Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 105 von 108
eröffnet. Herr Dr Madejski hat sich zu Wort
gemeldet. – Bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Es ist natürlich schlimm, wenn heute ein so
spannendes Match ist und wir noch immer hier sind. Aber wir haben zweieinhalb
Stunden mit der Inflationsdebatte verbracht. Daher sei es mir gestattet, auch
diesen wichtigen Akt noch eingehend zu behandeln. Er hätte es sich eigentlich
verdient, wesentlich früher an diesem Tag behandelt zu werden, denn es ist ein
an sich sehr wichtiger Akt. Daher sollten meines Erachtens alle noch einmal
darüber informiert werden, um sich überlegen zu können, ob sie diesem Akt
zustimmen oder nicht. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Das habt
ihr euch selbst zuzuschreiben!
Es ist das meiner Meinung nach ein wirklicher
Skandal, erstens ein Vertragsskandal und zweitens ein Flächenwidmungsskandal.
Das Ganze begann Ende 2001. Als dort die letzten Jugendlichen auszogen,
hat sich die Stadt Wien nicht überlegt, was sie mit diesem sozialen Prestigeobjekt
macht. Es gäbe im 14. Bezirk viele Möglichkeiten, diese damals baulich
durchaus intakten Gebäude anderweitig zu verwenden. Die Stadt Wien hat das
nicht getan, sondern sie hat einen Verkauf angestrebt.
Ende dieses Skandals ist bis
dato ein Aktenstück vom 29.5.2008, das wir heute beschließen. Gezeichnet ist
der Akt von Oberstadtbaurätin Dipl-Ing Oblak und Mag Prohaska. Im Akt
heißt es: „Nach rund zweijährigen intensiven Planungs- und Kostenprüfungen
durch die Käufer hat sich nun herausgestellt, dass diese Geschäftsgrundlage nur
dann erfüllt werden kann, wenn der äußerst kostenaufwändige Sanierungs- und
Revitalisierungsanteil eingeschränkt und der Neubauanteil durch Abbruch des
Altbestandes entsprechend erhöht wird.“
Meine Damen und Herren! So unverblümt ist das
überhaupt noch nirgends gestanden! Es werden Verträge unterschrieben, in denen
eine Bedingung lautet, dass man den Altbestand zu einem Großteil erhält und
saniert. Ich werde Ihnen das dann noch zitieren. Dazu gibt es Aktenunterlagen
aus den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2005, die ich Ihnen alle zitieren könnte,
aber das erspare ich Ihnen, Sie wissen das ohnedies. Es ging dann Schlag auf
Schlag. Die ARWAG und die Mischek Baufirma haben sich sogar verpflichtet, den
Kaufpreis sofort zu bezahlen, wenn der Flächenwidmungsplan gleichzeitig mit dem
Verkauf abgeschlossen wird, und zwar im Sinne des Betreibers. Das ist auch
geschehen. Das wurde damals mehrheitlich, wenn auch nicht von uns, beschlossen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Am 10.5.2002
gab es bereits einen ersten Brief von der Bietergemeinschaft ARWAG an die
MA 69 mit der Aufforderung, detaillierter zu sagen, was eigentlich genutzt
werden soll. Da steht dann: „Selbstverständlich ist an eine soziale und
inhaltliche Vernetzung der Module 1 und 2 mit dem Zentrallager gedacht. Es
sind die sozialen Einrichtungen der Zentralanlage auch den Bewohnern von Modul
1 und 2 zugänglich zu machen.
Und dann steht drinnen, was sehr wichtig ist, jetzt,
wenn man es weiß: „In Präzisierung unseres Beitrags zum Bieterverfahren
erlauben wir uns zusätzlich darauf hinzuweisen, dass wir den Beitrag nach
Ablauf von drei Jahren“ – überlegen Sie, was heute für ein Datum ist, das ist
am 24. Juni 2002 geschrieben – „ab Abgabe dann als verjährt betrachten,“ -
nämlich die ARWAG - „wenn kein dem Offert gemäßer Flächenwidmungs- und
Bebauungsplan rechtsgültig vorliegt und wenn die Stadt Wien von dem Offert bis
dahin“ - und so weiter – „zurücktritt.“
Meine Damen und Herren, die hätten durchaus Zeit gehabt,
nämlich Zeit gehabt bis in den Juli, weil der Einreichungstermin später war,
von diesem Vertrag zurückzutreten. Da hätte ja niemand was dagegen gehabt. Die
Stadt Wien hätte sich allerdings neu überlegen müssen, was mache ich dort
überhaupt. Stattdessen macht die Stadt Wien eine Verbesserung des Vertrags, des
neuerlichen Kaufvertrags, was mir eigentlich nicht sehr verständlich ist.
Soziales Konzept. Es waren ursprünglich in den
Ausschreibungsunterlagen sehr wohl soziale Werte als Bedingung drinnen. Das hat
ja auch die ARWAG, die Architektengruppe Mischek und wie sie alle geheißen
haben, auch gemacht. Da gibt es ja herrliche Pläne, da gibt es Briefe, da gibt
es Akten, soziales Konzept. Da steht zum Beispiel drinnen: „Die Sicherung der
Benutzbarkeit des Hallenbades durch Sanierung“ und so weiter. „Weiterer Betrieb
des Theatersaales mit Zugänglichkeit für interessierte Theatergruppen können
genutzt werden und haben die einmalige Chance, ein sozial aktives und
integratives Zentrum neu zu definieren.“ Wenn man jetzt weiß, was vorher ist,
weiß ich nicht, wo dieses neue integrative Zentrum sein soll. Das geht so
weiter, ich erspare Ihnen das, weil wir das vor Jahren ja durchgecheckt haben.
Das wurde so präsentiert. Wir haben schon damals
dagegen gestimmt. Aber wir haben geglaubt, vielleicht halten sich die ARWAG und
die Mischek daran, aber sie halten sich nicht daran.
Und jetzt, meine Damen und Herren, etwas
Interessantes: Am 3. März 2003 hat der jetzige neue SPÖ-Bundesvorsitzende,
das ist sehr interessant, ich habe mir das herausgesucht, mit seinem jetzigen
neuen Staatssekretär Schieder einen Pressedienst gemacht, der dann in allen
Zeitungen gestanden ist. Ich möchte Ihnen nur die Zuckerln sagen, die er uns
damals versprochen hat, wahrscheinlich wohl wissend, dass das überhaupt nie
eingehalten werden kann. Da sagt er, das sind übrigens drei Seiten, ich zitiere
wirklich nur ganz wenige Sätze:
„Bei der Juryrierung“ - also bei der Auswahl der
Projekte – „wurden schwerpunktmäßig die Ideen zur Erhaltung der denkmalgeschützten
Bauteile und der qualitativ hochwertigen Neugestaltung berücksichtigt.“
Meine Damen und Herren, das ist
eine glatte Unwahrheit. Es gab dort nie einen Denkmalschutz, weil das
Denkmalamt in Wirklichkeit versagt hat, die haben nur einen Beobachtungsstatus
gehabt. Es wäre gescheiter
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