Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 108
passiert und das ist auch gut so. Auch wenn immer wieder versucht wird, aus jedem kleinen Scharmützel eine große Geschichte zu machen, war das schlicht falsch. Das hat zum Glück anders funktioniert. Bei internationalen Turnieren sind andere Fußball-Fans anwesend. Das hat man vorher gewusst. Leute, die sich intensiver damit beschäftigen, haben damit gerechnet, dass es nicht in dem Ausmaß ausarten kann, wie von manchen fast schon herbeigewünscht wurde, muss man sagen. Darüber bin ich sehr froh!
Gut reagiert hat in dem Bereich die Polizei. Ich bin
nicht derjenige, der hier am öftesten die Polizei lobt. Aber dort, wo kleine
Scharmützel stattgefunden haben, hat die Polizei hervorragend funktioniert. Ich
habe beim Brunnenmarkt die Feiern, vor allem beim Gürtel, mit tausenden Autos
und tausenden türkischen Fahnen gesehen. Dort hat man am Anfang die Polizei
nicht gesehen. Die sind alle in der Brunnengasse gestanden. Dort ist ja eine
autofreie, verkehrsberuhigte Zone. Dort sind sie gestanden und sind halt nur
zur Not ausgerückt, zum Glück ganz selten.
Es haben noch mehr Dinge gut funktioniert. Der Müll
war jeden Tag wieder weg. Ich wohne ums Eck beim Brunnenmarkt. Am Morgen, wenn
man hinausgegangen ist, hat man nichts mehr bemerkt. Die MA 48 hat
offensichtlich Einsätze in der Nacht gehabt, wie sie höchstens im Winter die
Schneeräumer haben, wenn es ausnahmsweise einmal sehr viel schneit. Das hat
hervorragend funktioniert!
Der U2-Abtransport war beim ersten Spiel von
Österreich noch nicht ganz so hervorragend. Ich bin 50 Minuten in der
Schlange gestanden. Beim zweiten Mal war ich in sieben Minuten aus dem Stadion
weg. Auch das hat meiner Meinung nach sehr gut funktioniert.
Aber es ist nicht meine Aufgabe, ausschließlich voll
des Lobes zu sein. Man darf auch ein Fußball-Fan sein, man darf auch für die
EURO sein und trotzdem noch ein paar Fragen stellen: Was bleibt denn von dieser
EURO? Was werden wir im Rückblick von dieser EURO haben?
Wir hatten, und das muss man zumindest überprüfen,
warum das so war, die teuerste Fan-Zone mit sehr hohen Standgebühren, das
korreliert ja miteinander, die insgesamt dazu geführt haben, dass jetzt ein
paar Standler - auch das wird man erst am Ende überprüfen können, es sind
vielleicht noch ein paar gute Geschäftstage vor uns - sagen, sie sind
finanziell nicht nur in Schwierigkeiten, sondern das könnte das Ende für sie
bedeuten, weil sie die Gebühren hinten und vorne nicht hereinspielen konnten.
Da gibt es schon ein paar Räume innerhalb der Fan-Zone, wo absehbar war, dass
der Umsatz sehr schwach sein wird. Ich sage jetzt einmal, nahe bei der
Universität. Diese Stände hätte ich als Unternehmer nicht genommen. Für
diejenigen, welche sich diese genommen haben, ist das schon auch
unternehmerisches Risiko. Allerdings mit den hohen Standgebühren belastet, ist
es dort nicht gut möglich gewesen, ein Geschäft zu machen.
Was man auch noch hätte machen können und was die
GRÜNEN vorgeschlagen haben, waren eigene Fan-Meilen außerhalb der Fan-Zone, zum
Beispiel eine Fan-Meile für Familien. Die sind abgelehnt worden mit der
Begründung, die UEFA diktiert hier Spielregeln, die das nicht möglich machen.
Dass diese Spielregeln nur für die eine Fan-Zone gelten, hat man ein bisschen
verwässert dargestellt. Man hat es dann gesehen, weil im Hanappi-Stadion gab es
plötzlich Ottakringer Bier um 4 EUR und nicht Carlsberg um 4,50 EUR,
nur um ein Beispiel zu nennen. Dort haben die Spielregeln nicht gegolten. Die
einzige Regel, die nämlich für Fan-Zonen außerhalb gegolten hat, war, wer einen
großen Schirm aufstellt, zahlt dafür Gebühren. Fertig. Den Rest muss man selbst
organisieren und das ist dem jeweiligen Veranstalter überlassen.
Bei den Preisen, die im Umfeld gestiegen sind, gibt
es bei Großveranstaltungen aus der Vergangenheit leider die Erfahrung, dass die
Preise nicht sofort wieder fallen. Wer hat da ein Geschäft gemacht? Wer
gewinnt? Nicht das Finale am Sonntag. Das wissen wir nicht. Wer gewinnt
insgesamt? Die UEFA macht 700 Millionen EUR Profit. Die öffentliche
Hand hat bis jetzt sehr viele Vorleistungen auf Bundesebene und auf Staatsebene
gehabt und es ist die Frage, ob sich die Umwegrentabilität so einstellt, wie
man sich das wünschen muss, weil sonst ist es kein Geschäft gewesen. Das kann
man heute noch nicht beurteilen. Das wird erst die Zukunft zeigen. Bis jetzt
ist der große Gewinner trotzdem der Fußball mit seinen Fans, die sich viel
besser benommen haben, als manche befürchtet haben.
Die stetige Kommerzialisierung des Sports kann man
weder der SPÖ noch sonst jemandem anlasten. Das ist ein bisschen schade. Mir
hat der Fußball in den 60er und 70er Jahren besser gefallen. Deswegen trage ich
auch ein Retro-Shirt.
Die EURO insgesamt scheint zumindest bis jetzt ein Erfolg
gewesen zu sein. Ich hoffe, dass sich vor allem die Fans bis diesen Sonntag
genauso weiterfreuen und sie so weiterfeiern, wie das bis jetzt der Fall war
und wünsche denjenigen, die womöglich sogar Karten haben, ein schönes Spiel in
dieser Woche. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Nurten Yilmaz.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die nächste Wortmeldung macht Frau GRin Anger-Koch.
GRin Mag Ines Anger-Koch
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Sie haben vollkommen recht, die EURO ist eine Chance
für Wien, sich der Welt zu präsentieren. Die EURO läuft gut. Wir haben uns alle
auf die EURO gefreut. Nur muss ich auch in Erinnerung bringen, die Chance, die
EURO nach Wien zu bekommen, war unter der Bundesregierung Schüssel vor sechs
Jahren! Darauf sind wir auch sehr stolz, dass die Bundesregierung das damals
ermöglicht hat, die EURO nach Wien zu bringen! (Beifall bei der ÖVP.)
Nur glaube ich, es ist einfach ein
bisschen verfrüht, Lobeshymnen loszulassen, wie gut alles wieder ist.
Bekanntlich ist die SPÖ Europameister im Schönreden. Darum jubeln Sie jetzt
schon. Abgerechnet wird jedoch
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