Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 72
Druckerei.
Ich glaube aber, doch sagen zu können, dass wir auch
in historischen Gemeindebauten bewiesen haben, dass wir beides unter einen Hut
bringen können. Ich war erst vor Kurzem bei der Wiedereröffnung des Rabenhofs
im 3. Bezirk, wo auch das Theater im Gemeindebau, ebenfalls aus den 20er
Jahren, wieder saniert übergeben worden ist. Ich glaube, man sieht am Rabenhof,
zum Beispiel, dass Aufzugseinbauten möglich waren, aber trotzdem das gesamte
Erscheinungsbild nicht beeinträchtigt ist.
Sie haben aber sicher recht, das erfordert eine hohe
Sensibilität, auch der Baumanager und der zuständigen Architektinnen und
Architekten. Aber, wie gesagt, ich werde großen Wert darauf legen, dass das
auch unter Einbeziehung der Auflagen des Bundesdenkmalamtes passieren wird.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Stadtrat.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Fall ‚Club of Vienna' – Kontrollversagen der Stadt
Wien" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte nun den Erstredner, Herrn GR Mag Ebinger,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich ihn darauf aufmerksam mache, dass
seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Meine Damen und Herren!
Das, was wir heute aufzeigen, ist eines der
wahrscheinlich unzähligen Beispiele von zumindest fahrlässiger Handhabung von
Steuergeldern, von Fördermitteln.
Der „Club of Vienna" geht auf den verstorbenen
Zoologen Rupert Riedl zurück, hat eine kleine Anzahl von Mitgliedern und
beschäftigt sich so ähnlich wie der „Club of Rome“ mit den Grenzen des
Wachstums. Ich weiß, Herr Woller wird sagen, wir haben alle immer der
Subvention zugestimmt. - Völlig richtig, weil wir ja als Opposition nicht
verantwortlich sind für die Kontrolle. Wir sind verantwortlich für die Inhalte,
und grundsätzlich haben wir gegen diese Inhalte nichts einzuwenden.
Letzte Woche hat die Tageszeitung „Die Presse"
mit massiven Artikeln begonnen: Jahrelang wurden hier angeblich auf seltsame
Weise Fördergelder vergeben. Der Vereinspräsident Knoflacher hat laut
„Presse" die Auftragsvergabe an sein eigenes Institut, an das Institut für
Verkehrsplanung an der TU Wien, als üblich bezeichnet.
Insgesamt sollen laut „Presse"
83 000 EUR an das Institut für Verkehrsplanung gegangen sein, dessen
Vorstand bis Ende 2007 Hermann Knoflacher war, der ab 2003 gleichzeitig auch
Präsident des „Club of Vienna" war.
Die Rechnungsbeträge sind völlig undetailliert. In
den seltensten Fällen stehen Namen dabei, nie die geleisteten Arbeitsstunden.
Herr Knoflacher hat der „Presse" gegenüber gesagt, sein Wirtschafter, ein
gewisser Herr Emberger, hat das alles in der Datenbank der TU dokumentiert.
Interessant, meine Damen und Herren: Dieser Herr Emberger ist seit dem Rücktritt
von Herrn Dr Woltron auch Kassier des „Club of Vienna".
Der frühere Rechnungshofpräsident Franz Fiedler, der
jetzt der Obmann von Transparency International ist, hat das als sehr kritisch
betrachtet. Er sagt: „Bei der vorliegenden Konstellation wird wohl niemand
ernsthaft behaupten, dass die Entscheidung über eine Auftragsvergabe an sich
objektiv ist."
Weiters steht die widmungswidrige und nicht
termingerechte Verwendung von Mitteln im Raum.
Es hat dann der damalige Kassier Dr Woltron
seinen Rücktritt erklärt und hat sich auch in einem Schreiben an die MA 7
gewandt – ich muss das alles auf Grund der Zeit sehr kurz vorbringen –, in dem
er diese Missstände mitteilt und sagt, alle anderen, außer ihm, werden bis zum
Hals im Dreck stehen. - Das heißt, die MA 7 war informiert. Passiert ist
bislang gar nichts.
Erst auf den durch diese Artikel entstandenen Druck
hin wurden letzten Dienstag die Gelder eingefroren. Wenn ich „Gelder"
sage, so sprechen wir von einer Jahresförderung von 300 000 EUR, und
das seit 2002.
Mittlerweile ist, ebenfalls laut „Presse",
bekannt, dass der „Club of Vienna" ein internes Gutachten mit einem
Rechtsanwalt erstellt hat, woraus hervorgeht, dass die Bestellung des Kassiers
nicht gesetzmäßig ist, dass die Rechnungsprüfung durch einen abhängigen
Steuerberater überhaupt nicht dem Vereinsrecht entspricht.
Darauf angesprochen, ist –
ich beziehe mich immer auf die „Presse" – bislang vom politisch
Verantwortlichen der MA 7, also von Herrn StR Mailath-Pokorny, nur
festgestellt worden, dass letzte Woche einmal die Gelder eingefordert wurden
und dass ein klärendes Gespräch geführt wird. Und seitens des für
Wissenschaftsförderung Zuständigen wurde betont, die widmungsgemäße Verwendung
der Förderungen wurde immer termingerecht nachgewiesen, und zwar von einem
durch den Verein beauftragten Steuerberater. Dem entgegen steht dieses
Gutachten des Vereins, dass der Steuerberater dafür gar nicht zuständig ist,
sondern unabhängige Rechnungsprüfer - die es auch gibt, die allerdings laut uns
vorliegenden Unterlagen nie geprüft haben. - Herr GR Woller hat gesagt, die
Vereinsbilanzen seien stets ordnungsgemäß geprüft worden.
Ich darf mich jetzt auf die
Homepage der Stadt Wien beziehen, auf die Richtlinien zur Abrechnung von
Förderungen:
„Die Originalbelege sind für
Stichproben der Kulturabteilung ... bereitzuhalten. Nicht nachgewiesene
Förderungen sind zurückzuzahlen. Bei bilanzierenden Unternehmen ist bis zu dem
im Verständigungsbrief angegebenen Termin die widmungsgemäße Verwendung anhand
einer ordnungsgemäß unterfertigten Abschrift der Schlussbilanz
nachzuweisen."
Dann haben wir hier das Schreiben
dieser beauftragten Steuerberatungskanzlei an die Stadt Wien, wo sie
ausdrücklich sagen: „unsere Mandanten" und gleichzeitig feststellen:
„Weiters wurden durch die Förderung keine Mitglieder unterstützt. Das Geld
wurde ausschließlich für
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