Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 108
müssen wir verhindern, sehr geehrte Damen und Herren!
(Beifall bei der ÖVP.)
Wie gesagt, Sie zitieren hier Studien, ich zitiere
nicht nur Studien, sondern auch unverdächtige Medien. Die haben Sie auch in der
Anfrage, aber ich glaube, es ist interessant, sie noch einmal hier
hervorzuheben.
In der „Kronen Zeitung" vom 13.5. wird
angemerkt: „Die derzeitigen Explosionserscheinungen ..." - ich
zitiere hier wörtlich – „... werden in Analysen auf aktuelle Entwicklungen
und Versäumnisse zurückgeführt. Die exorbitanten Gebührenerhöhungen Anfang
dieses Jahres: Bei den Kosten für Parken, Müll, für Wasser und öffentliche
Verkehrsmittel hat die Gemeinde Wien deutliche ‚Anpassungen', wie man es nennt,
vorgenommen." (Bgm Dr Michael Häupl: Da sehen Sie, was das für ein
Blödsinn ist! Die Wassergebühr ist seit 17 Jahren nicht erhöht worden!) - Die
ist viel höher erhöht worden als die Inflationsrate! (Beifall bei der ÖVP. -
Bgm Dr Michael Häupl: Was wollen Sie denn? Sie zitieren hier Ihre eigenen
Inserate! Das ist absurd!) - Das
ist kein Inserat, das ist ein Zitat eines Journalisten!
Wenn Ihnen das nicht gefällt, Rainer Nowak von der
„Presse" hat am 19.6. gesagt, ich zitiere hier auch wörtlich: „Häupl und seine
Umgebung machen dafür Gusenbauer und seine Regierung verantwortlich. Aber auf
Funktionärsebene herrscht Frustration über die lokale Politik." (Bgm Dr
Michael Häupl: Hoffen Sie das nur!)
- Dafür kann ich nichts. – „Bei diesen millionenschweren Vergaben wie im
Prater ...," - das haben wir vorher diskutiert – „... häufig
falsche Freunde bevorzugt wurden." – „... dass die Gebühren schneller
stiegen als die Inflation, obwohl es in manchen Bereichen der Müllentsorgung
Überschüsse gibt." - Wörtliche Zitate, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael Häupl: Haben Sie den „Presse"-Artikel
gelesen, wie sie in Österreich gestaltet ist und wie in Wien?)
Das ist die Realität! Ich weiß, dass es unangenehm
ist! Es ist unangenehm! Das ist das Problem! (Bgm Dr Michael Häupl: Die
eigene Parteipropaganda zitieren Sie! Dasselbe immer wieder! Das ist wirklich
absurd!)
Herr Bürgermeister, werte Damen und Herren, lassen
Sie mich jetzt einzeln auf die Fragen eingehen und gleichzeitig auch Lösungsvorschläge
einbringen. Sie wissen, wir sind eine konstruktive Oppositionspartei. Natürlich
eine harte, ich weiß. Es ist nicht immer angenehm, wenn wir die Finger auf die
Wunden legen, aber wir bringen auch Vorschläge ein.
Ganz kurz zur Energiepreisdebatte, weil das eines
meiner Lieblingsthemen ist. (GR Kurt Wagner: Bringen Sie Ihre Vorschläge
beim Bartenstein ein!) - Hören Sie mir zu, dann werden Sie etwas lernen!
Hören Sie zu, dann werden Sie verstehen, wo das Problem ist! (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner:
Sagen Sie das alles dem Bartenstein!)
Zur Energiepreissituation: Es ist so, und das können
Sie relativ leicht analysieren, Sie können es sich auch von der E-Control
ausrechnen lassen, dass ein Drittel der Preise direkt proportional zu den
Ölpreissteigerungen gerechnet werden kann. Das erkennen wir vollkommen an. Nur
die anderen zwei Drittel müssen wir uns anschauen. Um die geht es nämlich.
Dafür wird Wien in vielen Studien auch hart kritisiert.
Ein weiteres Drittel sind die Netzleistungskosten. Hier
hätte Wien eine Änderung schon lange durchführen können, eine ordentliche
Betreibersituation, nicht eine pseudovirtuelle mit 60 Mitarbeitern,
sondern wirklich das, was auch die Europäische Union, zwar in etwas harmloserer
Form, aber doch vom Gedanken her, vorschlägt, nämlich eine Trennung zwischen
Erzeugung und Leistung. (Bgm Dr Michael Häupl: Was in der Europäischen Union
abgelehnt wurde!) Das ist nämlich genau die Situation, wie man effizienter
wird, wie man schlagkräftiger wird und wie man auch billiger wird, sehr geehrte
Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael Häupl: Das ist von
der französischen konservativen Regierung abgelehnt worden!)
Es liegt in der Natur der
Sache, dass eine Kommune wie Wien, enges Gebiet, einfach günstigere Netztarife
erzielen kann. Wenn Sie als Beispiel Niederösterreich mit derselben
Anschlusszahl bringen, so hat das einfach ein komplexeres topographisches
Gebiet zu versorgen. (Bgm Dr Michael Häupl: Da
kennen Sie sich aus! Das ist Ihr Lieblingsthema!) Hier ist Wien günstiger, das
sei Ihnen zugestanden. Aber was machen Sie? Sie nutzen diesen Vorteil, um dann
bei den landesspezifischen Gebühren, die ebenfalls etwa ein Drittel des Preises
ausmachen, den wir tagtäglich zu bezahlen haben, entsprechend hoch anzusetzen,
um in Summe, wie wir hier schon öfter gehört haben, noch eine Mittelmäßigkeit
darzustellen. Genau das ist Ihre Politik! Hier haben Sie auch den
Handlungsspielraum! Bitte reden Sie sich nicht auf den Ölpreis aus! Sprechen
Sie hier ganz deutlich mit den Experten, es ist Ihre Kompetenz, es ist Ihre
Einflussmöglichkeit und Sie haben es in der Hand, hier die Energiekosten zu
senken, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei
der ÖVP.)
Lassen Sie mich sagen, es geht hier darum, dass man
einfach auch darüber diskutieren muss. Ich bin dabei. Man kann diskutieren, ob
man etwas privatisiert oder ob man es in der kommunalen Verwaltung lässt. Aber
ich denke, eines kann man nicht machen, man kann nicht auf der einen Seite
argumentieren, der Preis ist marktwirtschaftlich global und das geht uns nichts
an und auf der anderen Seite steht das Unternehmen im hundertprozentigen
Eigentum der Stadt Wien, letztendlich im Einflussbereich der SPÖ. Ich denke, da
ist einfach Handlungsbedarf gegeben. Da kann man sich entscheiden und da sind
wir bei Ihnen. Wir können beides diskutieren. Entweder wir machen eine
kommunale Verwaltung, dann müssen wir auch die Preise hier diskutieren und dann
sind sie politisch beeinflussbar, oder wir privatisieren, das ist die andere
Variante. Aber nicht einerseits Preise privatisieren, dort, wo es nicht weh
tut, sondern nur den Bürgern, und dort, wo die Rosinen sind, kommunalisieren
wir. Sehr geehrte Damen und Herren, das ist keine Wirtschaftspolitik, die
wirklich erfolgreich ist! (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael Häupl: Ihre
Argumentation ist völliger Unsinn!)
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