulturförderungsgesetz auch in Wien zu etablieren, das ganz klare Richtlinien
vorgibt, nach denen man sich auch orientieren kann, damit man weiß, in welcher
Form ein Subventionsansuchen und eine Genehmigung ablaufen, damit wir auch hier
einmal echten Einblick hätten. – Das ist das grundsätzliche Problem.
Dann hat man halt hier im
Konkreten jetzt die Theaterreform, die ja ursprünglich ein bisschen in die
richtige Richtung gegangen ist, nämlich zu sagen, man vergibt Subventionen nach
einer Juryentscheidung, sozusagen relativ objektiv, aufgeteilt auf mehrere Personen,
die Fachleute sind. Es hat sich aber sehr schnell herausgestellt, dass man auch
hiermit Schindluder treiben kann. Wenn man eine Jury entsprechend etabliert und
sich darauf verlassen kann, dass diese Personen dann so
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular