Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 118
nämlich immer weniger da für Supervisionen der
MitarbeiterInnen.
Ich habe gehört von einem Team mit mehreren Menschen,
die früher selbst immer zumindest vier bis fünf Supervisionseinheiten im Jahr
hatten, dass es dort jetzt so ist, dass alle KollegInnen ihre Einheiten
zusammenlegen, um wenigstens einem neuen Kollegen oder einer neuen Kollegin ein
paar Supervisionseinheiten zukommen zu lassen. So schaut's aus!
Frau Stadträtin! Ich weiß nicht, worüber Sie vom
Herrn Hacker informiert werden und worüber nicht. Ich befürchte allerdings,
dass die Informationen nicht allzu ausführlich sein werden. Ich fordere Sie
daher auf, nehmen Sie ihn an die kürzere Leine! Beenden Sie diese neoliberalen
Managementmethoden! Und das Allerbeste wäre überhaupt, diese unsägliche
Ausgliederung wieder rückgängig zu machen.
Bevor Sie wieder Ihre Worte des Dankes an das
Personal richten, Frau Stadträtin, bedenken Sie, was dort wirklich los ist. Sie
haben Handlungsbedarf. Tun Sie etwas, und das schnell! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das
Wort hat Herr GR Deutsch.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte zu einigen von der ÖVP und den GRÜNEN
eingebrachten Anträgen, die sich auf die Tätigkeit der Untersuchungskommission beziehen,
Stellung nehmen, in denen von gravierenden Missständen in der Wiener
Psychiatrie die Rede ist. Ich darf dabei festhalten, dass diese Behauptungen,
die Sie auch heute wieder neuerlich aufgestellt haben, den bisherigen
Untersuchungen widersprechen. Im Gegenteil, Sie waren bis heute nicht in der
Lage – und das trotz mehrmaligen Aufforderns –, für Ihre Behauptungen
Unterlagen auf den Tisch zu legen. Sie konnten Ihre Behauptungen, die bislang
unbewiesen sind, nicht beweisen. Wir haben Sie mehrfach aufgefordert,
allfällige Missstände zu benennen. Das haben Sie bis heute nicht getan. Sie
haben eigentlich sehr, sehr lange Zeit gehabt, nämlich zwischen drei und vier
Monaten, seit der Einsetzung dieser Untersuchungskommission beziehungsweise
seit der Konstituierung. Sie haben es nicht getan.
Wir hätten größtes Interesse zu wissen, wenn es einen
Missstand gäbe, damit wir den nämlich sofort beheben können. Wir haben nichts
zu verbergen. Wir haben von Anfang an gesagt, alles soll auf den Tisch. Aber
Sie sind nicht in der Lage dazu und werden sich daher auch den Vorwurf der
Skandalisierung gefallen lassen müssen, wenn Sie jetzt sogar in Kauf nehmen,
dass möglicherweise Patientinnen und Patienten Angebote, derer sie bedürfen,
nicht mehr in Anspruch nehmen, weil sie zutiefst verunsichert sind.
Ich muss Ihnen sagen, ich gehe auch davon aus, dass
Sie in der nächsten Zeit und in den nächsten Monaten, bis wir diese
Untersuchungskommission beenden werden, auch keine Missstände auf den Tisch
legen werden, weil Sie sich ansonsten die Frage beziehungsweise den Vorwurf
gefallen lassen müssen, wie lange Sie bereits darüber Bescheid wissen und warum
Sie wissentlich das nicht auf den Tisch gelegt haben beziehungsweise sogar in
Kauf genommen haben, dass es diese Missstände, die möglicherweise hätten
abgestellt werden können, weiterhin gibt. – Das ist der erste Punkt zu dem
Titel Ihrer Anträge, die Sie heute hier eingebracht haben.
Betreffend den Beschlussantrag der GRÜNEN, einen
umfassenden Reformprozess in der Psychiatrie in Wien in Gang zu setzen, kann
ich Ihnen sagen, dieser Antrag kommt um Jahrzehnte zu spät. Es ist Jahrzehnte
zu spät, dass Sie diesen Antrag eingebracht haben, denn Experten – und wir
haben nationale und internationale Experten in den letzten 11 Sitzungen der
Untersuchungskommission hören können – haben eindrucksvoll bestätigt, dass Wien
über ein umfassendes psychiatrisches Versorgungsangebot verfügt.
Es wurde auch betont, dass allfällig auftretende
Probleme – und Fehler können überall passieren, überall, wo gearbeitet wird,
passieren Fehler – im Sinne eines Beschwerdemanagements, im Sinne einer
positiven Fehlerkultur aufgearbeitet werden. Wien ist Vorreiter nicht nur, was
die Regionalisierung der Psychiatrie betrifft – diese Regionalisierung ist
bereits abgeschlossen; die Dezentralisierung wird mit der Inbetriebnahme des
Krankenhauses Nord im Jahr 2013 abgeschlossen werden –, diese nationalen und
internationalen Experten haben auch klar dargelegt, dass Wien über ein
Zukunftskonzept verfügt.
Über den Antrag auf Abschaffung der Netzbetten in der
stationären Psychiatrie bin ich einigermaßen erstaunt, muss ich Ihnen sagen,
Frau Kollegin Pilz, dass darüber der Wiener Gemeinderat abstimmen soll. Es
steht, glaube ich, außer Streit, dass freiheitsbeschränkende Maßnahmen auf
Grund der Schwere der Erkrankung im Akutfall immer wieder notwendig, aber nicht
der Regelfall in der Psychiatrie sind, um Selbst- und Fremdgefährdungen zu
verhindern, um gegebenenfalls jemanden davon abzuhalten, etwa aus dem Fenster
zu springen, aber auch jenen Menschen zu helfen, die beispielsweise auf Grund
einer tragischen Biographie Angst vor dem Leben haben.
Ich weiß, dass das Thema Netzbett zu einer
Symbolfrage in den letzten Wochen und Monaten geworden ist. Experten haben uns
gesagt, dass es bei diesen Beschränkungsmaßnahmen keine ausreichend gesicherte
beste Maßnahme gibt, weshalb wir daher der Meinung sind, dass diese Thematik
weiterhin auf fachlicher Ebene diskutiert werden soll. Denn die Behauptung,
dass sich nahezu alle namhaften Experten gegen die Verwendung von Netzbetten
ausgesprochen haben, ist falsch, das ist nicht richtig (GRin Dr Sigrid Pilz: Natürlich ist das so!), sondern es gibt hier
unterschiedliche Aussagen.
Auch die Schlussfolgerung, dass
mit einer vollständigen Abschaffung der Netzbetten eine entsprechende
Aufstockung der Personalressourcen notwendig wäre, ist falsch. Gerade das
Innsbrucker Beispiel hat uns gezeigt,
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