Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 108
auch die Anrainerinnen und Anrainer am Gürtel verunsichert. Bei einer Informationsveranstaltung im November 2006 gab es einstimmige Ablehnung gegen die Übersiedelung an den Gürtel; eine Bürgerinitiative gegen den Standort bildete sich. Wann werden die Bewohnerinnen und Bewohner in die Übersiedlungspläne eingebunden?)
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin! Sie stellen in Ihrer Anfrage fest, dass hier der Bezirk in
dieser Situation nicht gut behandelt worden ist. Sie zitieren die
Bezirksvorsteherin, aber eben nicht die Bezirksvorsteherin authentisch, sondern
so, wie die Frau Bezirksvorsteherin in der Zeitung zitiert wurde - und Sie
wissen genauso wie ich, dass das, was gesagt wird, das eine ist, aber dass das
nicht immer - manchmal schon, aber nicht immer - eins zu eins dem entspricht,
was dann auch in der Zeitung zu lesen ist.
Wie ist die Situation? - Die Situation ist so, dass
die Übersiedlung der Beratungsstelle Ganslwirt ein gemeinsames Vorhaben des
Fonds Soziales Wien und der Sucht- und Drogenkoordination unserer Stadt ist und
dass dieses gemeinsame Vorhaben vorsieht, dass einerseits eine Unterkunft für
ehemals obdachlose Menschen geschaffen werden soll und andererseits eben ein
neuer Standort für den so genannten Ganslwirt.
Das Wohnhaus wird voraussichtlich 60 Wohnplätze in
Kleingarconnieren umfassen und ist für ehemals wohnungslose Menschen, die
derzeit auf der Straße oder in Übergangswohnhäusern der Wiener
Wohnungslosenhilfe wohnen und die nicht ganz ohne Betreuung leben können,
gedacht und auch für Menschen, die jetzt in Pflegeheimen leben, die dort vor
teilweise vielen Jahren auf Grund von physischen, aber vor allem auch
psychischen Problemen aufgenommen worden sind und für die es eben damals, im
Gegensatz zur jetzigen Situation, keine Möglichkeit gab, diese Menschen ihren
Bedürfnissen entsprechend unterzubringen, und das ist eben nicht in einem
Pflegeheim, sondern in einer betreuten Wohnform.
Die geplante Wohneinrichtung ist damit eine von
16 bestehenden Einrichtungen, die derzeit in 12 Wiener Bezirken erfolgreich
umgesetzt werden. Ein sozial betreutes Wohnhaus stellt natürlich auch
grundsätzlich keine zusätzliche Belastung für die Bevölkerung dar - Sie wissen
es ja auch als Präsidentin des Hilfswerks, weil es ja im 6. Bezirk in der
Bürgerspitalgasse ein sehr, sehr erfolgreiches und gut geführtes soziales
Wohnprojekt gibt. Da ist es gelungen, Dauerwohnplätze für Frauen zu schaffen,
und das funktioniert in hervorragender Kooperation mit dem Bezirk und mit der
Bevölkerung.
Die Übersiedlung des Ganslwirts führt zu einer
Verbesserung der Situation für alle Betroffenen, nämlich für die Anrainerinnen
und Anrainer und ganz besonders natürlich auch für die Menschen, die
drogenkrank sind und unsere Betreuung brauchen, weil wir mehr Platz brauchen
und damit auch das Angebot für diese wichtige soziale Zielgruppe ausbauen
können.
Wir haben uns auch entschlossen, dass wir die
Vorgangsweise, die bei der Errichtung des Projekts in der Bürgerspitalgasse
gewählt wurde, nämlich alle Schritte der Bevölkerung auch zu kommunizieren, in
diesem Projekt auch wählen werden, weil es eine ähnliche Situation ist, und wir
befinden uns jetzt gerade im Abschluss der Planungen. Es wird, sobald die
Planungen fertig sind, auch eine umfassende Information der Bezirksvertretung
geben. Wir haben bei diesem Projekt auch etwas gemacht, was wir bei der
Bürgerspitalgasse nicht gemacht haben, und es erfolgt somit eine Erweiterung
der Information der Bürgerinnen und Bürger: Während wir beim Projekt in der
Bürgerspitalgasse nicht, bevor sich noch irgendetwas getan hat, die Bürgerinnen
und Bürger mit einbezogen haben, haben wir uns bei diesem Projekt anders
entschieden und haben hier sozusagen einen weiteren Schritt, einen noch
früheren Schritt der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger vorgesehen. Wichtig
ist, dass hier alle Grundstücksnachbarn einbezogen worden sind.
Daher ist es jetzt noch nicht in Bau, sondern knapp
davor, dass wir endlich damit beginnen können. Da bin ich schon der Meinung,
dass es gescheiter ist, die Sachen dingfest zu machen und dann sinnvoll
umzusetzen. Wir sind hier auf einem sehr guten Weg in der Kooperation mit den
Grundstücksnachbarn. Die voraussichtliche Bauzeit wird rund 18 Monate
betragen. Ich bin sehr optimistisch, so wie ich auch eine Anfrage vor Kurzem
beantwortet habe, dass wir 2010 „Ganslwirt neu" plus sozial betreutes
Wohnen eröffnen können.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Eine Zusatzfrage.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank, Frau Stadträtin, für die
Beantwortung.
Sie haben für mich jetzt zwei verschiedene Dinge
vermengt. Vielleicht habe ich es auch falsch verstanden.
Das eine ist eine sehr wichtige und richtige
Einrichtung in der Stadt. Die Stadt verfügt schon über Wohnhäuser für ehemals
obdachlose Menschen. Da gehe ich ganz d'accord mit Ihnen, dass Sie da eine sehr
richtige Vorgehensweise gewählt haben, nämlich zuerst alles dingfest zu machen,
um dann die Bevölkerung einzubeziehen und darüber zu informieren.
Die zweite Sache ist aber, und das haben Sie in der
gleichen Beantwortung erwähnt, die Übersiedlung des Ganslwirts. Das ist nämlich
für mich ein ganz anderes Thema. Die Übersiedlung des Ganslwirts wurde, und das
habe ich in der Anfrage ausführlich dargestellt, bereits 2007 angedacht, dass
da der Spatenstich erfolgen soll. Der ist bis heute nicht erfolgt. Mittlerweile
hat sich eine BürgerInneninitiative gebildet, die gegen die massiven
Sozialeinrichtungen dort, unterhalb des Gürtels, denn dort kommt auch der
Vinzimarkt hin, mobil macht. Es wird wahrscheinlich sehr schwierig für die
Stadt werden, das zu argumentieren, weil jetzt sind es verschiedene
Sozialeinrichtungen, die unmittelbar zum gleichen Zeitpunkt dort eröffnet
werden sollen.
Meine ganz konkrete Frage ist: Wie werden Sie die
Bürgerinitiative in die weiteren Überlegungen einbeziehen?
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