Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 72
wissenschaftliche Tätigkeit und die dazu
erforderliche Verwaltung verwendet."
Als Beilage sind die Aufstellung für 2006, 2007, der
Jahresabschluss 2007 und die Teilaufstellung 2008 drinnen. Und in einem uns
ebenfalls vorliegenden Schreiben dieser Steuerberatungskanzlei an den „Club of
Vienna" heißt es: „Sehr geehrte Damen und Herren! Gemäß § 14 der
Vereinsstatuten wurden wir zum Rechnungsprüfer bestellt."
Das ist vereinsrechtlich gar nicht möglich, meine
Damen und Herren, denn das müssen Mitglieder des Vereins sein, die nicht im
Vorstand sind. - Nach wie vor hat die SPÖ behauptet, dass unabhängige
Rechnungsprüfer bestellt wurden.
Und aus dem, was von dieser Steuerberatungskanzlei
vorliegt, geht auch wunderbar hervor, dass die Vereinsgelder offenbar teilweise
überhaupt nicht verwendet wurden. Dennoch gewährt die Stadt Wien jährlich
300 000 EUR Förderung! – So haben wir zum Beispiel mit 31.12.2007 einen
Fördergelderüberschuss von 461 000 EUR, mit 31.12.2006 von
328 000 EUR, im Jahr 2005 von 209 000 EUR. Das heißt, man
kann davon ausgehen, dass all die letzten Jahre hindurch die Fördergelder gar
nicht verwendet wurden. Trotzdem wurden sie - entgegen den Förderrichtlinien -
nicht zurückverlangt, nicht kontrolliert und keine Maßnahmen gesetzt.
Wir haben noch viel mehr Unterlagen: Wir haben
ebenfalls die Unterlage, wonach der frühere Präsident zurückgetreten ist, weil
man einen Budgetvoranschlag gegen seinen Willen gemacht hat und, laut seinem
Schreiben, seine Unterschrift hineinkopiert hat. - Wir haben Rechnungen mit
verschiedenen Rechnungsnummern, gleichen Titels, gleichen Tags, jeweils über
5 000 EUR, wo der Verdacht besteht, dass hier die Umgehung der
Regelung betreffend die Einzelzeichnungsbefugnis erfolgte – wenn man an einem
Tag zwei Mal eine Rechnung über 5 000 EUR für das gleiche Seminar und
auch sonst durchwegs gleichen Daten hat. - Wir haben Rechnungen, wo überhaupt
nur steht: „Club of Vienna, Seminar: 5 000 EUR." - Und das sind
alles Rechnungen des Instituts für Verkehrsplanung.
Interessant ist auch, dass man sogar so weit geht,
dass der Sachbearbeiter dieser Rechnung Herr Knoflacher ist, der das dann von
einem interimistischen Institutsleiter unterschreiben lässt und sich das dann
als Präsident des „Club of Vienna" schicken lässt. Da haben wir Rechnungen
über 20 000 EUR, Teilrechnungen. Es gibt sogar Rechnungen, wo der
Sachbearbeiter Knoflacher ist und auch der Unterschreibende Knoflacher ist und
die Rechnung dann an Knoflacher geschickt wird.
Dann haben wir hier das Subventionsschreiben der
Stadt Wien, aus dem auch das besonders herzliche Verhältnis hervorgeht. - Es
ist ja nicht umsonst auch der Wissenschaftler Edlinger, früherer Finanzminister,
ebenfalls Mitglied in diesem illustren Thinktank der Stadt Wien. Nebenbei auch
noch Herr Balluch, das ist der berühmte Grün-Kandidat, der direkt aus dem Häf'n
auf die Nationalratsliste gekommen ist, mit der vielsagenden Forderung:
„Grundrechte für Menschenaffen!"; mithin ein Steinchen Ihres letzten
Wahlerfolges; okay. – Und aus diesem Schreiben, in dem die Anrede immer
mit „Lieber" formuliert ist und immer die Vornamen verwendet werden, geht
dann hervor: Wir haben auch wieder 300 000 EUR in Aussicht genommen.
Und darin wird schon geschrieben: Wir wollen, als
Vorraussetzung, zwei Exemplare aller Druckwerke, Einladungen, Prospekte und so
weiter; Forschungsberichte, Quellen, Methoden, Herausarbeitung der Wien-Bezüge.
- Meine Damen und Herren, bis zum Jahr 2005 hat der Verein auch den so
genannten Wiener Rupert-Riedl-Preis vergeben; seither haben sie ihn nicht
vergeben, jetzt haben sie ihn auch wieder auf der Homepage. 2005 hat diesen
Preis jemand bekommen, der eine Arbeit geschrieben hat über „Die Vertretbarkeit
von Ethnotourismus am Beispiel der Tuareg in der Region Agadez, Republik
Niger". - Erklären Sie mir hier den Wien-Bezug! Das würde mich sehr
interessieren.
Wir werden das alles sehen, meine Damen und Herren,
ob alle diese Belege vorliegen und ordnungsgemäß abgeführt wurden, denn in
diesem Schreiben für 2008 steht, bis April 2009 ist die Endabrechnung
vorzulegen. Das musste ja in den Vorjahren auch passiert sein. Aus dem
Schreiben der Steuerberatungskanzlei geht hervor, dass das nicht der Fall war.
Offensichtlich wurde durch das besondere Vertrauens- und Naheverhältnis - nicht
so leicht durch die Person des Ministers Edlinger, der da dabei ist - keinerlei
Kontrolle vorgenommen.
Meine Damen und Herren! Hier liegt ein massives Versagen
der Stadt Wien vor, die hier ihre Kontrollfunktion in keinster Weise
wahrgenommen hat, politisches Versagen von Herrn StR Mailath-Pokorny. Wir
werden deshalb das Kontrollamt mit dieser Angelegenheit befassen. Wir gehen
davon aus, dass hier auch massive Unregelmäßigkeiten und der massive Verdacht
des Missbrauchs von Fördermitteln vorliegt, und deswegen erstatten wir Anzeige
gegen den Verein „Club of Vienna" bei der Staatsanwaltschaft. - Danke. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Für alle weiteren
Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Kolleginnen und Kollegen
nur einmal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt
ist.
Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin
Mag Ringler zum Wort gemeldet.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir kennen die Unterlagen, aus denen Herr Ebinger
zitiert hat, nicht. Sie sind uns nicht bekannt. Die Faktenlage kennen wir aus
der Zeitung, und meine Kollegin Claudia Smolik wird auch detaillierter auf
unsere Position eingehen.
Das, was an dieser Debatte aber tatsächlich von
Relevanz ist, ist die Frage: Wird in dieser Stadt, wenn mit öffentlichen
Geldern Institutionen subventioniert werden, ausreichend kontrolliert? – Und
Sie alle wissen, wir haben in diesem Haus schon derartig viele
Kontrollamtsberichte gelesen, die Haarsträubendes über die Kontrolle in dieser
Stadt zutage gebracht haben, dass man immer ein bisschen misstrauisch sein
muss.
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