Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 72
Ob an den konkreten Vorwürfen etwas dran ist oder nicht, kann ich nicht bewerten, aber ich kann eines bewerten, nämlich die Frage: Wie wird in dieser Stadt mit Geldern umgegangen, und wie wird in dieser Stadt auch mit der Vergabe von Geldern an Personen umgegangen, die vielleicht in der einen oder anderen Form ein Naheverhältnis zu den Regierenden haben oder die sehr renommierte Persönlichkeiten in dieser Stadt sind? - Und da müssen wir leider immer wieder feststellen, dass in Bezug auf diese Gelder vielleicht genau jenes Bisschen zu wenig an Kontrolle ausgeübt wird, das notwendig wäre, dringend notwendig wäre.
Wir von den GRÜNEN haben letztes Jahr einen sehr,
sehr umfassenden Antrag an das Kontrollamt geschickt, mit der Bitte um
Überprüfung der Konsequenzen von Kontrollamtsberichten der letzten Jahre. Wir
geben uns nicht zufrieden damit, dass man sagt: Okay, es gibt einen Bericht des
Kontrollamts, da steht drinnen, es ist alles schiefgelaufen, und das war's
dann!, sondern wir haben das Kontrollamt gebeten, sich anzuschauen: Was wurde
eigentlich aus den Vorwürfen?
Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, worum
es da geht: Dieser Kontrollamtsantrag hat 53 Seiten, er ist recht
unlesbar, offen gestanden, aber er enthält einiges an Sprengstoff. Dieser
Antrag, den wir gestellt haben, ist einfach eine Zusammenstellung von Kontrollamtsberichten,
in denen etwa gesagt wird, die MA 7 möge in Zukunft bitte die
Förderrichtlinien überbinden, oder sie möge dieses oder jenes genauer machen. –
Nur, damit Sie sich eine Vorstellung machen können, was in diesen Berichten
alles an Konsequenzen urgiert wird. - Sieben Mal zum Beispiel fällt dem
Kontrollamt auf, dass von der MA 7 nicht zeitgerecht Unterlagen und
Abrechnungen urgiert wurden. Möglicherweise ist das etwas, was auch in diesem
Fall ein Problem war.
Immer wieder gibt es keine ausreichende Kennzeichnung
von Originalbelegen, um Doppelförderungen zu vermeiden. Nicht widmungsgemäß
verwendete und nicht vollständig abgerechnete Beträge wurden dreimal von der
MA 7 gar nicht zurückgefordert, obwohl das eigentlich so sein sollte. Ich
könnte jetzt damit fortsetzen, zum Beispiel die mangelnde Dokumentation
aufzuzählen oder eben auch dieses Faktum, dass die Förderkriterien nicht
ausreichend überbunden wurden.
Worauf deutet das eigentlich hin? Das deutet darauf
hin, dass es ein grundlegendes Systemproblem gibt. Möglicherweise ist das in
diesem Fall wieder offensichtlich geworden. Wir können es nicht beurteilen, wir
wissen es nicht. Wir sind jedenfalls an einer Aufklärung interessiert.
Selbstverständlich gilt auch hier die Unschuldsvermutung. Wir wissen nicht, ob
es stimmt oder nicht.
Tatsache ist aber doch – und das wird sich auch heute
im Laufe der Debatte noch einmal zeigen –: In dieser Stadt gibt es einen laxen
Umgang mit Subventionsgeldern, zum Beispiel beim Umbau des Prater-Vorplatzes. Meine
Kollegin Sabine Gretner hat hier hervorragende Arbeit geleistet, um
aufzuzeigen, wie in dieser Stadt mit Subventionsgeldern umgegangen wird.
Das ist die Wurzel des Problems auch von
Vertrauensverlust von Wählerinnen und Wählern. Vielleicht ist das Wahlergebnis
auch ein dringendes Alarmzeichen an die SPÖ, dass die Leute sich diese
Vorgangsweise nicht gefallen lassen wollen, dass sie zuhören, dass sie
verstehen, wenn wir hier darüber diskutieren, ob die Subventionsgelder
ordnungsgemäß verwendet werden, und dass sie das nicht wollen. Und dass es
einerseits in unserem Auftrag als Opposition liegt, den Finger in die Wunde zu
legen, und andererseits den Regierenden ein deutlicher Fingerzeig sein muss,
besser mit den Geldern umzugehen, den Menschen das Gefühl zu geben, dass ihre
Steuergelder sinnvoll angelegt sind. Dann müssten wir uns nicht immer wieder
bei kleineren oder größeren Skandalen alle die Frage stellen: Wofür zahlen wir
in dieser Stadt eigentlich Steuern? Dafür, dass Einzelne profitieren oder dass
wir alle etwas davon haben?
Sehr geehrte Damen und Herren! Diese Aktuelle Stunde
ist ein Zeichen dafür, dass diese Stadt nicht gut verwaltet ist. Wir werden
nicht müde werden, das aufzuzeigen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster ist Herr GR Dr Wolf am Wort. Ich erteile es ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Es geht in der Tat um Kontrolle, um Kontrolle über
die Vergabe und vor allem die Verwendung öffentlicher Mittel. Der „Club of
Vienna" ist eine Vereinigung honoriger Wissenschafter – überhaupt keine
Frage – und hat honorige Ziele, aber seit Monaten bietet der Verein ein übles
Bild: Mobbing, Abhängigkeiten, Formalfehler bei der Bestellung von
Vereinsorganen, die nicht widmungsgemäße Verwendung von Mitteln, die
Finanzierung von Seminaren an Instituten des Präsidenten, intransparente
Geldflüsse, mangelhafte Rechnungslegungen. Alles das ist offenbar vorhanden.
Ich bin froh, dass sich die Staatsanwaltschaft näher
damit beschäftigen wird. Ich habe Vertrauen in den Rechtsstaat und bin sicher,
dass die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden, wenn es solche zu ziehen
gibt.
Aber eines ist jetzt schon evident: Die Kontrolle hat
versagt, wenn es überhaupt Kontrolle gibt. Seit Monaten geht das so. Am
19. September 2008 hat die MA 7 gesagt: Wir frieren die Konten ein. –
Das ist zu spät! Sie sollten vorweg begleitend kontrollieren.
Die mangelhafte Kontrolle hat ja Tradition, Marie Ringler
hat darauf hingewiesen. Erinnern Sie sich! Wie war denn das mit dem
International Theatre? Da hat Herr GR Woller ungefähr genauso argumentiert, wie
er es jetzt wieder versucht: Es gibt Bilanzen, alles ist in Ordnung, haltet die
Goschen! – Wir halten sie nicht.
Damals hat der Kontrollausschuss
in einer Sondersitzung getagt. Der Herr Stadtrat hat versucht, aus der Malaise
herauszukommen und versprochen, dass es in Zukunft zwei Dinge geben wird, die
in dem Zusammenhang wesentlich sind, nämlich die Beauftragung zusätzlicher
Personalressourcen mit Kontrollaufgaben und eine verstärkte Kontrolle vor Ort.
– Das hat er versprochen,
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