Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 108
Ich
möchte vorausschicken: Wir werden der Hrdlicka-Ehrung natürlich zustimmen,
obwohl er bekennender Kommunist ist. Er hat sich sogar selbst als „Stalinist“
bezeichnet, hat sich aber deutlich von diesem Totalitarismus distanziert, und
das ist anzuerkennen. Im Unterschied zu anderen Parteien haben wir es uns
nämlich zum Grundsatz gemacht, Künstler nicht nach politischer Zugehörigkeit zu
werten und zu bewerten. (GR
Mag Thomas Reindl: Das ist aber ganz neu!)
Das
ist zum Beispiel in ganz lächerlichen Fällen, bei Straßenbenennungen ... (Weiterer
Zwischenruf von GR Mag Thomas Reindl.) Beruhigen Sie sich, Herr
Kollege, sonst bekommen Sie bei der Hitze noch einen Herzkasperl! (GR Mag Thomas Reindl: Das ist eine
Frechheit!)
Gerade
deswegen, Herr Kollege, wundert mich die Zustimmung der SPÖ zu diesem Punkt!
Von Ihnen kommt sogar der Antrag. Ich nehme nämlich an, dass zumindest Ihr
Kultursprecher die Wortspenden des Künstlers zu seinem 80. Geburtstag
mitverfolgt hat. Der ORF hat ihm dazu ja reichlich und mehrfach Raum geboten,
und das wurde auch dokumentiert, und ich bringe Ihnen aus diesem Interview
jetzt ein paar Auszüge, und damit Sie nicht behaupten, das wäre eine verzerrte
Darstellung, sage ich Ihnen: Sie können sich die Dokumentation gerne beim
ORF-Audioservice anfordern! Es war die Sendung „Im Journal zu Gast“ vom 23.
Februar 2008, und diese ist auch einige Male wiederholt worden.
Auf
die Frage des Interviewers, warum er in Deutschland mehr bekannt sei als in
Österreich sagte Hrdlicka: „Ich bin ein Großdeutscher, aber ich bin kein Nazi.“
Auf die verwunderte Fortsetzungsfrage des Journalisten „Sie wären für einen
Anschluss Österreichs an Deutschland?“ erwidert er: „Ich hätte nichts dagegen.“
Der Reporter sagt darauf noch immer ganz verwirrt: „Damit werden Sie die Leute
aber schockieren.“ Darauf Hrdlicka: „Deutschland und Österreich als großes
Gebiet wären mir recht.“
Schon
die erste Feststellung müsste bei Ihnen eigentlich einen Proteststurm und
allergische Reaktionen auslösen! Da haben Sie sich doch schon bei viel
geringeren Anlässen und Formulieren vor Wut und Geifer fast überschlagen, meine
Damen und Herren! Daher meine ich, dass Sie dieses explizite
Anschlussbekenntnis eigentlich hektisch nach dem Staatsanwalt und nicht nach
einer besonderen Förderung rufen lassen müsste! Sonst bringt diese Republik
schon das Ausstrecken von drei Fingern in Wallung, bei manchen Leuten überhört
und übersieht man jedoch alles! Und auch in diesem Fall sind Sie still
geblieben, und es gab nicht einmal vom Dokumentationszentrum eine Anzeige.
Ich
habe allerdings eine Erklärung dafür gefunden, warum die Sozialdemokraten so
reagieren. Der Journalist hat nämlich abschließend zu diesem Themenkreis
gesagt: „Wenn Sie sagen, Sie sind ein Großdeutscher, so stehen Sie in der
großen sozialdemokratischen Tradition.“ – Vielleicht ist das der Grund für
Ihr Stillschweigen zu dieser Thematik! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin
GRin Katharina Schinner: Sehr geehrte Damen und Herren!
Nachdem
ich Berichterstatterin bin, werde ich auf die letzten Ausführungen nicht
eingehen, sondern ein paar Worte zum Akt sagen. Ich glaube, es ist unbestritten,
dass Alfred Hrdlicka einer der bedeutendsten Künstler Österreich ist und dass
seine Werke einen unglaublich großen künstlerischen Wert haben. Somit ist es,
wie ich meine, selbsterklärend und auch ein großes Glück, dass es diese
Jubiläumsausstellung geben wird, in der 200 Arbeiten sowie eine umfassende
Werkschau gezeigt werden.
Ich
glaube, die Geschichte des Künstlers und etwa auch das Mahnmal gegen Krieg und
Faschismus sprechen für sich selber! – Ich bitte hiermit um Zustimmung zu
der Subvention. Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte jene
Damen und Herren, die für Postnummer 32 sind, um Zustimmung. – Das ist
einstimmig so beschlossen.
Ich schlage vor, die Berichterstattung und die
Verhandlungen über die Geschäftsstücke 33 und 35 der Tagesordnung – sie
betreffen eine Subvention an den Verein Kunst am Grund – Verein zur
Förderung von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum und an die Kunst im
öffentlichen Raum GmbH – zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt
durchzuführen. – Einwand sehe ich keinen. Der Berichterstatter, Herr GR
Woller, leitet ein.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich
ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
Debatte ist eröffnet. Herr Mag Ebinger hat sich gemeldet. – Ich
erteile ihm das Wort.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich bemühe mich, meine Wortmeldungen alle jetzt sehr
kurz zu machen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Super!) Gut, wir haben
das zuerst besprochen.
Wir können da lesen: Neue Akzente für Kunst im
öffentlichen Raum. – Der Fonds Kunst im öffentlichen Raum wurde 2004 durch
die Geschäftsgruppe Kultur, Stadtentwicklung und Wohnen gegründet. Sein Ziel
ist die Anhebung der Qualität der Kunst im öffentlichen Raum, deren Förderung,
Dokumentation und Vermittlung.
Nach der ersten Funktionsperiode erfolgt nun eine
Umwandlung in eine GesmbH.
Kunst kann auch abseits von Museen und
Ausstellungshäusern erlebt werden. – Das ist korrekt. Da stimme ich völlig
zu!
Kunstprojekte tragen viel zur qualitätsvollen
Gestaltung des öffentlichen Raums bei, erhöhen die Lebensqualität der Menschen
und sind wichtige Impulsgeber bei der Stadtentwicklung. – Auch das ist korrekt.
Wohnen und Kunst sind untrennbar
miteinander verbunden. Wo Menschen leben, lebt auch Kunst, und die Kunst muss
auch öffentlich erlebbar sein. – Auch das ist gut und sinnvoll. Auch
dagegen ist inhaltlich nichts
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