Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 108
Geschichte erinnert, nicht zuletzt auch wegen der
aktuellen innerpolitischen Diskussion innerhalb der SPÖ. Das ist vergleichbar
mit Brot und Spielen im Römischen Reich. Und da gibt es dann Nero. Man weiß
nicht genau, wie die Rollenspiele sind. In Wirklichkeit kümmert man sich nicht
um die gesamten Dinge, die in Wien passieren. Man ist mit seinen Gedanken, mit
seinen Emotionen und auch mit seinen Problemen wahrscheinlich woanders und die
Wienerinnen und Wiener bleiben abermals auf der Strecke, sehr geehrte Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Aber das Damoklesschwert kommt auf uns zu. Der Herr
Bürgermeister hat uns heute noch einmal korrekt informiert, dass bei
3 Prozent Inflationsveränderung eine Anpassung gemäß Valorisierungsgesetz
erfolgen wird. Wir müssen damit rechnen, dass es in diesem Jahr bei über
3 Prozent Inflationsratenergebnis zu einer Steigerung kommen wird. Deshalb
haben wir hier mit dem nächsten Keulenschlag zu rechnen!
Sie haben hier das Valorisierungsgesetz, sehr geehrte
Damen und Herren, mit Ihrer absoluten Mehrheit, gegen unseren Rat, gegen unser
Zureden, durch den Wiener Landtag durchgepeitscht und haben einen Automatismus
eingeführt! Ich verstehe es nicht ganz! Vielleicht, Herr Bürgermeister, können
Sie mir das bei Gelegenheit erklären! Ich habe heute sehr genau zugehört, wie
Sie nur Ihr Zitat verwendet haben. Wir wollen Ihnen auch entgegenkommen, wenn
Sie ein politisches Statement abgeben, das lautet, dass Sie nicht eine
Steigerung an den Computer delegiert haben wollen. Man kann geteilter Meinung
sein, aber wenn Sie dieser Meinung sind, warum wollen Sie dann, dass es bei den
Abgaben anders ist? Ich habe nicht wirklich verstanden, was der Unterschied
zwischen einer automatisierten Anpassung bei den Pensionen, die unsozialer sein
sollen, und einer Anpassung bei den Gebühren, die gerade die sozial Schwachen
überproportional belastet, ist, sehr geehrte Damen und Herren! Denn wer muss im
Vergleich zu seinem Einkommen ein hohes Maß an Gebühren zahlen? Das sind die
sozial Schwachen! Dort kann ich diesen Unterschied einfach nicht
nachvollziehen! Ich verstehe die Doppelbödigkeit, mit der hier argumentiert
wird, nicht. Ich verstehe auch nicht, warum Sie auf ein Valorisierungsgesetz
beharren. Ich denke, Sie wären gut beraten, sehr geehrte Damen und Herren, die
Dinge noch einmal zu überdenken und das Valorisierungsgesetz mit uns gemeinsam,
vielleicht schon morgen im Wiener Landtag, aufzuheben! (Beifall bei der
ÖVP.)
Es widerspricht nämlich einer modernen und
innovativen antizyklischen Budgetpolitik, genau dann die Gebühren exorbitant zu
erhöhen, wenn es den Leuten eh schon nicht besonders gut geht, wenn sie Druck
verspüren. (GR Dipl-Ing Martin Margulies:
Sagen Sie das dem Molterer!) Deshalb ist es wichtig, dass eine soziale
Kommune genau dann antizyklisch vorgeht, die Gebühren entweder nicht anhebt
oder sogar senkt, je nachdem, wie es notwendig ist. Da wäre ein soziales
Zeichen zu setzen, sehr geehrte Damen und Herren (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ist der Molterer bei der SPÖ?), und
nicht durch irgendwelche Bittstellermaßnahmen, die Sie immer wieder einfordern!
(Beifall bei der ÖVP. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ist der Molterer der
Busenfreund vom Gusenbauer?)
Ich bringe hier abermals einen Antrag mit meinen
Kollegen Dr Franz Ferdinand Wolf und Dkfm Dr Fritz Aichinger ein, nämlich zur
Aufhebung des Wiener Valorisierungsgesetzes. Wir wollen an den Wiener Landtag
appellieren und - das steht zwar nicht drinnen, aber ich darf das persönlich
dazusagen - laden Sie ein, dieses Thema morgen auf die Tagesordnung des Wiener
Landtages zu setzen, um dieses Gesetz ein für alle Mal zumindest zu sistieren,
sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Leider ist es so, dass es bessere Konzepte für eine
Finanz- und Gebührenpolitik in der Stadt gibt, als wir heute oder in den letzten
zwei Tagen vorgelegt bekommen haben. Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten: Sie
können über Ihren Schatten springen, können gemeinsam mit uns
wirtschaftspolitisch neue Akzente setzen oder Sie können weiter an der
Gebührenschraube drehen, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich sage Ihnen abschließend nur, seien Sie sich bei
aller parteipolitischen Differenz einer Tatsache noch deutlich bewusst, Sie
spielen mit Ihrer Methode jenen Kräften in die Hände, die vermeintlich immer
für den kleinen Mann da sind. Das sei gerade in die Richtung der SPÖ gesagt.
Sie haben damit die Verantwortung, dass Sie die politischen Ränder links und
rechts, gerade in Wien, in Zukunft laut zu erleben sein werden! Schauen Sie
nach Deutschland! Schauen Sie, was dort mit der SPD passiert ist! Lauschen Sie
bitte den Meinungsumfragen! Suchen Sie die Schuld bitte nicht beim Bund oder
bei Ihrem Bundeskanzler oder Nochbundeskanzler!
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend):
Kommen Sie bitte zum Schluss.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (fortsetzend):
Seien Sie demütig und hören Sie auf, die Wienerinnen und Wiener mit Ihren
Gebühren zu schröpfen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr StR
Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine Damen und
Herren! Herr Vorsitzender!
Die vorliegende Dringliche
Anfrage beschäftigt sich mit Themen, zu denen wir in den letzten zwei Tagen
langwierige Debattenbeiträge in sämtlichen Bereichen unserer Diskussionen
gehabt haben. Keine Frage ist, dass da ein Maßnahmenpaket zur
Inflationsbekämpfung notwendig wäre. Ebenso klar ist, dass natürlich die
SPÖ-Stadtregierung, die hier zitiert wird, ein gehöriges Maß an Mitschuld an
den gestiegenen Lebenshaltungskosten in Wien hat und dass eben die SPÖ eine
wahre Gebührenlawine auf die Wienerinnen und Wiener losgelassen hat.
Dessen ungeachtet gibt es
natürlich nach zwei Tagen einer Rechnungsabschlussdebatte, in deren Verlauf
sämtliche Probleme der Stadt Wien bereits
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