Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 108
jahrzehntelanger Arbeit die Pensionen mehr oder
weniger durch eine Maschine einfach gekürzt werden können! Denn auch bei den
Löhnen und Pensionen muss gelten, dass eine steigende Kaufkraft die
Lebensqualität sichert! (Beifall der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich darf Ihnen
versichern, niemand erhöht Gebühren aus Jux und Tollerei, sondern wir haben
eine Verantwortung für die Bildungspolitik unserer Kleinsten und eine
Verantwortung für die Daseinsvorsorge in unserer Stadt! Wir haben eine
Verantwortung für die Betriebe unserer Stadt, die insbesondere auch dem
öffentlichen Verkehr und der Energie dienen! Wir werden uns dieser
Verantwortung nicht entziehen und wir werden nicht daran teilhaben, dass in den
nächsten Jahren ökonomisch gerade diese so wichtigen Verantwortungsbereiche den
Bach hinuntergehen, damit Sie nachher sagen können, wir können nicht
wirtschaften und haben das zu privatisieren! Das machen wir sicherlich nicht! (Lang
anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke dem Herrn Bürgermeister für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage und
eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal
180 Minuten beträgt.
Zur Debatte über die Beantwortung der dringlichen Anfrage
hat sich Herr GR Dipl-Ing Stiftner zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei
ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Meine Damen und Herren!
Wenn wir jetzt beim Kegelspielen wären, Herr
Bürgermeister, würde ich gratulieren und würde ich sagen, Sie haben alle unsere
neun Fragen komplett weggeschossen. Ich gratuliere Ihnen dazu! Beim
Kegelspielen sagt man, man schießt eine Sau, wenn man alle neun Kegel
wegschießt. Ich denke, Sie haben es hier geschafft, mit einem Schlag zu sagen,
Wien ist an allen Dingen unschuldig, die große Politik und die große Wirtschaft
sind es und Wien hat offensichtlich keinen Anteil an den großen
Inflationsschüben, die wir in dieser Stadt erleben. Ich denke, das ist ein sehr
schlechtes Signal!
Sie zitieren hier Studien, die großteils aus den
Jahren 2006 und 2007 kommen. Ich denke, wir leben 2008 und haben gerade am
Beginn dieses ersten Halbjahrs mit dieser recht hohen Inflationssituation zu
tun. Dann wäre es schon angebracht, hier nicht rechtfertigend eine Studie aus
dem Jahr 2007 zu zitieren, sondern sich schon ganz situativ im Sinne des
Managements und der politischen Verantwortung dieser dazu zu bekennen, heute
klare Aktionen zu setzen und sich nicht auf Studien zu berufen, die schon ein
bisschen älter sind, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben in Ihrer Anfragebeantwortung Nein zu einer
Entlastung der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt gesagt! Sie haben Nein zu
einem Gebührenstopp gesagt! Sie haben Ja zu einer weiteren Abzocke gesagt! Mir
ist schon klar, warum das so ist, warum Sie das sagen. Sie müssen es sagen,
weil es hat sich beim Rechnungsabschluss herausgestellt, dass Sie es nur durch
diese zwei Möglichkeiten, die überhöhten Gebühren einerseits und den sehr guten
Finanzausgleich andererseits, den Ihnen unser Finanzminister Molterer zukommen
hat lassen, überhaupt schaffen, ein ausgeglichenes Budget zustande zu bringen.
Ohne die Gebühren hätten Sie es nicht zustande gebracht! Deswegen beharren Sie
so darauf! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich habe Ihnen mitgeteilt, dass es dringenden
Handlungsbedarf gibt. Ich verstehe nicht, warum Sie nicht handeln wollen oder
nicht den Auftrag an Ihre Stadtratsriege geben zu handeln! Ich sage nochmals,
wer heute nicht handelt, handelt unsozial, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich hoffe, dass nicht die Beschäftigung vor allem des
Herrn Bürgermeisters mit seinem bundespolitischen Kollegen die Ursache ist,
dass die Priorität ganz woanders ist. (Bgm Dr Michael Häupl: Es tut mir
leid, dass Sie bei der Bundes-ÖVP nicht mitspielen dürfen!) Es ist
wichtiger, Herr Bürgermeister, sich um die Angelegenheiten hier in Wien zu
kümmern! Das ist das Entscheidende! Dafür Sie sind da, auch wir hier als
Abgeordnete! (Beifall bei der ÖVP.)
Die Daten sind gesagt. Ich wiederhole sie noch
einmal:
Energiepreiserhöhungen: Gas 17 Prozent, Strom
5 Prozent. 2007 haben Sie noch einmal um 6,5 Prozent erhöht.
Bäderpreise: Ich weiß nicht, was daran sozial sein
soll, um 29 Prozent zu erhöhen! Aber ich gehe dann noch einmal darauf ein.
Parkgebühren: 50 Prozent.
Fahrscheine: im Durchschnitt um 10 Prozent.
Und so geht es weiter.
Ich denke, diese Politik lässt sich in einer knappen
Zahl zusammenfassen. In der Wirtschaft nimmt man immer Kenndaten heraus. Diese
Zahl heißt schlicht und einfach, sechs Jahre SPÖ-Alleinregierung haben das
Leben der Wiener Durchschnittsfamilie um 737 EUR pro Jahr teurer gemacht,
sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael Häupl:
Das glaubt Ihnen niemand!)
Nur zur Verdeutlichung, in alter Währung sind das
ungefähr 10 000 Schilling. Das ist nicht irgendetwas! Manche Leute wären
froh, hätten sie das im Jahr mehr!
Man kann es auch sehr gut
erkennen. (Der Redner zeigt eine Graphik
her.) Wir sind zwar jetzt nicht so gut ausgerüstet wie Sie durch Ihr Büro,
haben aber natürlich auch Untersuchungen des Indexes angestellt, wie sich der
Verbraucherpreisindex entwickelt hat und wie sich die Gebührensituation
entwickelt hat. Da sehen Sie die rote Linie, die genau hier hinaufgeht. (Bgm
Dr Michael Häupl: Das ist so wahr wie die Taferl vom Jörg Haider!) - Die ist wahr! (Bgm Dr Michael
Häupl: Ja, so wahr wie vom Jörg Haider!) Es geht darum, dass über das
diskutiert wird. Jörg Haider ist, glaube ich, schon eine Sache von
vorvorgestern! Wir diskutieren über Dinge, die heute der Fall sind! (Bgm Dr
Michael Häupl: Aber das ist dieselbe Wahrheit! Darauf können Sie stolz sein!) Hier
sehen wir exorbitante Steigerungen 2007, 2008 und die
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