Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 108
und relativ gut verlaufen, wobei wir natürlich, Gott sei Dank, auch Glück gehabt haben, weil Wetter, Spielkombinationen mit schwierigen Spielen in der Schweiz und so weiter dazu beigetragen haben. Es hat bisher gut funktioniert, wenn man davon absieht, dass unsere Mannschaft gleich hinausgeflogen ist, dass wir den Fußballtrainer verloren haben und dass wir ein miserables zweites Fernsehprogramm als Ersatz für die Fußballspiele haben. Die Fans haben sich, wie gesagt, dank unserer Exekutive auch relativ brauchbar gehalten. In Deutschland wurden das letzte Mal zwar auch friedliche Spiele hochgelobt, im Nachhinein hat sich dann allerdings gezeigt, dass es in Wirklichkeit nicht ganz so war und dass sehr viel verdeckt wurde. Wir mögen hoffen, dass es vor allem auch heute Abend gut geht und dass wir weiter davon ausgehen können, dass alles weitgehend klappen wird.
In dem Zusammenhang zu dem Ausweichplatz: Der
Ausweichplatz wurde sicher nicht so besucht, wie man es erwartet hat und wie es
auch finanziell interessant gewesen wäre. Aber solche Reserven muss man haben.
Das war, glaube ich, im Prinzip eine richtige Entscheidung der
Verantwortlichen.
Allerdings gilt es schon eines zu beachten. Bilanz
kann man erst am Ende ziehen, wenn die Spiele vorbei sind. Dann wird die Bilanz
in mehrfacher Hinsicht gezogen werden, nicht zuletzt auch in kaufmännischer
Hinsicht. Wie man hört, hat es schon einiges an Schwierigkeiten und Problemen
gegeben, vielleicht weil man zu große Erwartungen bei den Unternehmern geweckt
hat, die dann nicht erfüllt wurden. Wir werden sehen, wie es da aussieht.
Wir werden auch sehen, wie die Fremdenverkehrsbilanz
dann wirklich aussehen wird. Wir werden allesamt sehr stark hoffen müssen, dass
es mit den Preisen, die gewaltig hinaufgeschnalzt sind, wieder hinuntergeht und
dass das Bier wieder unter 4,50 EUR und, wie man liest, in einem Wiener
Kaffeehaus ein Liter Wasser unter 8 EUR zu haben sein wird.
Ein Punkt sollte bei der ganzen Geschichte aber nicht
vergessen werden. Im Großen gesehen hat es großflächig noch keine Probleme
gegeben. In Teilbereichen hat es aber doch etwas anders ausgeschaut, als uns
heute von der Frau Stadträtin gesagt wurde. Ich zitiere da nur aus einigen
Zeitungsberichten: „Heftige Randale in der City, fliegende Sessel, Barhocker,
Flaschen, Fäuste und so weiter. Entgegen beschwichtigenden offiziellen Darstellungen
war die Nacht nicht so ruhig." Oder: „Rangeleien am Rathausplatz,
zeitgleich auf der Kaiserwiese: noch mehr Raufereien, Festnahmen nach
Match-Ende, größerer Tumult; Bermudadreieck, gleichzeitig in der Judengasse:
randalierende Austrianer, die eingreifenden Polizisten mit allem beworfen
haben, was zur Verfügung stand, Unbeteiligte flüchteten in Lokale; Rabensteig:
Hooligans, nächste Prügelei." Und so geht es weiter und weiter. Es war
nicht ganz ohne. Es war lokal begrenzt, aber für die Leute, die in dem Bereich
gewohnt haben und in dem Bereich zu Hause sind oder zu tun hatten, war diese
Problematik gegeben. Am stärksten war sie natürlich im Bereich der Ottakringer
Straße gegeben.
Jetzt erinnere ich Sie, meine Damen und Herren von
der SPÖ, daran, wir haben eine solche Debatte schon lange vor der
Europameisterschaft geführt. Von unserer Seite wurde gefordert, dass die
Ottakringer Straße immer rechtzeitig abgesperrt wird. Meine Kollegin Matiasek
hat das mehrfach zur Sprache gebracht. Sie haben das als unsinnig, unnötig,
überflüssig abgelehnt! Gleich am Anfang musste sie zum ersten Mal abgesperrt
werden. Um Gottes willen, ich verstehe eines wirklich nicht: Warum nimmt man
nicht vernünftige Vorschläge aus der Opposition auf, setzt sie um und erspart
sich damit einiges an Ärger? Es wäre notwendig gewesen, aber so wird ungesehen
ein vernünftiger Vorschlag genommen und abgelehnt! Das kann es nicht sein!
Noch ein letzter Punkt zum Abschluss: Es ist nichts
gegen die Fan-Begeisterung einzuwenden, auch nicht gegen das Schlagen und
Springen in einem gewissen Rahmen, auch der Überschwang darf einmal sein. Aber
zur Gewohnheit darf das als Folge dessen nicht werden. Es kann nicht sein, dass
in Zukunft bei Spielen von Fenerbahce oder sonstigen Mannschaften die Bewohner
in Ottakring auf ihre Nachtruhe verzichten müssen und die geparkten Autos unter
Umständen beschädigt werden!
Die Verhältnismäßigkeit beim Polizeieinsatz war gut
und notwendig. Aber die Toleranz in derartigen Bereichen muss dann ihre Grenzen
haben, wenn es droht, zur Gewohnheit zu werden. Wir haben allerdings schon bei
solchen Spielen in der Vergangenheit gemerkt, dass es ziemlich heftig wird. Es
darf eines nicht passieren, dass es in Zukunft dann noch heftiger wird. Denn
das soll bei uns auf Dauer keinen Platz haben! - Danke. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn: Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die GRÜNEN präsentieren sich bunt, so bunt wie die
Stadt ist, und zeigen auch die Vielfalt in der Stadt. Meine Kollegen und
Kolleginnen tragen alle Leibchen von Teams, die dabei sind oder dabei waren.
Ich trage das Büßerhemd. Ich vertrete die Nation, die sich gar nicht
qualifiziert hat. Das ist nämlich ein englisches Shirt.
In dieser Stadt, und das ist das Schöne gewesen, sind
die Leute einen Tag noch Portugiesen und zwei Tage Türken. Ich bin heute Abend
zum Beispiel Türke, morgen Abend Spanier. Das haben auch die Österreicher und Österreicherinnen
gemacht. Die Leute, die hier mitgefeiert haben, sind nicht nur Menschen, die
aus einem anderem Land gekommen sind, sondern Leute, die hier wohnen, auch
Österreicher und Österreicherinnen im Sinne der FPÖ, nämlich solche, die es
wahrscheinlich seit ein paar Generationen sind. Beim Holland-Spiel waren in der
Fan-Zone so viele Leute Oranjes, die nicht holländisch gesprochen haben. Das
hat Marco Schreuder nicht so gut gefallen. Noch besser wäre es gewesen, wären
mehr Original-Oranjes hier gewesen.
Die Hooligans, die Wien in Schutt
und Asche legen, wie es angekündigt wurde, sind nicht da. Das ist nicht
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